Chronik Regenhütte

Chronik Regenhütte

Zeitreise eines Glasmacherdorfes
aus der Chronik Regenhütte
Bearbeitung: Dr. Hans Lettenmayer (†)
herausgegeben im Jahr 2000 vom Dorfverein Regenhütte e.V.

ZEITREISE


von 1750 bis 2003

(Diese Internetfassung wurde von Bernhard Wittmann erstellt)

Einfach auf das Jahr klicken und die Reise kann beginnen!

1750 bis 1827

1750 Ortsentstehung von Regenhütte

Der Ort verdankt seine Entstehung der Errichtung einer Glashütte durch Felix Martin Kisling, seit 1744 Besitzer des Glashüttengutes Rabenstein. Die Hütte wurde „Rabensteiner neue Hütte“ genannt im Gegensatz zur „Althütte“, die von 1670 bis 1750 in Betrieb war. Rabenstein hatte bereits davor eine lange Glashüttengeschichte mit mehreren anderen Hüttenstandorten aufzuweisen. So ist im Jahre 1421 erstmals eine „Paternoster-Hütte am Rabenstein“ urkundlich erwähnt worden.

Die „Rabensteiner neue Hütte“ wurde hauptsächlich als Tafelglashütte genutzt, teilweise wurde auch Hohlglas hergestellt. Die Grösse der Hütte war beachtlich (wenn man den alten Kartenmaßstäben vertraut); sie entsprach in etwa den Abmessungen des heute noch vorhandenen Steigerwald-Hohlglas-Hüttengebäudes, das aus dem Jahre 1865 stammt.

1755

In einem Kartenwerk von 1755 werden zwei „Rabensteiner Kislingische Glas-Hütten“ aufgeführt: Die „alte Glashütten“ am Mühlbachl, unterhalb des Steinriegels und die „Glashütten“ an der „kleinen Devenik“,  kurz vor der Einmündung in den „grossen Regen Fluss“, also die Regenhütte.

1762

Eduard Vopelius  nimmt Bezug auf einen Kommisionsbericht des Rentmeisters zu Straubing von 1762 über „ die in dem Waldrevier des Rentamts Straubings angelegten Glashütten... Schönau, Ober-Zwieselau, Frauenau, Klingenbrunn, am Lochberg, Mooshütte, Braitenauer-, Rabensteiner- und Riedelhütte...mit Holz- und Aschegenuß für den Betrieb nur eines Glasofens...“.

1769

Der Landgeometer Josef Damian Stuber fertigte einen Plan über „die churfürstliche (Degenbergische) Waldung am Rabenstain“, in welchem die „Glas Hitten“ an der „Kleinen Devenik“, kurz vor der Einmündung in den Regen, eingezeichnet ist. Der Weg dorthin wird „als „Straß von Zwisel zu der Rabenstainer Glas Hitten“ angegeben und führt und von da weiter „nach der Arber Glas Hitten“. Dieser Weg lag weit entfernt von der „Hochstraß von Zwisel nacher Eisenstain in Böheim.“  Die genaue Lage der Hütte mit Nebengebäuden kennen wir aber erst aus späteren Plänen anhand der bezeichneten Flur-Nr. Im Plan von Stuber ist auch noch die „alte Glas Hitten“ in der Nähe des „Kiß Pruch ́s“ verzeichnet.

1786/92

Vopelius stellte in seiner „Entwicklungsgeschichte der Glasindustrie“ fest, daß im „rechtsrheinischen Bayern“ 1792 in den Glashütten beschäftigt waren:

  • 10 Glashüttenmeister
  • 67 Gesellen
  • 268 Lehrlinge und Nebenarbeiter
  • 8 Schleifer
  • 59 Steinschneider 

Der Wert der gesamten Fabrikate, alles nur „gemeine Ware“, habe 51.250 fl.* betragen.


Vopelius beklagt in diesem Zusammenhang die Zurückgebliebenheit der bayerischen Glashütten, vor allem hinter den böhmischen Hütten und belegt das mit Angaben über Böhmen aus dem Jahre 1786. Danach gab es dort:

  • 64 Glashütten mit 1.334 Beschäftigten (1855 waren es 83 Hütten!) 
  • 231 Glasmaler und Vergolder
  • 306 Schleifer
  • 496 Kugler
  • 260 Glas- und Wappenschneider.

Die Einnahmen der böhmischen Hütten hätten insgesamt 2,5 Mio fl betragen.


*Die Abkürzung "fl" bedeutet: GULDEN. Es war ursprünglich eine auch "Guldiner" genannte Goldmünze. Die ersten Goldgulden wurden 1252 zu Florenz geprägt und waren eigentlich Handelsmünzen, damit man nicht so viel Silber mit sich führen mußte. Sie waren Nachahmungen des "Byzantiners" und zeigten auf einer Seite das Bild Johannes des Täufers, auf der Rückseite eine Lilie mit der Inschrift FLORENZIA. Von dieser Aufschrift kam der Name Florenus, Flor, oder Französ. florin. Abkürzung: fl.- Im 17.Jahrh. wurde der Florin durch den Dukaten verdrängt; am längsten hielt er sich in Hannover und Bayern. Das Metall war dann Silber. Eingeteilt wurde der Gulden zu 60 Kreuzern, der Kreuzer zu 4 Pfennigen. 3 Gulden entsprachen 2 Reichsthalern.

1804

Auf der „Neuhütte“ ist ein Ofen in Betrieb, an dem zwei Tafelglasmacher und 4 Hohlglasmacher arbeiten. 

1807

Bau eines zweiten Ofens auf der „Neuhütte“, der jedoch nur wenig genutzt wurde.

1808

„Die Rabensteiner neue Hütte“ besteht aus 9 Arbeiterwohnhäusern. 

1817 - 1820

Kurzer Wiederbeginn in Althütte


1817 wurde die Althütte in Rabenstein von Wolfgang von Kiesling als Hohlglashütte wieder in Betrieb genommen. Am Sonntag, den 5. November 1820 brannte die Hütte durch Unachtsamkeit des Schmelzers Georg Bärtel ab. Althütte wurde danach als Hüttenstandort endgültig aufgegeben. Die Häuser dienten noch eine Zeitlang als Wohnungen für in Schachtenbach beschäftigte Glasmacher, später für Waldarbeiter (1964 wurden die letzten Häuser abgebrochen, die Lichtung aufgeforstet).


1821

Bei der Gemeindebildung wurde das Glashüttengut Rabenstein (mit Ableg, Althütte, Neuhütte und Schachtenbach) der Gemeinde Klautzenbach zugeordnet.


1822

Gründung von Schachtenbach


Durch Wolfgang von Kiesling wurde die „Höll- oder Schachtlbach- Hütte“ erbaut.

1825

Am 20.10.1825 ordnete König Ludwig I. an, daß „Baiern“ künftig mit „y“, also „Bayern“ zu schreiben sei.

1825 und 1828

Gründung von Ludwigsthal


Benedikt von Poschinger, Oberzwieselau, Wolfgang von Kiesling, Rabenstein und Georg Christoph Abele aus Böhmen (Besitzer der Glashütten Hurkenthal und Deffernik) hatten schon seit Jahren versucht, eine Glashütte als Gemeinschaftsgründung am Kolbersbach, Revier Zwieseler Waldhaus, zustande zu bringen. Ein bereits 1822 genehmigter Plan kam jedoch nicht zur Ausführung. 1825 wurde die Genehmigung auf Abele allein übertragen, der 1826 mit dem Bau einer Tafelglashütte begann.  In der Folgezeit enstanden in „Bazelreuthen“, wie der Ort damals hieß, Arbeiterwohnhäuser, Herrenhaus (1830) und Ökonomiegebäude. 


Den Bau der Glasfabrik und aller anderen Werk- und Wohnhäuser hatten der Maurermeister Moser aus Zwiesel und der Zimmermeister Georg Sterr aus Rittsteig ausgeführt. Herrenhaus und Ökonomiegebäude, nach Plänen des k.k. Hofbaumeisters von Zobel aus Prag, enstanden unter Bauleitung des k.k. Hofbaumeister- Poliers Christian Lexa. 


Im September 1828 kam die Hütte in Betrieb. Die beschäftigten Glasarbeiter stammten alle aus Böhmen. Der Ort erhielt zu Ehren und mit „allerhöchster kgl. Bewilligung Sr. Majestät König Ludwig I.“ seinen heutigen Namen Ludwigsthal. Schon bald machte sich die Hütte durch die Qualität und Grösse ihrer Weißzollspiegel-Produkte einen ausgezeichneten Namen. Ludwigsthal wurde als eine „Zierde des Landes bezeichnet“ und errang auf Industrieausstellungen in München 1828 und 1834 Preise.


1827

Verschiedene Quellen erwähnen, daß in diesem Jahr in der Regenhütte ein „Eisen- und Waffen-Hammer“ erbaut worden sein soll. Heute noch ist der Ortsteil-Name „Hammer“ gebräuchlich, der das zu bestätigen scheint, ebenso wie frühere Hausbezeichnungen (siehe 1927) in diesem Ortsteil. 


Auch ohne konkretere Unterlagen darüber aufgefunden zu haben, kann man annehmen, daß hier tatsächlich einmal eine mit Wasserkraft (aus der nahegelegenen Deffernik) betriebene Hammerschmiede existierte, die, wie die  Abbildung zeigt, ausgesehen haben könnte.


Daß es sich um eine „Waffenschmiede“ gehandelt habe, ist allerdings schon von der angegebenen Gründungszeit her unwahrscheinlich. Eher wurden dort Handwerkszeug, Beschläge, Hufeisen usw. für den Bedarf der Hütte und der Einwohnerschaft geschmiedet.

1828 bis 1845

1828

Im Mai dieses Jahres wurde Joseph Schmidt (von der Antigl-Hütte aus Goldbrunn kommend) Pächter der Sch achtenbachhütte. Er begründete den Ruhm Schachtenbachs mit hervorragenden Erzeugnissen. Er errang 1830 einen mit 3000 fl dotierten Staatspreis und 1834 eine Silbermedaille bei der Industrie-Ausstellung in München. 


Für Schmidt arbeitete u.a. Michael Schmitzberger (1790 - 1851), aus der aus Böhmen eingewanderten bekannten Glasschneiderfamlie Schnitzberger stammend.


1830

Wolfgang von Kiesling verpachtet die Rabensteiner neue Hütte an den Pottasche- und Glashändler Samuel Löwith aus Drosau in Böhmen, bei dem er durch übermäßige Kreditnahme verschuldet war. Die Hütte wurde danach auch „Judenhütte“ genannt.

1832

Schachtenbach zu dieser Zeit: 

Weiler mit 18 Einwohnern, 2 Häusern und einer Glashütte.

1834

Baubeginn der Eisensteiner-Straße von Zwiesel zunächst bis Bazelreuthen, Fertigstellung bis Eisenstein im Jahre 1840.

1835

„Auf dem Glashüttengute Rabenstein bei Zwiesel im Landgerichte Regen, wozu 5.000 Tagwerke Waldungen gehören, sind 2 Glashütten im Betriebe, nämlich 1) die Regenhütte und 2) die Schachtenbachhütte.


Die Regenhütte wird gegenwärtig von den Relikten des Herrn Abele pachtweise betrieben, und zur Zeit auf einem Ofen gearbeitet. Der Bedarf an Holz wird aus dem Rabensteiner Wald gedeckt. Das Quantum kann nicht angegeben werden, weil der Pächter den Betrieb erst vor Kurzem begonnen hat. Der Quarz wird vom Rabensteiner Quarzbruche verwendet....Die Hütte wird blos auf Tafelglas betrieben, wovon ein Theil künftig in allen Farben dargestellt wird. Der vortreffliche Quarz, welcher angewendet wird, hat den Fabrikanten in den Stand gesetzt, Glasglocken und Glasstürze von ausgezeichneter Qualität in allen Dimensionen und Biegungen zu verfertigen, und die Absatzverhältnisse sind ganz nach Wunsch.


Die Schachtenbachhütte wird von dem thätigen Glasfabrikanten Herrn Schmid zu Rabenstein seit 6 Jahren pachtweise betrieben. Sie hat einen deutschen Ofen mit 10 Häfen. Es wird gearbeitet ohne Unterbrechung solange der Ofen aushält, im Durchschnitte 7 Monate, und wieder angefangen, sobald der neue Ofen erbaut ist, was gewöhnlich 14 Tage Zeit erfordert...


Das Arbeitspersonale besteht aus 10 Glasblasern mit ebenso vielen Gehilfen, 2 Schmelzern, 2 Schürern und 2 Schürbuben, 1 Pocher, 1 Modelmacher, 9 Glasschleifern und 5 Glasschneidern...


Auf der Schachtenbachhütte wird bloß Hohlglas und zwar entweder weißes sogenanntes Kreidenglas oder Krystallglas verfertigt...“. 


Am 10. Oktober 1835 stirbt Joseph Schmidt sen., Pächter der Schachtenbachhütte, im Alter von 56 Jahren. Sein Sohn Joseph Schmidt jun. betreibt die Hütte weiter.


Die Glashütten des Bayerischen Waldes in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts


Einen Überblick über die Glashütten dieser Zeit unter Einbeziehung der Regenhütte erhalten wir aus dem Bericht von Ignaz von Rudhart. 

Er führt aus, daß es unter insgesamt 54 Hütten in ganz Bayern die folgenden 17 Glashütten im Unterdonaukreis (= Bayerischer Wald) gegeben habe. 


Hier eine Zusammenfassung der sehr ausführlichen Beschreibung der einzelnen Hütten durch Rudhart:

1. Schönbrunn (Landgericht Wolfstein): kürzlich vom Staat erworben. Sie fabrizierte bisher grünes Tafelglas und Hohlglas, wird aber nun von einem Privatmann zur Fabrikation von Glasperlen eingerichtet.

2. Schwarzenthal (Landgericht Wolfstein): Erst 1818 entstanden. Besitzer Herr v. Stachelhausen. Das Personal besteht aus einem Verwalter und einigen 30 Arbeitern, produziert werden Judenmaß-Spiegel und grüne Zollglas-Spiegel.

3. Schönau (Landgericht Grafenau): eigentlich 2 Hütten (Schönau = Kaiserhütte und Althütte), von denen jeweils nur eine betrieben wird. Die Produktion besteht aus gewöhnlichem Bundglas (Tafelglas).

4. Riedlhütte (Landgericht Grafenau): Bisher Fenster- und Apothekerglas, zur Zeit Tafelglasproduktion auf einem Ofen mit 6 Häfen.

5. Klingenbrunn (Landgericht Grafenau): Seit 1833 im Besitz der Herren Heinz und v. Meyern. Ofen mit 10 Häfen, 10 Glasmacher mit 6 Helfern und sonstige Arbeiter. Auf 5 Häfen wird Hohlglas (Medizinglas, Wein-, Bier- und Branntweingläser sowie Römer mit gesponnenem Fuß) gefertigt. Auf 2 Häfen wird Tafelglas (in allen Farben, das grüne wird zu sog. Conservations-Brillen verarbeitet) und auf 3 Häfen werden farbige Spiegelkugeln gefertigt (die zu runden Stücken zerschnitten als Schmuck für die Indianer nach Amerika verkauft werden!).

6./8. Bayerisch-Eisenstein (Landgericht Kötzting): Die Seebacher-, Arber- und Neuhütte zu bayer. Eisenstein, Freiherr v. Hafenbrädelsche Relikten, z. Zt. dem Herren von Poschinger verpachtet und abwechslungsweise betrieben, fertigen gewöhnliches und grünes Tafelglas zu Brillen ( Im selbständigen Betrieb hatte bayer. Eisenstein 7 Glasmacher und 7 Nebenarbeiter).

9. Lambach (Landgericht Kötzting): Die Lambacher Hütte ist ebenfalls an Herrn v. Poschinger verpachtet und wird, den Eisensteiner Hütten gleich, auf Tafelglas betrieben.

10. Schönbach (Landgericht Viechtach): Die Schönbacher Hütte ist 1831 von Herrn Gareis gegründet worden. Spiegelglasfertigung mit 28 Arbeitern ohne Anrechnung der Taglöhner, Holzhauer und Fuhrleute.

11. Ludwigsthal (Landgericht Regen): 1828 von Georg Christoph Abele als Weißzollspiegel-Gla shütte in Betrieb genommen. Beschäftigt werden einige 20 Glasarbeiter, sämtliche Böhmen, sowie beiläufig 50 Nebenarbeiter und Taglöhner. 

12./13. Oberzwieselau (Landgericht Regen): Benedikt von Poschinger besitzt hier zwei Hütten: die Regenhütte am kleinen Regen (nicht zu verwechseln mit der Rabensteiner Regenhütte am großen Regen!) und die Hilzenhütte (Buchenau), eine dritte Hütte ist im Bau (Spiegelhütte). In der Regenhütte wird Hohlglas aller Arten gemacht, in der Hilzenhütte Tafelglas sowie Glasstürze und in der neuen Hütte soll weißes und grünes Spiegelglas hergestellt werden.

14./15. Frauenau (Landgericht Regen): Michael v. Poschinger betreibt hier die Frauenauer-Neuhütte und die alte Hütte. Die Neuhütte hat 2 Öfen mit 16 Häfen und ebensovielen Glasmachern, welche nur Hohlglas herstellen (Mittelsorten, Facetten- und Krystallglas und Farbenglas), die alte Hütte erzeugt auf einem Ofen mit 6 Häfen Tafel- und Solinglas, auch farbiges Tafelglas.

16./17. Rabenstein (Landgericht Regen): 2 Hütten, nämlich die Regenhütte (Pächter Abele Ludwigsthal), die Tafelglas, Glasglocken und Glasstürze herstellt und die Schachtenbacher Hütte (Pächter J. Schmid seit 6 Jahren). In Schachtenbach wird Hohlglas, Kreiden- oder Krystallglas, Überfangglas hergestellt und teilweise veredelt, das dem besten böhmischen Glas nicht nachsteht.


Zusammenfassend ist daraus abzuleiten, daß von wirtschaftlicher Bedeutung bis ins erste Drittel des 19. Jahrhunderts im Bayerischen Wald vor allem die Tafel- und Spiegel- glasproduktion war. Soweit Hohlglas hergestellt wurde, war es überwiegend „gemeine Ware“ wie einfaches Gebrauchsglas, Flaschen, Glasstürze und Glasglocken, Lampenzylinder, Apotheken- und Laborware etc. Mit böhmischen Hütten konkurrenzfähige Hohlglashütten, die „künstlerisches“ und von der Qualität her hochwertiges Glas herstellen und veredeln konnten, existierten eigentlich nur drei: nämlich Frauenau-Neuhütte (M.v. Poschinger), Oberzwieselau (B.v. Poschinger) und Schachtenbach (Joseph Schmidt).


Erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts veränderte sich die Situation zugunsten einer hochwertigen Hohlglasproduktion. Im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts sollte die Tafel- und Spiegelglas-Industrie im Bayerischen Wald dann völlig zum Erliegen kommen.


1836/37 (1)

Thekla von Kiesling schloß mit Josef Pagani, Glashüttenverwalter in Voithenberg-Oed, einen Vertrag über eine zwölfjährige Pachtdauer ab von Georgii 1837 bis Georgii 1849. Kurz nach dem Pachtbeginn am 10. Oktober gaben sich die Firmen Johann Zephanias Fischer seel. Söhne, Erlangen, sowie Johann Anton Ziegler, Schwiegersohn von J. Z. Fischer aus Kreuzhütte in Böhmen, als wahre Pächter zu erkennen.18 Die Firma Fischer betrieb seinerzeit eine bedeutende Spiegelglas- und Zinnfolien-Fabrikation in Erlangen und Umgebung. Sie hatte bereits die Glashütte in Voithenberg-Oed in Pacht (1832-1837), deren Verwalter eben dieser Josef Pagani war. So groß kann deshalb die Überraschung über die Verbindung Pagani und Fischer-Ziegler nicht gewesen sein.


Bild: Firmenkarte der Firma Joh. Zephanias Fischer, um 1850, mit Abbildung auch der Regenhütte.


Fischer, um 1850, mit Abbildung auch der Regenhütte.Über Pagani gibt es in der Firmenchronik der Firma Fischer folgende Andeutungen: „Das Jahr 1839 war überhaupt für uns ein sehr unglückliches Jahr. – Durch einen schlechten Menschen namens Pagani, mit dem wir gemeinschaftlich eine Hütte, Rabenstein, pachteten, verloren wir ein Kapital von 20.000 Gulden....“. Daraus wird die Schlußfolgerung gezogen, daß Pagani danach ausgeschieden sei. 19 In einem amtlichen Schriftwechsel von 1852, als Fischer-Ziegler noch Pächter der Regenhütte waren, wird Pagani jedoch noch (oder wieder) als Glashüttenverwalter von Regenhütte erwähnt. Er blieb also der Regenhütte längere Zeit und auf besondere Weise verbunden, darum gehen wir etwas ausführlicher auf ihn ein.


Nach Holl 20 wurden zwei Söhne Pagani ́s in Regenhütte geboren (Johann-Anton 7.9.1839, Johann-Ignaz 9.5.1841). Er gab sich auch als Vater einer unehelichen Tochter namens Juliana zu erkennen, geb. am 20. Februar 1842 in Zwiesel. Die Mutter war Juliana Thurner, Kastenmacherstochter aus Regenhütte-Rabenstein. Pagani kam damit auf insgesamt 9 Kinder. In der Taufurkunde des Pfarramts Zwiesel für Juliana Thurner wird Pagani als Verwalter der Glashütte Elisenthal bezeichnet. Es könnte sein, daß Pagani der erwähnten Schwierigkeiten mit Fischer/Ziegler wegen vorübergehend in der nahegelegenen, 1841 gegründeten Spiegelglashütte in Elisenthal (Zieglerhütte) die Verwalterstelle übernommen hat, um später wieder zur Regenhütte zurückzukehren.

Holl berichtet, daß auch Josef ́s älterer Bruder Anton in Regenhütte tätig war. Josef Paganis Vater, Anton Pagani, verbrachte seinen Lebensabend in Regenhütte und ist dort am 4. Juli 1852 verstorben.


In Katasterunterlagen von 1839 sind sogar Flurstücke nach Pagani benannt:

Nr. 729 Paganigarten mit Acker, Nr. 723 b und 725 von Pkt 700 bis 726 Paganiweg und Nr. 723-34 Paganiwiesen.

Auch heute noch gibt es die Bezeichnung „Pagani-Platzl“ für einen längst aufgelassenen Holzlagerplatz in der Straßen-Gabelung zwischen Arberseestraße und dem Weg nach Seebachschleife.

Josef Pagani veröffentlichte im Jahr 1850 ein Buch - „Das Glas, seine Enstehung und Erzeugung... - “ 21, das Aufschlüsse über seinen Lebensweg, seine weitreichenden Erfahrungen und Kenntnisse der damaligen Glasherstellungs- und Schmelztechniken, aber auch der Forstwirtschaft (!) vermittelt.


Pagani führt in diesem Buch auch eine Reihe von „Glas-Massa-Zurichtungen“ (Rezepturen) auf, die in der Rabensteiner Regenhütte eingesetzt wurden.

Für weißes Spiegelglas zB. in den Jahren 1837 bis 1844 (Voithenberg-Oeth und Regenhütte), für grünes Spiegelglas in den Jahren 1840 bis 1850 (Friedrichshütte/Böhmen und Regenhütte). Für 1848/49 beschreibt Pagani Glasschmelzversuche, die er auf der Kesselhütte (Gleissenberg bei Furth) durchgeführt hat. Diese Veröffentlichungen sind besonders erstaunlich, weil früher die sog. „Schmelzerbücher“ mit Glasrezepturen noch bis weit ins 20. Jahrhundert hinein als „Geheimnisse“ behandelt wurden und nur innerhalb der Schmelzerfamilien weitergegeben wurden.


Als „berühmteste“ Glashütten hielt Pagani für Böhmen und Bayern „Die weißen und grünen Spiegel-, dann Judenmaßglashütten und Glaswerke oder Veredlungswerke der Herren Joh. Anton Ziegler zu Kreuzhütte samt Bruder und Schwager in Böhmen, dann die Herren Joh. Zephs. Fischers Söhne in Erlangen, in Bayern als Spiegelglas- und Zinnfolienfabrikanten. Desgleichen als Solin-, Farben- und Tafelglashütten der Herren Poschinger in Oberzwieselau und Oberfrauenau. Desgleichen die Crystallglas-, Schleif-, Farben- und Kreidenglashütten der Herren Meyers Neffen bei Winterberg in Böhmen. Die auf Aktien gegründete Krystall -, Farben - und Kreidenglashütten und Fabriken zu Theresienthal. Desgleichen unter Leitung des Herrn Wilhelm Steigerwald die Glashütte und Glaswerke zu Schachtenbach in Bayern.“


Pagani berichtete auch, daß im Jahre 1844 auf 1845 die weiße Spiegelglasfabrikation fast ganz aufgegeben wurde, so auch in der Rabensteiner Regenhütte und in Ludwigsthal. Bis 1850 seien zwar wieder einige Hütten in Betrieb, aber es fehle an Absatz, weil die gegossenen belgischen und französischen Spiegelgläser den Markt beherrschten. An andere Stelle schreibt Pagani, daß man die geblasenen Spiegelgläser nicht so billig und auch nicht in den Größen herstellen könne wie es die französischen und belgischen Gußspiegel-Fabriken könnten. Nur noch an der Böhmischen Grenze existierten darum noch zwei von Herrn Ziegler betriebene Hütten (Franzbrunn und Elisenthal), die grüne Zollspiegel und auf Verlangen auch weißes Spiegelglas herstellen könnten.

Wegen seiner offensichtlich hervorragenden Kenntnisse der Glasherstellung war Pagani ausser den hier erwähnten wohl noch für weitere Hütten tätig.

Josef Pagani ist am 9. 11. 1870 in Ungarn verstorben.


Thekla von Kiesling starb am 19. April 1837. Erbe des Rabensteiner Glashüttengutes wurde ihr Sohn Max von Kiesling, erst 13 Jahre alt.

Ab 1836/37 soll der Name „Rabensteiner Regenhütte“ zur Unterscheidung von anderen Regenhütten, z.B. der Zwieselauer Regenhütte, gebräuchlich geworden sein. Auf den von de r bayerischen Landvermessung 1829 erstmals angelegten, in späteren Jahren aktualisierten Karten finden sich in der Zeitfolge die Bezeichnungen: „Rabensteiner neue Hütte“, „Rabensteiner Regenhütte“ und schließlich „Regenhütte“.

Gründung von Theresienthal

König Ludwig I. von Bayern, dem die Förderung der bayerischen Industrie und die Qualitätsverbesserung ihrer Erzeugnisse ein besonderes Anliegen war, hatte Franz Steigerwald zur Gründung einer Glashütte in Bayern ermuntert. Steigerwald, einer alten Glaser- und Glashändlerfamilie aus Prag enstammend, war in Würzburg ansässig und als Händler und Veredler überwiegend böhmischen Glases tätig. König Ludwig war bei Industrieaustellungen auf seine hervorragenden Produkte aufmerksam geworden. Mit königlicher Rückendeckung gründete Franz Steigerwald 1836 dann eine Glashütte bei Zwiesel, die auf den Namen „Theresienthal“ nach der Gemahlin König Ludwigs, Theresia von Sachsen-Hildberghausen, benannt wurde. Die Hütte machte Steigerwald unabhängig von seinen bisherigen böhmischen Bezugsquellen. Gründer, Leitung und der überwiegende Teil der Arbeiterschaft waren zu Anfang Böhmen. Einheimische seien nur zu Hilfsarbeiten beschäftigt worden.

Die in einigen Glas- und Glashütten-Publikationen verbreitete Geschichte, mit Theresienthal hätte die alte Rabensteiner Glashüttentradition eine Fortsetzung gefunden, ist unrichtig. Auch das in vergangenen Jahren in einem Firmenemblem Theresienthals benutzte, für Rabenstein historisch belegte Datum „seit 1421“ ist ebenso eine Geschichtsverfälschung. Die „Rabensteiner Tradition“ wurde mit den Hütten in Schachtenbach und Regenhütte fortgesetzt.

Theresienthal war von Anfang an für Hohlglas- und Tafelglasfertigung ausgelegt. Bis in die 1840er Jahre hinein sei die Haupteinnahmequelle von Theresienthal gepresstes Hohlglas gewesen, wofür man vorübergehend ein Privileg gehabt habe. 1837 trat auch Wilhelm Steigerwald, ein Bruder von Franz, in die inzwischen in eine Aktiengesellschaft umgewandelte Firma ein.


Gründung von Theresienthal

König Ludwig I. von Bayern, dem die Förderung der bayerischen Industrie und die Qualitätsverbesserung ihrer Erzeugnisse ein besonderes Anliegen war, hatte Franz Steigerwald zur Gründung einer Glashütte in Bayern ermuntert. Steigerwald, einer alten Glaser- und Glashändlerfamilie aus Prag enstammend, war in Würzburg ansässig und als Händler und Veredler überwiegend böhmischen Glases tätig. König Ludwig war bei Industrieaustellungen auf seine hervorragenden Produkte aufmerksam geworden. Mit königlicher Rückendeckung gründete Franz Steigerwald 1836 dann eine Glashütte bei Zwiesel, die auf den Namen „Theresienthal“ nach der Gemahlin König Ludwigs, Theresia von Sachsen-Hildberghausen, benannt wurde. Die Hütte machte Steigerwald unabhängig von seinen bisherigen böhmischen Bezugsquellen. Gründer, Leitung und der überwiegende Teil der Arbeiterschaft waren zu Anfang Böhmen. Einheimische seien nur zu Hilfsarbeiten beschäftigt worden.

Die in einigen Glas- und Glashütten-Publikationen verbreitete Geschichte, mit Theresienthal hätte die alte Rabensteiner Glashüttentradition eine Fortsetzung gefunden, ist unrichtig. Auch das in vergangenen Jahren in einem Firmenemblem Theresienthals benutzte, für Rabenstein historisch belegte Datum „seit 1421“ ist ebenso eine Geschichtsverfälschung. Die „Rabensteiner Tradition“ wurde mit den Hütten in Schachtenbach und Regenhütte fortgesetzt.

Theresienthal war von Anfang an für Hohlglas- und Tafelglasfertigung ausgelegt. Bis in die 1840er Jahre hinein sei die Haupteinnahmequelle von Theresienthal gepresstes Hohlglas gewesen, wofür man vorübergehend ein Privileg gehabt habe. 1837 trat auch Wilhelm Steigerwald, ein Bruder von Franz, in die inzwischen in eine Aktiengesellschaft umgewandelte Firma ein.

1839

Als Auszug aus dem nachfolgend wiedergegebenen „Liquidations-Protokoll“ erhalten wir genaue Informationen über die zum Kiesling ́schen Besitz gehörenden Gebäude in Regenhütte und ihre Lage anhand der angegebenen Flur-Nummern:


„Land Gericht Regen Seite 125 

Rentamt Gemeinde Klautzenbach


Protokoll über Liquidation des Besitzstandes und der Dominicalien Abgehalten Zwiesel den 17 ten Juni 1839

Gegenwärtige der königl. Liquidations Spezialcommissär Huber

Verpflichteter Aktuar Oertel


Es erscheint....auf Vorladung aus der Ortschaft Rabenstein Haus Nro 1 bis 43...für den unmündigen Gutsbesitzer Max von Kiesling dessen mit Spezialvollmacht versehener Vormund Herr Postexpeditor Wolfgang Kern von Eggenfelden zur Liquidation seines Besitzstandes und der darauf ruhenden Lasten...



Die Regenhütte oder neue Hütte


.... Plan-Nr. Besitzstand 


Seite 130

675 Die Glasfabrik ohne Wohnung Hsnr 30

676 Die Flußhütte

677 Die Deglbrandhütte b)

679 Wohnhaus und Stall unter einem Dache Hsnr33&34

680 Stadel und Schupfe

681 Wohnhaus, das neue Wirtshaus Hsnr 36

683 Wohnhaus und Stall unter einem Dache

Hsnr 36a-36b-36c-36d


Seite 132

684 Wohnhaus, Stall mit Stadel und Hofraum Hsnr 37 

688 Wohnhaus, Stall und Stadel unter einem Dache

Hsnr 38 

691 Die Sägmühle

692 Wohnhaus, Stall und Stadel unter einem Dache Hsnr 39

693 Wohnhaus, Stall und Stadel unter einem Dache Hsnr 40 

696a Wohnhaus, Stall und Stadel unter einem Dache Hsnr 41ab

698 Der Kies- und Deglpocher

699 Der Kiesbrandofen

722 Der Ziegelstadel und der Brennofen 

728a Wohnhaus Hsnr 42

730 Wohnhaus mit einer Glasschleife  Hsnr 43 42 1⁄2........“.



Ein der Flur-Nr. 730 zugeschriebener, angeblich 1827 gegründeter „Eisen- und Waffen- Hammer“ bestand demnach zu diesem Zeitpunkt nicht mehr. Stattdessen befand sich dort nun eine ebenfalls mit Wasserkraft betriebene Tafelglas-Schleife. Es war in dieser Zeit nicht ungewöhnlich, daß Hammerschmieden, wenn sie sich nicht lohnten, in Schleifen umgewandelt wurden, um wenigstens die Wasserkraft-Anlage weiter zu nutzen. 22 Für die bestehende Tafelglas-Fabrik war es sicher von Vorteil, über eine eigene Schleife zu verfügen.

In den Karten der Bayerischen Landvermessung von 1829 sind die aufgezählten Gebäude im übrigen weitgehend übereinstimmend mit der obigen Aufstellung eingezeichnet.


lt. Schmeller, Johann Andreas, Bayerisches Wörterbuch, „Degl, Dägl, Tegl, Tigl etc. = Thon, Lehm, Töpfer-thon, Geschirr“. Bedeutung hier: Ton für die Herstellung von Schmelztiegeln oder Schmelztiegel selbst.


Die Schachtenbacher Besitzungen des Max von Kiesling werden in derselben Urkunde wie folgt aufgezählt (Plan-Nr. 167A/761a):

  • „Glashütte mit Glasschneider- und Glasschmelzer-Wohnung Glasschleife
  • Kiesofen, Pocher
  • Schneidsäge, Hofraum, Stall mit Stadel
  • Wirtshaus mit Stadel

(mit insgesamt 2,13 Tagwerk Fläche).“

 

1817 - 1920

Kurzer Wiederbeginn in Althütte


1817 wurde die Althütte in Rabenstein von Wolfgang von Kiesling als Hohlglashütte wieder in Betrieb genommen. Am Sonntag, den 5. November 1820 brannte die Hütte durch Unachtsamkeit des Schmelzers Georg Bärtel ab. Althütte wurde danach als Hüttenstandort endgültig aufgegeben. Die Häuser dienten noch eine Zeitlang als Wohnungen für in Schachtenbach beschäftigte Glasmacher, später für Waldarbeiter (1964 wurden die letzten Häuser abgebrochen, die Lichtung aufgeforstet).


1841

Franz Steigerwald trat von der Leitung der Glasfabrik Theresienthal zurück, um sich ganz dem Vertrieb von Glaswaren zu widmen. Von ihm und weiteren Familienangehörigen wurden insgesamt 9 Verkaufsfilialen in Würzburg, Frankfurt, München, London und auch in den in Mode kommenden Kurbädern betrieben. Zahlungskräftigen Kurgästen konnten dort gravierte Trinkbecher, Erinnerungspokale und sonstige wertvolle Glaswaren verkauft werden.

1842

Wilhelm Steigerwald gab ebenfalls seine Tätigkeit in Theresienthal auf. Die Hütte wurde von „Faktoren“ geleitet.

1843

In Theresienthal wurde auf drei Öfen Hohlglas und auf einem Ofen Tafelglas hergestellt. Über die Firma wurde wegen wirtschaftlicher Schwierigkeiten und Streitigkeiten unter den Aktionären das Konkursverfahren eingeleitet.


In Schachtenbach wurde Johann Bodenmüller vorübergehend Pächter der Hütte. Er heiratete die Tochter Maria des verstorbenen J. Schmidt. Nach Pachtende im gleichen Jahr zog er mit einigen Schachtenbacher Glasmachern nach Schwaben.


1844

Wilhelm Steigerwald (I) in Schachtenbach


Pächter der Schachtenbachhütte wurde, zunächst für einen Zeitraum von 7 Jahren, Wilhelm Steigerwald. Die Pachtsumme betrug 300 fl. im Jahr.

Steigerwald holte aus Böhmen Glasmacher, Graveure und Maler nach Schachtenbach, die zu den besten Glaskünstlern ihrer Zeit zählten und hervorragende Arbeiten zustande brachten. Zeitweise haben z.B. in Schachtenbach gearbeitet: (und davor oder danach auch an anderen Orten für die Steigerwald-Familie) die Graveure Karl Pfohl (1826-1894), Franz de Paula Zach (1820-1881) und Karl Günther (1808-1883). Nach Schachtenbach kamen auch Glasschleifermeister Clemens Hieke (1824-1879) und Glasmalermeister Alois Heller (1827- 1903), die beide später mit ihren Familien nach Regenhütte umzogen und deren Nachkommen die Tradition als hervorragende Glasschleifer und Glasmaler dort fortsetzten. Auch Heinrich Ulbrich sen. (1826-1910) aus Schaiba kam 1844 nach Schachtenbach und war auch noch in Regenhütte bis zum 77. Lebensjahr als Glasschleifer tätig. Dessen Sohn Heinrich Ulbrich jun. (1853-1910), der als Glasmaler auch zeitweise in Regenhütte arbeitete und später eine Glas- und Porzellanmalerei in Zwiesel betrieb, war noch in der „alten Schleif“ in Schachtenbach geboren worden. Diese und weitere aus Böhmen zugezogene Schachtenbacher und spätere Regenhüttler, kamen vor allem aus den Gegenden um Leipa, Haida und Steinschönau, den berühmten nordböhmischen Glaszentren also.

1835

Am 21. Dezember starb im 22. Lebensjahr der letzte Sproß der Rabensteiner Kiesling- Linie, Max von Kiesling.

1847 bis 1867

1847

Regenhütte in Staatsbesitz


Mit Kaufvertag vom 21./22. Januar 1847 verkauften die Erben des Max von Kiesling das gesamte Rabensteiner Glashüttengut, bestehend aus den Orten Rabenstein, Regenhütte, Althütte, Ableg, Schachtenbach mit 45 Häusern und 6.212 Tagwerk Grund für 300.000 fl an den Staatsärar. 24. Der Pachtvertrag über die Regenhütte mit Fischer/Ziegler blieb bestehen und wurde später verlängert, ebenso Wilhelm Steigerwald ́s Pachtvertrag für Schachtenbach, ja dieser sicherte sich darüber hinaus die Erbbaurechte für Schachtenbach und vorsorglich auch für die Regenhütte. Letzeres kann als eine weitsichtige und vorsorgliche Maßnahme angesehen werden, die zu abseits von künftig zu erwartenden, besseren Straßen- und vor allem Eisenbahn-Verbindungen gelegene Schachtenbach-Hütte rechtzeitig dorthin zu verlegen.


Im gleichen Jahr wurden durch den Forstmeister Klein von Zwiesel in den Waldungen Straßen erbaut, u. a. von Ludwigsthal nach Regenhütte.

1848

Am 31. Oktober 1848 bittet W. Steigerwald beim Staatsärar um Genehmigung, einen Kanal von der kleinen Deffernik nach Schachtenbach ziehen zu dürfen, da winters Schachten- und Höllbach zu niedrige Wasserstände für den Betrieb von Pocher und Schleife hätten.

1850

Regenhütte hatte um 1850 124 Einwohner und 17 Gebäude.

1851

Die „Nothschule“ und das erste Schulhaus von 1851


Ein Schriftwechsel zwischen der kgl. Regierung von Niederbayern, Landshut, dem Landgericht Regen und der Lokalschulkommission Zwiesel beschäftigt sich mit dem dringend erforderlichem Schulhausbau in Regenhütte. Die vorhandene Lehrerswohnung und das Schullokal in einem dem Hüttenpächter eigenen Inhaus werden als ganz ruinös bezeichnet. Im August wird vom kgl. Landgericht Regen angewiesen, daß der Zimmermeister Schreiner von Zwiesel, den fraglichen Schulhausbau sofort in Angriff zu nehmen habe. Ein Bauplatz wurde durch „Ablassung“ eines Grundstücks durch die Glashüttenverwaltung zur Verfügung gestellt. Es ist anzunehmen, daß es sich um denselben Standort handelte, auf dem spätere der Schulhausneubau von 1868 errichtet wurde.

Über dieses erste Schulhaus von 1851 erfahren wir aus dem Bericht der kgl. Schulkommision vom 19. November 1857, „der unter Hinzuziehung des im 56. Lebensjahr und im 30. Jahre des hiesigen Dienstes stehenden Schullehres Joseph Zdrahal aufgestellt ist: Dieselbe ist eine Hüttenschule, in welcher die Kinder der Fabriksleute von Regenhütte, Schachtenbach und Althütte geschickt werden“. In einer Schulstatistik vom 2. März 1866 wird es beschrieben: „Das Schulhaus mit einem Lehrzimmer zu ebener Erde ist von Holz und steht ganz allein. Dasselbe ist einstöckig und mit Blech gedeckt. Das Schulzimmer ist groß genug und hat überflüssig Licht“.

1852

Ein „Einwanderungs- und Ansässigmachungsgesuch“ des Lehrers Joseph Zdrahal (mit beigeschlossenem Taufschein desselben vom 9. Juli 1846) wird behördlich behandelt. Zdrahal ist zu diesem Zeitpunkt schon ca 25 Jahre als Lehrer in Bayern tätig, erst als Privatlehrer in Waldhaus, dann in Regenhütte.

Um Heimat- und Bürgerrechte haben in der Folge viele aus Böhmen nach Regenhütte zugewanderte Glasmacher, Schleifer und Maler nachgesucht. Die Genehmigung war von der Zahlung entsprechender Gebühren abhängig (z.B. 1874: 50 Gulden; 1880: 20,57 Mark).


Der kgl. Landrichter Stangl zu Regen forderte in einem Schreiben vom 10. Januar den Fabrikbesitzer Wilhelm Steigerwald zu Schachtenbach erneut auf, im Benehmen mit dem Glashüttenverwalter Pagani von Regenhütte die jährlichen 12 Klafter Holz zur Beheizung der Schule in Regenhütte zu liefern. Steigerwald verweigerte in einem Schreiben vom 3. August die Holzlieferung mit dem Argument, daß im Winter die Schulkinder von Schachtenbach nach Rabenstein in die Schule gingen und nicht nach Regenhütte: „Es ist nämlich nicht möglich, Kinder im Alter von 6 bis 12 Jahren von Schachtenbach bis Regenhütte im Winter in die Schule zu senden, weil gute Verbindung fehlt und der Schnee in solcher Masse anfällt, daß derselbe eine Tiefe von cirka 5 – 10 Schuh erreicht.“ (1 Schuh ca 0,3 Meter,d.h. Schneehöhe von 1,5 bis 3 Meter).

1855

Wilhelm Steigerwald wird in Paris als einziger deutscher Fabrikant mit einer Goldmedaille ausgezeichnet. Schachtenbach hatte die führende Stellung unter den Glashütten des Bayerischen Waldes erreicht. Unter der Leitung Steigerwalds wuchs Schachtenbach kräftig weiter. Lt. Pfarrmatrikel Zwiesel sollte es bis zum Umzug nach Regenhütte einen Stand von 144 „Seelen“ in 11 Häusern erreichen.

1856

In Zwiesel fanden die ersten Eisenbahnversammlungen statt zur Unterstützung des Projekts „Bahnlinie Landshut-Eisenstein“ und von da weiter über Pilsen bis Prag.

1859

Am 30. März wurde der Pachtvertrag mit Fischer/Ziegler über die Regenhütte beendet. Die Firma Fischer hatte bereits 1854 mit der Errichtung einer eigenen Tafelglashütte in Zwickau/Sachsen begonnen. Von der Qualität und den Kosten her war die herkömmliche Spiegelglasherstellung nicht mehr konkurrenzfähig. Das neue Werk sollte Spiegel- und Fensterglas und erstmals weißes Gußglas herstellen, mit billiger Kohle beheizt werden, außerdem war über die 1851 fertiggestellte Bahnlinie München -Berlin eine direkte Eisenbahnverbindung Erlangen-Zwickau gegeben. Die Glasmacher für die Zwickauer Hütte seien durch Übersiedelung aus dem Bayerischen Wald gewonnen worden.


Da die Anzahl der Bewohner von Regenhütte sich in dieser Zeit nicht wesentlich veränderte, ist anzunehmen, daß viele bis zum Ende des Pachtvertrags mit Fischer noch Arbeit hatten und danach auch von W. Steigerwald weiterbeschäftigt wurden. Es ist jedoch sicher (siehe Pagani-Ausführungen), daß die Regenhütte schon ab Mitte der 1840er Jahre nur noch eine eingeschränkte Spiegel- bzw. Tafelglas-Produktion betrieb und dafür auch andere Produkte herstellte (Glasstürze, Lampenzylinder, Apotheken- und Medizin-Gläser etc.). Die herkömmliche Spiegelglasherstellung war jedenfalls am Ende. Konkurrenz entstand durch die aufkommende Guß- oder Walzglasfertigung sowie die andernorts mögliche, billigere Kohlefeuerung. Die Spiegelglashütten im Bayerischen Wald waren zudem benachteiligt durch ihre Abgelegenheit und die schlechten Transportverbindungen.


Was der Erbpächter Wilhelm Steigerwald zwischen 1859 und dem Anlauf der neuen Hohlglashütte in der alten Glashütte noch produzieren ließ, darüber gibt es bis jetzt nur Vermutungen anhand von Scherbenfunden am alten Standort. Es ist anzunehmen, daß die ehemals Beschäftigten der alten Hütte auch beim Aufbau der neuen Hütte eingesetzt wurden.

1860

1860 hatte Wilhelm Steigerwald seine weithin bekannte und gerühmte „Venezianische Villa“ in Rabenstein fertiggestellt. Die erste Beschreibung dieses in damalige Zeit hochgerühmten Bauwerks finden wir bei Heinrich Reder: 


„Von Bodenmais in 2. St. nach Schachtenbach, Glashütte von Wilhelm Steigerwald, weithin berühmt durch die Kunst, Eleganz und vollendete Schönheit der Formen ihrer in London und Paris auf der großen Industrieausstellung siegreichen Erzeugnisse. Nur 1 St. entfernt, liegt am Fuße des Hühnerkobel dessen reizende Villa Rabenstein, von dunkelschattigem, in einen schönen Park verwandelten Wald umgeben, die Heimath der Gastfreundschaft. Neben dem in der Vignette dargestellten älteren heimlichen Wohngebäude erhebt sich der im veredelten Gebirgsstyl geschmackvoll aufgeführte, reich und elegant ausgestattete Neubau.“


Maximilian Schmidt, 28 genannt „Waldschmidt“, schildert das Bauwerk später so: 


„Eine Perle unter den Landsitzen ist unstreitig die Villa des Herrn Wilhelm Steigerwald in Rabenstein, welche mit kunstsinniger Pracht eingerichtet und von einem dunkelschattigen, in einen wundervollen Park verwandelten Wald umgeben ist.“


1861

Theresienthal ging aus Zwangsverwaltung und Bankbesitz von 1845 bis 1861 mit Datum vom 01. April 1861 in den Besitz von Johann Michael Poschinger sen. von Oberfrauenau über. Nach dessen Tod 1863 wurde sein Sohn Michael Poschinger jun. Besitzer. Dieser heiratete im selben Jahr die Tochter Wilhelm Steigerwalds, Henriette.

1862 und 1863

Wilhelm Steigerwald (I) in Regenhütte


Wilhelm Steigerwald führte Verhandlungen mit der Staatsforstbehörde über die Verlegung der Schachtenbachhütte nach Regenhütte und begann nach Vertrags-Abschluß am 22. September 1863 mit dem Bau einer neuen Glashütte am heutigen Standort. Ausführender Baumeister war der Maurermeister Max Moser aus Zwiesel. Das alte Hüttengebäude war baufällig und wurde abgerissen. Es genügte ohnehin nicht den technischen Anforderungen an eine „moderne“ Hohlglashütte, wie sie Wilhelm Steigerwald verwirklichen wollte. Dazu gehörte eine indirekte Beheizung der Glas-Öfen durch einen Holz- bzw. später Kohlen-Gas- Generator, Wasserzuführung über einen Kanal von der Deffernik her zum Betrieb der Schleiferei und Drechslerei, Arbeitsräume für Graveure, Maler, Vergolder, Zinngiesser, Brennöfen etc.. Dazu Werkstätten für die Handwerker, Ställe und Remisen, Büro- und Lagergebäude und vor allem Wohnhäuser für die Umzügler aus Schachtenbach.


Im Schuljahr 1862/63 besuchten 60 Werktags- und 16 Feiertagsschüler die Schule in Regenhütte. Das berichtete Lehrer Josef Zdrahal 1864, inzwischen 62 Jahre alt und im 34. Dienstjahr stehend.

1865

In der „Spezialstatistik der Volksschule in Regenhütte“ werden zum „Schulsprengel“ Regenhütte gezählt die Orte (in Klammern Anzahl der Einwohner):

  • Althütte (60)
  • Regenhütte (134)
  • Schachtenbach (106)
  • Waldhaus (12)
  • Schwelle (10)
  • Ludwigsthal (134)

66 Schüler aus diesen Orten besuchten die Schule in Regenhütte.

1866

Am 19.8.1866 wurde durch Verfügung des kgl. Staatsministeriums des Inneren an die kgl. Regierung von Niederbayern, Landshut, bestimmt, die Ortschaften Rabenstein, Ableg, Althütte, Regenhütte und Schachtenbach zu einer eigenen politischen und Steuer -Gemeinde Rabenstein zu vereinigen und damit die seit 1821 bestehende Zugehörigkeit des Glashütten- Komplexes zur Gemeinde Klautzenbach aufzulösen.


Die Steigerwald Hütten- und Wohnhausbauten in Regenhütte waren erstellt, der Umzug von Schachtenbach und die Betriebsaufnahme in der neuen Glashütte war inzwischen erfolgt 29. Im vordem mit Regenhütte fast gleichgroßen Schachtenbach wohnten nach dem Umzug nur noch 2 Holzhauerfamilien und ein Forstbeamter. Schachtenbach bleibt jedoch für die „Umzügler“ weiterhin ein beliebter Ausflugs - und auch Festplatz für verschiedene Veranstaltungen.


Die Verhältnisse der Schule in Regenhütte, verschärft durch die Umschulung von 18 Schülern aus Ludwigsthal und Nebenorten (vorher Zwiesel), Anträge zur Einschulung auch der Kinder aus Seebachhütte und – schleife, führten zu einem umfangreichen und kontroversen Schriftwechsel der zuständigen Behörden über einen Schulhaus-Neubau in Regenhütte.


F. X. Nachtmann erhält die Gewerbekonzession als Pächter der Seebachhütte.

1867

Durch eine „ungeheuere Masse Schnee“ wurde am 3. Januar die Glasschleife in Regenhütte völlig zusammengedrückt, es gab Verletzte unter den Personen, die teils in der Schleife tätig, teils auf dem Dach mit Schneeabschaufeln beschäftigt waren.

1868 bis 1880

1868

Der zweite Schulhausbau von 1868

Die Schulverhältnisse der „Nothschule“ in Regenhütte sind untragbar geworden. Platzprobleme und der bauliche Zustand veranlassen die zuständigen Behörden, den seit lägerem diskutierten Neubau in diesem Jahr endlich anzugehen. 


 Aus einer späteren Statistik der Volkschule für den Schulsprengel Regenhütte vom 15. April 1874, aufgezeichnet vom dem Lehrer Johann Georg Wimmer, erfahren wir Näheres über Schule und Lehrerwohnung, wie sie wohl auch schon 1868 ausgesehen haben (abgesehen von den bis 1874 erfolgten Reparaturen):


„Das Schulhaus (Plan-Nr. 689 1⁄2) liegt am Fuße eines Berges und ist 2 6/8 geometrische Stunden von der Pfarrkirche entfernt. Es ist Schulhaus allein und von der Lehrerswohnung 20 Meter weit getrennt, ohne Brunnen, ließe sich aber ein solcher mit laufendem Wasser leicht herstellen. Die zur Lehrerswohnung gehörigen Nebengebäude sind ein Keller und ein Heustadl mit Streuschupfe und Holzlege. Das Schulhaus ist einstöckig und besteht aus dem Schulzimmer und einer kleinen Vorhalle. Es ist bis zu den Fenstergesimsen mit Bruch- und Ziegelsteinen gemauert und verputzt, im Übrigen mit Holz gebaut ohne Verputz, mit Blech gedeckt, durchweg in einem guten baulichen Zustande und mit 270 fl gegen Brand versichert. Das Schulzimmer ist 6,7 Mtr lang, 6 Mtr breit und 2,2 Mtr hoch, hat 6 Fenster und enthält 13 alte Schulbänke, 1 Katheder, 1 Sessel, 3 Bildertafeln und die in Rubrik 12 aufgeführten Lehrmittel.

Die Schulgebäude wurden im Jahre 1868 erbaut mit einem Kostenaufwande von 163 fl 32 kr, wovon 109 fl vom Forstärar und 54 fl 32 kr aus Kreisfonds bestritten wurden. Baureparaturen fanden statt: 

a) im Jahre 1870, wo 149 fl vom Forstärar und 75 fl aus Kreisfonds, 

b) anno 1871, wo 56 fl 22 kr vom Forstärar und 28 fl 11 kr aus Kreisfonds, endlich c) anno 1873, wo Schul- und Wohnhaus untermauert und 282 fl vom Forstärar und 142 Fl 12 kr aus Kreisfonds gedeckt worden sind.

Das Schulzimmer ist zu klein und bedarf einer Erweiterung.

Das Wohnhaus des Lehrers, östlich vom Schulhause, zweistöckig, im Erdgeschoß mit Bruch- und Ziegelsteinen gemauert und verputzt, im oberen Stockwerk von Holz und ohne Verputz, mit Scharschindeln gedeckt, im Mauerwerke einiger Reparatur bedürftig, außerdem in gutem baulichen Zustande, nur 6 Meter von einen Bächlein entfernt und in Folge dessen größtenteils feucht, enthält a) eine heizbare Wohnstube im Erdgeschosse, 3,8 Mtr lang, 4,5 Mtr breit und 2 Mtr hoch; nebenan b) eine Kammer zur Aufbewahrung von Speisen, 4,6 Mtr lang, 2,3 Mtr breit, 1,9 Mtr hoch; im oberen Stocke c) ein heizbares Schlafzimmer, 4 Mtr lang, 4,6 Mtr breit und 2 Mtr hoch; nebenan d) eine nicht heizbare Kammer zur Aufbewahrung von Meubeln, 4,8 Mtr lang, 2,4 Mtr breit und 1,9 Mtr hoch. Das Haus ist mit 350 fl gegen Brand versichert. Die Herstellung eines dritten heizbaren Zimmers wäre höchst wünschenswert. Unter einem Dache mit dem Wohnhause befindet sich die mit Bruchsteinen gemauerte Stallung, deren Boden und Dachung einer Aufbesser ung bedürfen. Gegenüber dem Wohnhause liegt der mit Bruchsteinen gemauerte Keller, mit einem Bretterdache versehen. In geringer Entfernung vom Wohnhause steht der hölzerne Heustadl mit Streuschupfe und Holzlege unter einem Scharschindeldache. Südlich von d em Schulhause und der Lehrerswohnung liegt der Schulgarten, mit einem Sprossenzaun umgeben, von sehr geringer Fruchtbarkeit, und da in dem rauhen Klima Obstbäume nicht fortkommen, nur zum Gemüseanbau verwendet.

Die Dienstgründe zu 2,82 Tgw sind folgende: 

1) Pl.Nr. 700 a zu 0,75 Tgw VI. Bonitätsklasse mit der Verh. Zahl 4,50 als Acker zum Kartoffelanbau benutzt,auf der Nord- und Westseite vom Walde umgrenzt. 

2) Pl.Nr. 710 zu 0,75 Tgw. In Bon.Kl. IV mit der Verh. Zahl 5,22 und Pl.Nr. 737 zu 1,19 Tgw in X Bon.Kl. mit der Verh. Zahl 14,0 sind Wiesen. Sämtliche Grundstücke, vom Lehrer selbst bewirtschaftet, sind reich an Steinen, wenig fruchtbar....“



Der Regenhütter Lehrer Josef Zdrahal dürfte sich über dieses neue Schulhaus sehr gefreut haben. Ebenso darüber, daß er in diesem Jahr nach 38-jähriger Dienstzeit als „Privatlehrer“ endlich vom Staat als Lehrer übernommen wurde. Als er das erste Mal sein Gehalt beim Rentamt in Zwiesel abholen durfte, sei er so aufgeregt gewesen, daß er die Quittung nicht unterschreiben konnte und erst ein paar Halbe zur Stärkung beim Pfefferbräu brauchte, bis ihm die Unterschrift unter das Dokument gelang.

1869

Am 30. November starb in Rabenstein Wilhelm Steigerwald (I) im Alter von 65 Jahren (geboren 9. Juni 1804 in Prag). Mit ihm ging eine weithin bekannte und geachtete Unternehmerpersönlichkeit dahin. Bei seinem Bruder Franz, dem Gründer von Theresienthal, hatte er den künstlerischen und technischen Teil in der Geschäftsleitung dieser Hütte übernommen. Mit den späteren Erzeugnissen seiner Hütten in Schachtenbach und Regenhütte hatte er sich hohes Ansehen und Anerkennung erworben, Die wirtschaftlichen Erfolge waren durch die Absatzmöglichkeiten seiner Erzeugnisse über die Verkaufsniederlagen der Familie Steigerwald bestens abgesichert.


Regenhütte verdankt Wilhelm Steigerwald das Fortbestehen des Ortes durch den Hütten- Neubau und die Verlagerung von Schachtenbach nach hierher. Mit dem Niedergang und dem Abbruch der „neuen Rabensteiner“ Tafelglashütte wäre der Ort sonst wohl auch wie andere aufgegebene Hüttenstandorte von der Landkarte verschwunden.

1870

In einem Gemeinderatsprotokoll vom 8.11. wird Bezug genommen auf eine nachgelassene schriftliche Erklärung des Fabrikbesitzers Wilhelm Steigerwald, wonach er dem Distrikts- Krankenhausverein nicht beitreten will, weil für seine Arbeiter bereits eine eigene Krankenkasse bestehe.


In diesem Jahr wird von einem verheerender Windbruch in den Wäldern um Zwiesel berichtet. Leute aus Tirol und Berchtesgaden seien zur Beseitigung der Schäden geholt worden, von denen viele im Lande blieben. Die Aufforstung der Schäden habe 24 Jahre gedauert. 

1871

Die 1826 erbaute Glasfabrik und die Wohnung des Hafenmachers in Ludwigsthal brannte „den 21. März nachts circa 12 Uhr ab. Vom 23. März bis 27. Mai wurden der Fabrik und der Wohnung des Hafenmachers neue Dachstühle aufgesetzt und eingedeckt, in der Fabrik ein Gasofen eingerichtet und der dazu nötige 76 Schuh hohe Kamin gebaut...“.

1872

Am 16.7. starb Wilhelm Steigerwald ́s Witwe, Henriette, geb. Reinhold, im Alter von 70 Jahren in Rabenstein. (geb. 9.6.1802 in Zweibrücken). Sie hatte nach dem Tod ihres Mannes die Leitung der Regenhütte übernommen, die nun vom Sohn Wilhelm (II) weitergeführt wurde.

1873

Die Steigerwald-Villa in Rabenstein kam nach dem Tode von Henriette Steigerwald im Erbwege an ihre Tochter Henriette, verheiratet mit dem Glashüttenbesitzer Michael von Poschinger aus Theresienthal. Nach Verkauf und danach öfteren Besitzerwechseln diente sie zeitweise auch als Fremdenpension, bis sie im Jahre 1912 Egon von Poschinger samt 12 Tagwerk Grund erwarb. Nach Abbruch der baufällig gewordenen Villa entstand an gleicher Stelle das „neue“ Rabensteiner Schloß derer von Poschinger).


Die Steigerwald ́s wohnten fortan in Regenhütte und zwar vorübergehend in der (alten) Haus-Nr. 18 (lt. Hausnummernliste von 1925 als „altes Herrenhaus - Steigerwaldhaus“ bezeichnet), später im Vorbau des Hüttengebäudes. Die von Spalierbäumen begrünte Fassade dieses Gebäudes, der von einem Balkon überdachte Hauseingang und der große, bis zur Straße reichende, gepflegte Vorgarten ist der älteren Regenhüttler Generation noch in Erinnerung. Die Wohnung, später aufgeteilt, wurde noch bis in die 1950er Jahre von leitenden Mitarbeitern der Regenhütte bewohnt.


In diesem Jahr wurde mit der Ausmessung der Bahnlinie der „Waldbahn“ begonnen, obwohl die letzte Entscheidung über die Streckenführung (Konkurrenzprojekt Straubing-Cham) noch nicht gefallen war.


Am 9. Mai brannte die Ludwigsthaler Hütte erneut ab, auch diesesmal wurde sie wieder neu errichtet und angeblich auf Hohlglasfabrikation umgestellt.


Lehrer Joseph Zdrahal wurde in diesem Jahr pensioniert, sein Nachfolger an der Regenhüttler Schule wurde der Lehrer Johann Georg Wimmer.

1874

In der Schulstatistik von 1874 wird das Einzugsgebiet des Regenhütter Schulsprengels und die Schülerzahl folgendermaßen beschrieben:


(siehe Bild unten)


Klasseneinteilung und Lehrplan, ebenfalls aus der o.g. Statistik, geben uns einen Einblick in die doch recht bescheidenen Schulverhältnisse der damaligen Zeit.


A. Zahl und Bezeichnung der Schulabteilungen und einzelnen Klassen

Die Abtheilungen der Werktagsschule sind nach der Vorschrift des Lehrplans für ungetheilte Schulen folgende:


Vorbereitungsklasse = 1 tes Schuljahr

1 te Klasse = das 2 te u. 3. Schuljahr

2 te Klasse = das 4 te u. 5. Schuljahr

3 te Klasse = das 6 te Schuljahr


Die Feiertagsschule ist nicht in Klassen abgetheilt.

Eine Abtheilung der Schüler nach dem Geschlechte besteht weder in der Werktags- noch in der Feiertagsschule.


B. Bezeichnung der Lehr- und Lernmittel

In der Vorbereitungsklasse Hoffmanns Fibel 1 te und 2 te Abtheilung. Rechnen mit der Zählmaschine. In der 1 ten Klasse die 1 te Abtheilung des Lehr- und Sprachbuchs für die Unterklassen der Volkschulen. In der 2 ten Klasse das Lehr- und Sprachbuch für die Mittelklassen der Volkschulen nebst dem alten Testamente. In der 3 ten Klasse das Lehr- und Sprachbuch für die Mittelklassen der Volksschulen und das neue Testament.

Weitere Lehr- und Lernmittel sind: Rechnungsbücher von Grüner, Landkarten von Bayern und Europa, Globus, Abbildungen von Giftpflanzen, Fischen, Amphibien, sowie der neuen Maaße und Gewichte und die nöthigen Schultafeln. Außerdem noch in jeder Klasse der vorgeschriebene Diözesankatechismus.

C. Unterricht in weiblicher Handarbeit, Zeichnen, Turnen, Gesange, Obstzucht

Der Unterricht in der weiblichen Handarbeit wird ertheilt vom 1. Mai 1874 an wöchentlich 2 Stunden an alle Mädchen der Werktagsschule gegen ein jährliches Honorar von 15 fl von einer gehörig befähigten Näherin. Zeichnungs- und Turnunterricht wird nicht gegeben. Der Gesang wird nach dem Gehör mit Benutzung des Liederbuchs von Stern geübt. Obstzucht kann wegen Rauhheit des Klimas und Unfruchtbarkeit des Bodens nicht betrieben werden.“


Über die Regenhütte erfahren wir, daß im Jahre 1874 die Fabrik 2 Öfen mit 20 Häfen unterhält, die mit Holzgas-Feuerung, System Siemens, beheizt werden. Von den 130 Beschäftigten arbeiten in der Hütte 60, als Schleifer 50, Graveure/Maler 20. Erzeugt wird Luxusglas ca. 3.000, ordinäres und Schleifglas ca. 4.000 Zentner.


Die Einwohnerzahl des Ortes beträgt 245. 


1874 wurde durch die Ostbahngesellschaft mit den Erdarbeiten für den Eisenbahnbau begonnen. Von Plattling bis Eisenstein war die Strecke in 22 Baulose eingeteilt, bis zu 1000 Arbeiter waren am Bau beteiligt.


Gründung der 

Freiwilligen Feuerwehr Regenhütte


Am 1. August 1874 wurde die Freiwillige Feuerwehr Regenhütte gegründet. Die Zahl der aktiven, freiwilligen Feuerwehrmänner betrug bei der Gründung 123 Mann. Nach den Feuerwehren Regen und Theresienthal war die Freiwillige Feuerwehr Regenhütte damit die drittgrößte Wehr im damaligen Bezirks-Feuerwehrverband Regen. Kommandanten und Vorstände bei Gründung waren:


1. Kommandant Hieke Wilhelm (Schleifermeister)

2. Kommandant  Häusler August

1. Vorstand Röck Anton

2. Vorstand Wittenzellner (Hüttenmeister) 


Das Heimat- und Bürgerrecht in der Gemeinde Rabenstein wurde Herrn „Glasfabrikfaktor“ Karl Fleck, Regenhütte, vordem wohnhaft in Schaiba, Bezirk Haida in Böhmen, gegen Entrichtung einer Heimatgebühr von fünfzig Gulden verliehen.

1875

Vergebliche Anläufe zu einem Schulhaus-Neubau in Regenhütte


Mit der Umschulung von Ludwigsthal, Waldhaus etc. nach Regenhütte stieg die Schülerzahl schon beträchtlich. Der Antrag der Eltern der Schulkinder von Seebachhütte und -Schleife, ihre Kinder (23) ebenfalls nach Regenhütte umzuschulen, wurde durch eine Regierungsanordnung vom 3. August 1875 aus Landshut befürwortet und brachte noch mehr Platz-Probleme. Hinzu kam, daß die ständig steigenden Reparaturkosten an Schul- und Lehrerwohnhaus, die dem Forstärar gehörten, zu Streitigkeiten führten, wer denn nun für den Unterhalt der Schule insgesamt herangezogen werden müsse.


Aus dem Jahr 1875 finden wir weitere Unterlagen, die sich mit einem Schulhaus-Neubau in Regenhütte beschäftigen. In einem Schreiben vom 24. November 1875 an die Lokalschulverwaltung Zwiesel regt das kgl. Bezirksamt Regen an, Planung und Kostenvoranschlag hierfür dem Maurermeister Hoschky zu übertragen.

1876

1876 wird über einen vom Planfertiger Max Moser vorgeschlagenen Plan und Bauplatz für ein Schulhaus diskutiert. Dies könnte das aufgefundene, ausführliche Bauprogramm für ein neues Schulhaus mit Lehrerwohnung sein, „auf dem forstärarischem Wiesengrund, Pl.No. 734, welcher z. Zt. dem Glasfabrik-Besitzer und Pächter Herrn Wilhelm Steigerwald in Regenhütte zur Benutzung verpachtet ist...“.


Prinz Otto von Bayern kommt für drei Monate zu einem Erholungsaufenthalt nach Ludwigsthal. Sein Lieblingsspazierweg, den Regenfluß entlang nach Regenhütte, wird noch heute „Prinzensteig“ genannt.


Der erste Einsatz der Freiwiligen Feuerwehr Regenhütte, über den ein schriftlicher Bericht vorliegt, war am 19. August 1876 um 1⁄2 12 Uhr in Zwiesel. Einem Großbrand fielen in kurzer Zeit 6 Häuser mit Nebengebäuden, die Pfarrkirche und der Waagstadel zum Opfer. Das Wasser musste mit Fässern vom Regen herangefahren werden. Neben der Feuerwehr aus Regenhütte waren 10 weitere Wehren aus Zwiesel und Umgebung im Einsatz.

1877 (1)

Ende des Quarzabbaus am Hühnerkobel

Die Quarzlagerstätte am Hühnerkobel war weitgehend abgebaut und wurde in diesem Jahr stillgelegt (auch spätere Versuche In den Jahren 1899 und 1924 Feldspat zu gewinnen, waren nicht erfolgreich). 

Mit Inbetriebnahme der Eisenbahn konnten billigere und reinere Quarzsande aus den Lausitzer- und Rheinischen Braunkohlenrevieren von den Glashütten bezogen werden. In der 120 Jahre dauernden Betriebszeit wurden am Hühnerkobel rd. 16.000 to Quarz und 200 – 250 to Feldspat abgebaut. 


Die erste urkundliche Erwähnung des „Kiß-Pruchs“ stammt aus dem Jahre 1755, aber die oberirdischen Quarzvorkommen wurden vermutlich schon früher genutzt. 1756 wurde die unterirdische Lagerstätte von dem Mannheimer Laboranten und Kupferstecher Johann Georg Wißger (1715-1790) entdeckt. Wißger war im Auftrag Kurfürst Maximilians III. von Bayern dort auf Edelsteinsuche und hatte, wie Mathias Flurl schreibt, „den rabensteinischen Quarz als einen Schatz ausgeschrien“. Zwar liessen sich aus dem rosenroten Quarz, der dort gefunden wurde, „Rubine“ herstellen. Die Steine hatten aber zuwenig Härte, um mit echten Edelsteinen konkurrieren zu können. Bei der Suche nach Gold trieb man 1758/59 den sogenannten „Wißger-Stollen“ in den Berg, der kein Gold, aber ergiebige Quarzvorkommen erschloß. Bis 1831 war auch noch Übertageabbau möglich. Später baute man vom „Wißger-Stollen“ aus Quarz im Querbau ab. Zur Untersuchung, ob der Quarz der Tiefe zu anhält, wurde 1842 ein 240 m langer Stollen vom Kiesbach aus vorgetrieben. Man erschloß aber keine Quarzvorkommen mehr. 38 Für Wißger endete die Suche nach Edelsteinen und Gold mit einem finanziellen Fiasko. Er blieb noch bis 1766 in Bodenmais, um dann über München nach Amberg zu ziehen, wo er als Zeichenlehrer und Münzprägschneider tätig wurde.

1877 (2)

Die Eisenbahnstrecke wird in Betrieb genommen


Am 5.9. fährt ein erster Probezug mit 3 Lokomotiven über die Deffernikbrücke hinter Ludwigsthal, am 16.9.1877 wird die Strecke Plattling-Ludwigsthal für den öffentlichen Verkehr freigegeben. 


Am 14.11. fährt der letzte Pferde-Postwagen Plattling-Böhmisch Eisenstein, und am 15.11. wird die Eisenbahn -Strecke Ludwigsthal-Eisenstein in Betrieb genommen.  


Auf böhmischer Seite waren die Arbeiten an der Eisenbahnstrecke schon früher aufgenommen worden. Bereits in den Jahren 1874/75 waren die Tunnelarbeiten bei Böhmisch Eisenstein angefangen worden, an denen rd. 2 1⁄2 Jahre gearbeitet wurde. Die Strecke Pilsen-Eisenstein wurde am 20. Oktober 1877 für den Verkehr freigegeben.

1878

Die kgl. Regierung von Niederbayern wies mit Schreiben vom 25. April 1878 die Gemeinde Rabenstein an, „daß der Grundstückserwerb für eine neue Schule notariell beurkundet werden und Bauprogramm und Kostenvoranschläge ausgearbeitet und vorgelegt werden sollen. Die Schulhausgröße ist auf 100 Kinder zu berechnen.“

Tatsächlich wurde - beurkundet am 3. August 1878 durch Notar Duschl in Regen - ein Grundstück (Plan-Nr. 734) durch die Gemeinde gekauft.

Der Größenbedarf für das neue Schulhaus wird durch die Statistik des Schullehrers Johann Georg Wimmer vom 13. Mai 1878 bekräftigt, in der er die Entwicklung nur der Werktagsschülerzahl der Schule Regenhütte festhält:


pro Schuljahr Schüler

1868/69                 66 

1869/70                 65 

1870/71                 74 

1871/72                 66 

1872/73                 77


pro Schuljahr Schüler

1873/74                 88 

1874/75                 84 

1875/76                101 

1876/77                105 

 1877/78               106


Wilhelm Steigerwald (II) war, selbst nachdem bekannt wurde, daß in Ludwigsthal und Bayerisch Eisenstein Schulhäuser gebaut werden und die neue Schule dann nur die Schulkinder der Regenhütte besuchen würden, weiterhin ein Verfechter für einen Neubau.

1879

Die Schule in Regenhütte erhielt an Lehrmaterial „18 kleine Zählmaschinen, 1 Wandkarte von Deutschland, Bilder von Gift- und Heilpflanzen, naturgeschichtliche Bilder von Geißler über Säugethiere und Vögel“.


Das Ludwigsthaler Schulhaus wurde in diesem Jahr gebaut, die Regenhüttler Schule wurde dadurch um rd. 30 Ludwigsthaler Werktagsschüler entlastet.

1880

Wilhelm Steigerwald (II) starb am 27. Juni in Regenhütte, 38 Jahre alt (geb. am 17.5.1842 in Theresienthal). Seine Witwe Lucy Steigerwald, geb. Derbishire, führte die Regenhütte weiter.

Für die „Steigerwald ́schen Relikten“, zur Vertretung der drei minderjährigen Söhne von Wilhelm Steigerwald (II) wurde als Vormund Johann Nepomuk von Poschinger aus Buchenau eingesetzt (1840-1894). Dieser greift aktiv in die Schulhausdiskussion mit ein.


Das Jahre 1880 vergeht mit Streitigkeiten und Widerständen von Seiten des Forstärars und auch von Seiten des Vormundes Johann Nepomuk von Poschinger. Am 25. November 1880 fordert das Bezirksamt Regen die Gemeindeverwaltung Rabenstein auf, in Sachen Schulhausneubau endlich tätig zu werden, die vorgetragenen Proteste und Einwände wären weder formell noch materiell stichhaltig.


Diese Einwände waren: durch den Bau der Schulhäuser in Ludwigsthal (1879) und Bayerisch Eisenstein sei die Baufrage in Regenhütte eine ganz andere geworden und durch die heurigen Reparaturen am alten Schulhaus in Regenhütte seien die übrigen Bedürfnisse erledigt.


Der Bezirksamtmann hält dagegen, „... daß zwar das Lehrzimmer leidlich, wie es bei seinem herabgekommenen Zustand nicht anders möglich war, repariert wurde, die Baufälligkeit aber letzlich die alte geblieben sei. Auch die Verbesserungen der Lehrerswohnung würden sie wieder für einige Zeit vor dem Einsturz schützen, aber sie wäre eine Hütte nach wie vor und ein eines Lehrers unwürdiger Schlupfwinkel geblieben....“.

1881 bis 1897

1881

Nach weiterem Hin und Her, Neubau unter veränderten Vorrausetzungen oder grundlegende Reparatur des alten Schulhauses, macht Vormund Johann Nepomuk von Poschinger den Vorschlag (Brief vom 19. Mai 1881), die notwendigen Reparaturen am Schulhaus zu übernehmen und gegebenenfalls dem Lehrer Wimmer eine andere Wohnung mit höheren Zimmern zur Verfügung zu stellen. Mit diesem Entgegenkommen hoffe er, die hiesige Schulhausangelegenheit für alle Zukunft geschlichtet zu haben.


Den Schlußpunkt setzt die kgl. Regierung von Niederbayern, Landshut, mit folgendem Schreiben vom 30. Juni 1881: „Betreff Schulhausbau in Regenhütte:


"Inhaltlich der anliegenden zurückfolgenden Akten, hat sich der Vormund der Steigerwaldschen Relikten Nep. v. Poschinger erboten das Schulhaus in Regenhütte im Laufe des heurigen Sommers thunlich zu verbessern, dem Lehrer Wimmer aber eine andere Wohnung bereit zu stellen, sofern die um ein weiteres Zimmer vergrößerte bisherige Wohnung desselben nicht genüg en sollte. Die Schulsprengelverwaltung hat dieses Anerbieten angenommen und um dessen Genehmigung gebeten.

In Anbetracht daß nach dem amtsärtzlichen Gutachten vom 4. April ds. Jahres durch Ausführung der darin bezeichneten Vorschläge das Unterrichtslokal in einen wenigstens relativ besseren Zustande versetzt werden kann, der nothdürftig den Anforderungen entspricht, welche unter Berücksichtigung der örtlichen und Leistungsverhältnisse des Schulsprengels zu stellen sind, wird unter der Auflage, daß die bezei chneten Bauverbesserungen wirklich vorgenommen werden vorläufig von der Herstellung eines Schulhaus-Neubaues in Regenhütte abgesehen. Sollte Lehrer Wimmer auch mit der vergrößerten Wohnung sich nicht zufrieden erklären, anderseits aber auch Bedenken tragen die offerierte Wohnung im Gebäude der Steigerwaldschen Relikten zu beziehen, so bleibt ihm unbenommen sich um Versetzung auf eine andere Schulstelle zu bewerben.“


Der Maurermeister Max Moser aus Zwiesel führte mit Schreiben vom 13. September 1881 an das kgl. Bezirksamt Regen die danach durchgeführten Reparaturarbeiten an Lehrzimmer, Lehrerwohnung, Keller, Stall und Holzlege ausführlich auf.

1985

Am 11. Januar starb in Zwiesel der pensionierte Lehrer Zdrahal von Regenhütte.

“ ...Trotz des Mangels geeigneter Vorbildung, ja sogar vollständiger Beherrschung der deutschen Sprache ein guter Lehrer und Erzieher..“.  Paula Dittrich hat ihn in der Erzählung „Lehrer- Originale“ Lehrer „Straoheil“ genannt, der fleißig und beliebt war und den Kindern vor allem auch Singen und Musizieren beibrachte. Bei den jährlichen Schulvisitationen umging er elegant mögliche Probleme mit Lesen und Schreiben dadurch, daß er die Kinder als „behmisches“ Orchester Polka und Dreher zur Begeisterung des Schulrats spielen ließ. 


Der Gemeindeausschuß Rabenstein beschloß im September dieses Jahres: 


..„falls an Stelle der abgetragenen Brücke hinten am Wirtshaus in Regenhütte dieselbe von Seiten des Ärars oder der Frau Steigerwald nicht wieder aufgebaut werden sollte, wird des bequemeren Verkehrs halber aus Gemeindemitteln ein Steg errichtet“.


Wilhelm Steigerwald ́s (II) Witwe, Lucy, geb. Derbishire, starb am 27.11. in Regenhütte im 46. Lebensjahr (geb. am 15.4.1839 in London). Um die „Relikten“ kümmert sich weiterhin der Vormund Johann Nepomuk von Poschinger.


„Bis 1885 war Regenhütte eine Revierförsterei, zu der auch Waldhaus gehörte, seit 1885 Sitz eines königlichen Försters und eines königlichen Forstwartes. Außerdem ist ein Haus in Regenhütte, das von einem Vorarbeiter bewohnt, ein Staatsgebäude an der Staatsstraße nach Eisenstein dsgl. ein Wegmacherhaus an der Staatstraße dsgl. ärar. Eigentum. Das jetzige, daraus entstandene Forstamt-Zwiesel West hat ca. 3.400 ha = 8.490 Tagw. Die drei Revierförstereien Zwiesel 7.479 Tgw., Waldhaus 7.038 Tgw., Regenhütte 5.590 Tgw., Rabenstein 7.562 Tgw.“

1886

Die Leitung der Glasfabrik Regenhütte übernahm ab 12. Februar Anton Röck aus Zwiesel.

1887

Der Buchdruckereibesitzer Josef Dötsch von Zwiesel gab am 1. April erstmals eine Zeitung heraus, die „Zwieseler Volkszeitung“, später „Bayerische Waldzeitung“ genannt wurde. Es ergab sich bald ein ansehnlicher Leserkreis in Zwiesel und Umgebung. Wir konnten viele Informationen über die Regenhütte aus dieser Zeitschrift entnehmen. (siehe Bild)


Der Gemeindeausschuß Rabenstein beschloß am 18. Mai, .... „daß den jeweiligen und nachfolgenden Herren Cooperatoren von Zwiesel, die an der Schule zu Regenhütte den Religionsunterricht zu erteilen haben, keine Vergütung der Bahnfahrtkosten dorthin gewährt wird, nachdem bisher kein solcher Etatposten im Gemeindehaushalt existierte und die H.H. Cooperatoren auch früher, als die Bahn noch nicht bestand, den Weg nach Regenhütte und zurück zu Fuß zurücklegen mußten.“


Durch die Waldvereinssektion Zwiesel wurde das erste Arberseehaus erbaut. Der Plan stammte von H. Ing. Vredauer, die Kosten betrugen mit 8.000 Mark. Schon früher gab es ein Arberschutzhaus, das von der Waldvereinssektion Elisenthal-Böhmisch Eisenstein unter dem Vorsitz des Fabrikanten Wenzel Schrenk erbaut worden war. Beide Gebäude wurden später durch größere, fürstlich-hohenzollersche Bauten ersetzt. (BWZ April 1933).


Arthur Steigerwald, jüngster Sohn von Wilhelm Steigerwald (II), starb am 27.5. in München im Alter von knapp 9 Jahren (geb. 7.9.1878) und wurde zur Beerdigung im Familiengrab der Steigerwald ́s nach Zwiesel überführt.

1888

In den Gemeindeausschußprotokollen finden sich erstmals, in den Folgejahren dann regelmäßig, Beschlüsse über die Vergabe des „Fleischaufschlags“ (Fleischbeschau ?), meist an die Regenhüttler Gastwirte. In diesem Jahr erhielt z.B. Wolfgang Krieger, Wirtschaftspächter in Regenhütte, dieses Recht für ein Meistgebot von 56 Mark.

1889

Am 25.3. starb Wilhelm Steigerwald (III) in Regenhütte an den Folgen einer vermutlich absichtlich sich selbst beigebrachten Schußverletzung. Motiv unbekannt. Dem Chronisten bekannt, jedoch nicht passend zur Verewigung in der Chronik“, schreibt dazu Expositus Schanderl geheimnisvoll.


Mit dem Tod des 19-jährigen Wilhelm (III) Steigerwald, der als Ältester von drei Brüdern vermutlich die Steigerwald-Familientradition in der Regenhütte fortsetzen sollte, ergab es sich, daß die Hütte fortan fremdbestimmt geleitet wurde. Der noch lebende zweitälteste Sohn Oskar war zu diesem Zeitpunkt 17 Jahre alt. Er war zwar aufgrund der Erbpacht-Verhältnisse „Fabrikeigentümer“, verblieb jedoch gegenüber den dominierenden „Steigerwald- Nachfolgern“ in der Leitung der Hütte Anton Röck als Pächter sowie Isidor Gistl als Direktor im Hintergrund. Ende der neunziger Jahre lebte Oskar Steigerwald in München-Pasing und nannte sich „Privatier“.


Auch im Jahr 1889 standen wiederum dringende Reparaturen am Schulhaus an. Die Gemeinde Rabenstein ist im Schreiben vom 28.4.1889 der Ansicht, „..daß weiterhin die Zusage des früheren Vormunds der Steigerwald ́ schen Relikten, für alle Reparaturen aufzukommen, gilt. Der derzeitige Vormund (Apotheker Rainprechter aus Zwiesel) verlange jedoch erst eine Abschrift der damaligen Äußerung des Johann Nepomuk von Poschinger zu sehen. Die Gemeinde könne die erforderlichen Mittel nicht aufbringen“.


Mit Schreiben vom 31.7.1889 an die Gemeindeverwaltung Rabenstein teilt der kgl. Bezirksamtmann seine nach persönlicher Augenscheinnahme gemachten Feststellungen über die Regenhütter Schule mit „...daß es sich überhaupt nicht mehr um Gebäulichkeiten, sondern mehr um Ruinen handle, de ren durchgreifende Restauration innerhalb der bevorstehenden Ferien geschehen muß.......“ und macht der Gemeindeverwaltung schwere Versäumnisse zum Vorwurf. Von Anton Röck, Hüttendirektor der Regenhütte, stammt danach ein mit dem Datum 6. August 1889 detallierter „Kostenvoranschlag der pro 1889 nothwendigen Reparaturen am Schulhause und an der Lehrerwohnung zu Regenhütte“ mit dem Betrag von M 383,00. Anscheinend hat die neue Vormundschaft die frühere Zusage der Reparaturkostenübernahme erfüllt wie auch in der Folgezeit der betreffende Hüttenbesitzer.

Zum 1. Juli 1889 wurde der Forstwart Ferdinand Frühholz von Regenhütte nach St. Oswald versetzt, sein Nachfolger wurde Forstwart Josef Hörmann. (BWZ 5.6.1889)


Am 14. August nahm an der Fahnenweihe der freiwilligen Feuerwehr Frauenau auch die Feuerwehr aus Regenhütte teil. (BWZ 17.8.1889)



1890

Der Gastwirt Wolfgang Krieger lädt per Annonce zum „Waldfest mit großem Conzert, ausgeführt von der 1. Abtheilung Trompeter des II. schweren Reiterregiments Kronprinz Erzherzog Rudolf von Oesterreich“ am 3.8. in Regenhütte ein. (BWZ)


Auf dem Fundament der abgebrochenen Glashütte in Schachtenbach wurde das heute noch erhaltenen Gebäude des Forstamtes erbaut (andere Quellen nennen dafür das Jahr 1893). Vorher war das Forstpersonal im „alten Stoiberhaus“ untergebracht.

1892

Zum „Ortsführer“ in Regenhütte wurde bestellt der Zinngießermeister Anton Schink. Er übernahm damit die Verantwortung und Organisation für nur gemeinsam und auf freiwilliger Basis zu erledigende örtliche Angelegenheiten und Arbeiten (Schneeschaufeln, Zäune reparieren, Wege ausbessern etc.).

1893

„Bei dem am Pfingstmontag im Waldhaus stattgefundenen Feuerschießen haben sich die Preise erschossen: auf der Ehrenscheibe Herr Kristallglasfabrikbesitzer Oskar Steigerwald von Regenhütte....“. (BWZ 25.5.1889) und „bei dem am Sonntag und Montag im Zwieseler Waldhaus stattgefundenen Endschießen der Winter-Feuerschützengesellschaft betheiligten sich 23 Schützen. Von denselben gingen folgende Herren als Preisträger hervor:...Oskar Steigerwald, ...Fabrikbesitzer in Regenhütte,..Anton Röck, Fabrikdirektor in Regenhütte...“.  (BWZ Juni 1893)

Isidor Gistl wird nach vorhergehender, leitender Tätigkeit bei der Glasfabrik Poschinger in Oberfrauenau ab 1.12. Direktor der Glasfabrik Regenhütte, gerade 25 Jahre alt (* 1. 9.1868).


Todesfälle: lt BWZ Anna Rünger, 9 Monate alt, Schürerstochter in Regenhütte.

1894

Am 24. Oktober wird in der neuerbauten Kirche in Ludwigsthal der erste Gottesdienst gefeiert und ab 1. November finden regelmäßig Gottesdienste statt. Erster Seelsorger in Ludwigsthal war Johann Baptist Wolfgruber, zunächst als Kooperator von Zwiesel aus. 


Todesanzeigen 1894 in der BWZ:

Herr Jakob Weiß, 82 Jahre alt, Fabrikschreiner, Theres Weiß, Schreinersfrau, 84 Jahre alt, Josef Ascherl, Glaspackerssohn, 11 Tage alt, Juliane Opitz, Glasschleifertochter, 2 Jahre und 6 Monate alt, alle Regenhütte.

1895

Anton Röck, inzwischen Pächter der Regenhütte, pachtet zusätzlich die Glasfabrik Ludwigsthal samt Ökonomiegut hinzu.

Todesanzeigen 1895 in der BWZ: Wilhelm Strohmeier, Gastwirt, im Alter von 47 Jahren; Ingenieur Richard Dienel; Anton Schink, Zinngießermeister im Alter von 48 Jahren, sämtliche Regenhütte.

1896

Am 1. Juli wurde die „Steigerwald Aktiengesellschaft“ gegründet.

In Ludwigsthal wurde das Pfarrhaus erbaut und in Bayerisch Eisenstein erfolgte der Bau der

ev. Kirche (1972 wegen Baufälligkeit abgerissen).

1897

Gründung des Männergesangvereins Regenhütte


Nach den Jahresberichten des Gesangvereins Regenhütte hatten sich „bereits anfangs der 1890ziger Jahre einige sangeslustige Herren hier zusammengetan, um das Deutsche Lied zu pflegen“. Aber erst 1895 traten sie unter Carl* Wolf erstmals an die Öffentlichkeit und veranstalteten in Ludwigsthal ein Konzert. Dabei traten als „Doppelquartett“ auf die Herren:


Pfretzschner Josef und Heller Heinrich (1. Tenor)

Hieke Carl und Pinter Karl (2. Tenor)

Wolf Carl und Brandl Wolfgang (1. Baß)

Thurner Hans und Miedaner Gottfried (2. Bass)

((In den Original-Unterlagen wurde das „C“, wie bei „Carl“, im Laufe der Zeit durch „K“, abgelöst)


Die Gründung des Männergesangvereins Regenhütte erfolgte offiziell jedoch erst am 07. Dezember 1897 mit Genehmigung der Vereinssatzung durch das Kgl. Bezirksamt Regen. Im Gründungsregister des Vereins wurden eingetragen:


1. Vorstand: I. Gistl

Schriftführer: L. Hackl

Tafelwart: C. Hieke

1. Ausschußmitglied:  H. Heller

Dirigent: K. Wolf

Kassenwart: I. Kaspar

2. Ausschußmitglied:  I. Almer


Am 19. Mai wurde der Seelsorgesprengel Ludwigsthal gebildet und Regenhütte nach vorhergehender Zugehörigkeit zu Zwiesel diesem neuen Sprengel zugeordnet. 


In der Sprengeleinteilung wird aufgeführt: Regenhütte mit Bahnposten 506 Seelen.


Michael von Poschinger, der Theresienthal mit Beginn des Historismus ab den 1880er Jahren zur führenden Glashütte des bayerischen Waldes gemacht hatte, übergab die Leitung der Theresienthaler Hütte an seinen Sohn Egon von Poschinger.


1898 bis 1912

1898

Erneute Diskussion und Entscheidung über einen Schulhausneubau in Regenhütte

Im Jahr 1898 werden Erhebungen der Regierung von Niederbayern über den Zustand der Schule in Regenhütte getroffen, Anweisungen zu Reparaturen gegeben und Stellungnahmen angefordert, die zur Beurteilung der Frage eines Schulhausneubaus dienen sollen. Am 25. Mai 1898 faßt die Regierung von Niederbayern die gewonnenen Erkenntnisse zusammen mit dem Ergebnis, daß nur ein Schulhausneubau in Frage komme. Die vorhandene Schule sei für die derzeitige Schülerzahl von 66 Kindern zu klein, eine Erweiterung nicht ausführbar. Die Schülerzahl steige überdies in den nächsten 6 Jahren auf 78 Kinder. Eine Umschulung von Regenhütte nach Ludwigsthal oder Rabenstein würde dort Erweiterungsbauten erforderlich machen. Die einzige Möglichkeit für Abhilfe bestehe in einem Neubau eines Schulhauses. Die zuständigen Gremien sollten entsprechende Maßnahmen treffen.


Anton Röck, Fabrikpächter von Regenhütte, hält mit Schreiben vom 15. 6. 1898 den geplanten Bau der Schule aus Gemeindemitteln nicht für finanzierbar. Er macht einen kostengünstigeren Gegenvorschlag, gegen Überlassung der bisherigen Schul-Gebäude und Verzicht auf das jährliche Lehrergeld von 100 Mk. Der Vorschlag wurde aber nach Besichtigung der angebotenen „Schupfe“ durch Lehrer Brandl und den Bürgermeister nicht angenommen.


Der erste Pfarrer von Ludwigsthal, Expositus Joh. Bapt. Wolfgruber, gründet einen Schulhausbauverein Regenhütte, der jedoch bald wieder einging. Der gesammelte „Baufonds“ in Höhe von Mk 136 wurde der Gemeindekasse zugeführt.


Am 2. September 1898 wird von der kgl. Regierung ein Zuschuß für den Bau der Schule von 2/3 der Kosten in Aussicht gestellt. Detailpläne sollen ausgefertigt werden auf der Grundlage der vom Kreisbaureferat gefertigten Skizze für die innere Einteilung des Gebäudes. „Bei der äußeren Gestaltung empfiehlt es sich der Lage des Dörfchens Regenhütte dadurch Rechnung zu tragen, daß der sogenannte Gebirgsstil gewählt wird.“

Am 18. November 1898 sind die vorgelegten Akten und Pläne des Maurermeisters Moser für den Schulhausneubau durch die Regierung von Niederbayern genehmigt. Die Bauausführung soll im kommenden Frühjahr begonnen werden.


Todesanzeige: Am 30. September beklagen Isidor und Amalie Gistl, Regenhütte, den Tod ihres Töchterchens Amalie, 14 Monate alt. (BWZ)

1899

Bau und Einweihung der neuen Schule


Im Januar 1899 sind endlich alle Pläne und Kostenvoranschläge genehmigt, die Gemeindeverwaltung soll das Weitere hinsichtlich Kostendeckung, Art der Bauausführung (Akkord oder Regie) veranlassen. Der Kostenvoranschlag beläuft sich auf die Summe von Mk 16.965,41. Zur Finanzierung wird ein Kreisfondszuschuß von Mk 10.800 erwartet. Die Gemeinde beschließt am 17. März 1899 die Aufnahme eines Kredits von Mk 8.000 (davon Mk 6.200 für die Schule Regenhütte) bei der Distriktssparkasse Regen gegen 14% Verzinsung. Zins und Tilgung in Höhe von jährlich Mk 1.000 sollen aus dem Lokalbieraufschlag erfolgen.


Bauleiter wird der Bezirksbautechniker Schiegl. Die Bau-Submissionen für die verschiedenen Gewerke werden mit Datum 18. März 1899 herausgegeben.

Nach Beginn der ersten Bauarbeiten im April kommen - vergeblich - Einsprüche von Seiten des Forstärars wegen Nichteinhaltung der „Baulinie parallel zur Straße“.

Unter Bauleitung von Schiegl kommen die Bauarbeiten zügig voran, gegen die Handwerker geht er wegen Mängeln und Terminüberschreitungen energisch vor.

Am 24. Oktober 1899 erfolgt die Schulhausübergabe. Bürgermeister Thurner von Rabenstein beginnt seine Festrede mit folgenden Worten:

„Der heutige Tag ist und bleibt in der Geschichte der Gemeinde Rabenstein ein denkwürdiger Tag. Mit ihm wird die seit nahezu 30 Jahren bestandene Streitfrage bezüglich der Aussicht eines neuen Schulhauses in Regenhütte hoffentlich endgültig begraben, denn das Schmerzenskind, dessen Geburt zwar von vielen schon seit langem ersehnt wurde, hat endlich das Licht der Welt erblickt und präsentiert sich heute unseren Augen als schmuckes Gebäude sowohl von außen als von innen....“


Am 29. Juli beging die Freiwillige Feuerwehr Regenhütte ihr 25-jähriges Jubiläum mit Fahnenweihe und einem dem Anlaß angemessenen Fest.


Das Festprogramm lautete:


Mittwoch, den 28. Juni 1899:

Abends: Zapfenstreich und Festvorabend im Corpslokale


Donnerstag, den 29. Juni 1899:


Morgens 5 Uhr: 

Musikalischer Weckruf durch die Straßen der Ortschaft Regenhütte


Vorm. 7 1/2 Uhr:  

Aufstellung des Corps zum Abmarsch nach Ludwigsthal


Vorm. 8 1/2 Uhr: Empfang der freiw. Feuerwehren Ludwigsthal und Spiegelhütte vor dem Gasthause in Ludwigsthal


Vorm. 9 Uhr: 

Empfang der freiw. Feuerwehren Ludwigsthal und Spiegelhütte vor dem Gasthause in Ludwigsthal

Aufstellung zur Kirchenparade; Festgottesdienst und Fahnenweihe; hierauf Rückzug in den Schloßhof Ludwigsthal, dortselbst Festakt und Übergabe der Fahne. Vertheilung der Ehrendiplome für 15jährige Feurwehrdienstleistung an die betr. Kameraden.

Nach dem Festakt Parademarsch und Rückzug zu einem kurzen Frühschoppen im Gasthause Ludwigsthal.


Mittags 1/2 12 Uhr:

Rückkehr der Corps nach Regenhütte, woselbst gemeinsamer Mittagstisch stattfindet.


Nachm. 2 1/4 Uhr: 

Empfang der zur nachmittäglichen Fest-Unterhaltung sich einfindenden Corps und Abmarsch auf den Festplatz.


Nachm. 4 Uhr: 

Offizielle Begrüßung der erschienenen Corps und Vertheilung der Fahnenbänder an dieselben.


Abends 9 Uhr:

Bengalische Beleuchtung und Illumination des Festplatzes.“


Stifter der Fahne war Fabrikpächter Anton Röck. Expositus Wolfgruber hielt die Messe und weihte die Fahne, als Redner betätigten sich der Kommandant der Regenhüttler Feuerwehr, Baierl, der Feuerwehr-Bezirksvertreter Apotheker Rainprechter und stellvertretend für die 11 geehrten Mitglieder Wilhelm Hieke. Die Liedertafel Zwiesel und der Gesangverein Regenhütte trugen zur Unterhaltung und Verschönerung des Festes bei. In der BWZ erschienen ausführliche Würdigungen des Festes, aus welchen wir entnehmen:


„Das am Donnerstag (Peter und Paul) stattgefundene Gründungs- und Fahnenweihfest der freiw. Feuerwehr Regenhütte nahm in allen Theilen einen sehr schönen und würdigen Verlauf. Zu dem nachmittäglichen Waldfeste, welchem eine sehr günstige Witterung beschieden war, hatte sich namentlich von Zwiesel, Eisenstein, Regen und der übrigen Umgebung eine ungeheure Menschenmenge zusammengefunden, die bei dem vorzüglichen Stoff der Janka-Brauerei auf dem herrlichen Erdenflecke eine ungemein feuchtfröhliche Stimmung entwickelten“. (BWZ 2.7.1899)


Regenhütte soll in diesem Jahre nach der „Ludwigsthaler Kirchenchronik“ 342 Einwohner gehabt haben.  Da sich gegenüber 1897 die Einwohnerzahl demnach um 164 Personen vermindert haben müsste, scheint diese Angabe zumindest zweifelhaft.


1900

Das Jahr 1900 hindurch wurden die Nebengebäude der neuen Schule fertiggestellt, Nachbesserungen und Endabrechnungen mit den Handwerkern usw. erledigt.


Am 12. Dezember 1900 schließt das Protokoll des Gemeindeausschusses die Schulhausbaukasse mit M 18.133,83 Einnahmen und Ausgaben ab, eine ausführlichere Schulhausbauabrechnung des Rechnungstellers M. Fuchs kommt auf Ausgaben in Höhe von 18.239,10 M, die durch Kreisfonds mit 10.800 M, Distriktssparkassenkredit mit 6.000 M und Gemeindekasse mit 1.439,10 M gedeckt wurden.


Mit Datum 24. Februar wird vom Gemeindeauschuß Rabenstein festgestellt, daß gegen die Ausstellung eines distriktspolizeilichen Zeugnisses, erforderlich für die vorgesehene Verehelichung von Oskar Steigerwald mit Maria Reindl, keine Einwände bestehen.


Auf der Pariser Weltausstellung von 1900 erhielt die Regenhütte eine Bronzemedaille für

„feine Opakemailarbeiten im modernen Stil.“


Die Glashütten des Bayerischen Waldes in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts.

Gegenüber dem von Rudhart im Jahre 1835 dokumentierten Stand der Glashütten im bayerischen Wald kam es bis zum Ende des 19. Jahrhunderts zu großen Veränderungen. Die Spiegel- und Tafelglas-Hütten gaben größtenteils auf oder wurden in Hohlglashütten umgewandelt. 


Es gab folgende Standortverlegungen, Neugründungen, aber auch Hüttenschliessungen:


Hütten-Neugründungen/Verlegungen


1834 Spiegelau (Verlegung der Klingenbrunner Neuhütte)

1836 Theresienthal (F. Steigerwald)

1837 Lohbergerhütte (J. Kellermaier, ab 1853 Schrenk)

1840 Flanitzhütte (Verlegung der Klingenbrunner Althütte)

1843 Frauenau Moosau-Hütte (J.M. Poschinger, 1905-23 verpachtet an I. Gistl) 1862 Lichtenthal (M. Stangl)

1865 Regenhütte (W. Steigerwald)

1868 Drachselsrieder „Gas“-Hütte (M. Poschinger) 1872 Annathal Zwiesel (A. Müller)


Hütten-Schliessungen:


1860 Oberfrauenauer Althütte, abgebrannt (seit 1688)

1865 Rabensteiner Regenhütte, Tafelglashütte (seit 1750)

1866 Schachtenbach (sei 1822)

1876 Schönbrunner-Hütte (seit 1599)

1870 Schönauer Hütte (seit 1545)

1883 Lichtenthal (seit 1862)

1893 Drachselsrieder „Gas“-Hütte (seit 1868)

1893 Oberfrauenauer Spiegelfabrik (seit 1835)

1894 Schönbacher Hütte (seit 1831)

1895 Arberhütte  (seit 1723)


Nach Schachtenbach setzten sich die Hohlglashütten Theresienthal und Regenhütte in den 1860er und 1870er Jahren mit hervorragenden Erzeugnissen an die Spitze der Hütten des Bayerischen Waldes. Gerühmt werden dabei vor allem zart gefärbte und bunt bemalte Alabaster- und Opal-Gläser aus dieser Zeit. 

Künstlerische Bedeutung wird den Erzeugnissen jedoch erst mit der Verbreitung des Historismus, ab den 1880er Jahren zugeschrieben. Gläser im altdeutschen Stil mit Emaildekor, Nachbildungen historischer Gläser beherrschten die Szene, bis der Jugendstil eine neue, sehr erfolgreiche Richtung für die Glashütten vorgab.

1901

In diesem Jahr erfolgte die Gründung der Gesellschaft „Vereinigte Bayerische Krystallglasfabriken AG“, München, mit den Werken Regenhütte, Ludwigsthal und Schliersee durch Anton Röck, Bürgermeister J. A. Röck von Zwiesel, Heinrich Mayer, Schliersee, die Vereinigte Zwieseler & Pirnaer Farbenglaswerke AG und Oskar Steigerwald, Regenhütte.


An der Schule in Regenhütte folgte auf Wolfgang Brandl als neuer Lehrer Anton Eisenreich.


Die Seebachütte, für die F.X. Nachtmann seit 1866 eine Betriebskonzession hatte, wurde aufgelassen und die Fabrikation nach Neustadt an der Waldnaab verlegt.

1902

Am 26. Juni wurde Oskar Steigerwald, Privatier von Pasing (geb. am 4.9.1872 in Regenhütte), auf der Jagd in Habach, wo er Jagdgast des Gastwirts Paul Orterer von Antdorf war, von dem Müller Gerl, Mitpächter der Habacher Gemeindejagd, durch einen aus 22 Schritten Entfernung abgegebenen Schrotschuß ins Gesicht tödlich verletzt. Die Ausgabe der Münchner Neueste Nachrichten vom 2. Juli 1902 schilderte den genauen Tathergang und berichtete, daß die Leiche nach Zwiesel im Bayerischen Wald, der Heimat Steigerwalds, verbracht wurde.


Die Witwe Oskar Steigerwald ́s, Maria, (geb. Reindel, geb am 19.5.1863) verheiratete sich wieder am 20.12.1902 mit dem königl. Oberamtsrichter Hans von Streber und nannte sich von da an Marianne von Streber-Steigerwald.


Regenhütte hatte in diesem Jahr 450 Einwohner. 


1903

Neben der Todesanzeige für Alois Heller bringt die Bayerische Waldzeitung vom 22. Dezember folgenden Nachruf: 

„ nach einem arbeitsamen Leben hat gestern zu Regenhütte ein braver Mann, der 77 Jahre alte Glasmalermeister Alois Heller seine Augen für immer geschlossen. Heller war länger als 50 Jahre in der Glasfabrik Regenhütte ununterbrochen beschäftigt und ehrte ihn die Firma vor einigen Jahren durch festliches Begehen seines 50 jährigen Arbeiterjubiläums. Er trat schon bei dem „alten Steigerwald“ in Arbeit, siedelte dann bei Verlegung der Fabrik mit nach Regenhütte über, machte hier alle Wandlungen der Fabrik mit und blieb seiner Firma bis zum Tode ein treuer fleißiger Mitarbeiter. Als Freund der Natur liebte er unseren herrlichen Wald über Alles und noch im hohen Alter konnte man ihn am Kaisersteig begegnen, wenn er sein geliebtes Schachtenbach am Sonntage aufsuchte....“.

1904

Lehrer Eisenreich wurde von Regenhütte nach Neuschönau versetzt (BWZ 18.1.1904), sein Nachfolger wurde Anton Schlögl.

„Zu einer erhebenden Feier gestaltete sich gestern die feierliche Übergabe des Ehrenzeichens für 25jährige Dienstzeit an den Kameraden der freiwilligen Feuerwehr Regenhütte, Hrn. Schleifermeister Alois Hieke ...“. 

Die Auszeichnung überreichte Herr Direktor Gistl, Herr Buchhalter Baierl überbrachte die Gratulation des Korps. (BWZ vom 10. Mai 1904).


Fachschule für Glasindustrie in Zwiesel

Am 18. September wurde in Zwiesel die Fachschule für Glasindustrie und Holzschnitzerei festlich eingeweiht. Einer der maßgeblichen Befürworter und Förderer der Fachschule war Direktor Anton Röck von Regenhütte. Die Einrichtung dieser Schule war überfällig, aber unter den Glashüttenbesitzern nicht unumstritten. In den böhmischen Glaszentren existierten schon längere Zeit Glasfachschulen, so in Steinschönau seit 1855 und in Haida seit 1870. In beiden Schulen stand die Ausbildung von Glas-Schleifern, -Schneidern und -Malern im Vordergrund, in Haida gab es auch eine glastechnische Ausbildung. Aus beiden Schulen kamen viele dort ausgebildete Fachleute in den bayerischen Wald.


Bereits am 5. August meldete die BWZ, daß der Glasmaler und Glasgraveur Anton Pech von Regenhütte zunächst versuchsweise als Fachlehrer mit dem etatmäßigen Bezug von 1.800 Mark ab 1. August 1904 an der Zwieseler Glasfachschule angestellt wurde. 

Pech blieb Fachlehrer an der Fachschule bis 1927. Anton Pech hat sich nicht nur als Fachlehrer, sondern auch als Lichtbildner, Künstler und als „Pionier“ des „Bayerischen Waldvereins“ einen Namen gemacht. 

Dem unermüdlichen Künder und Werber für den Bayerischen Wald trug das den Namen „Hausmeister des Bayerischen Waldes“ ein. 

Unter anderen haben Zwiesel und Bayerisch Eisenstein Wegebezeichnungen seinen Namen gegeben.


Todesanzeigen: Frau Barbara Ulbrich, Glasschleifersgattin im Alter von 82 Jahren und Frau Johanna Hieke, Glasschleifermeisterswitwe im Alter von 67 Jahren (BWZ 4.5. und 13.7.)

1905

„Die am Samstag den 18. Februar stattgefundene Vorstellung des Gesangvereins Regenhütte verdient gewiß auch einige, wenn auch verspätete Erwähnung.....und gewiß, man staunte ob der Leistungen, die das kleine Sängerhäuflein an den Tag legte.....auch der wackeren Musikkapelle ist nicht zu vergessen, die sich wohlgemerkt nur aus Kräften der Regenhütte selbst zusammensetzte...“. (BWZ)


Die BWZ berichtete am 25. Juni über die Änderung der Firmenbezeichnung der Glashüttengesellschaft Regenhütte-Schliersee-Ludwigsthal in nunmehr „Bayerische Krystallglasfabriken vorm. Steigerwald Aktiengesellschaft“. Der Firmensitz wurde von München nach Ludwigsthal verlegt.


„Im Juni-November wurde in Regenhütte durch die Aktiengesellschaft ein großes Arbeiterwohngebäude mit 18 Wohnungen erbaut und ohne Einweihung, auch kirchliche nicht, bezogen.“ 

Dieses Gebäude hat den Hausnamen „Neubau“ bis heute behalten.


Die Einwohnerzahl der Regenhütte stieg in diesem Jahre auf 509.


Todesanzeige: Herr Johann Bscheidl, Glasschmelzermeister in Regenhütte im 66. Lebensjahr (BWZ 4.10.1905).






1906

„ Regenhütte - Am 5. März wurde von Herrn R. Czerny ein Preis-Wettrodeln veranstaltet, an welchem sich 12 Herren beteiligten, wovon neune Preise erhielten. Das Rennen fand um 9 Uhr abends bei schönstem Mondschein statt und verlief gut. Nach Beendigung desselben wurden im hiesigen Gasthause die Preise verteilt und blieben die wackeren Rodler noch längere Zeit vergnügt beisammen.“ (BWZ).


*Rudolf Czerny, aus Haida stammend, Entwerfer für die Glashütten Regenhütte und Schliersee. Seine Entwürfe waren vor allem im Stil der „Wiener Sezession“ ausgeführt.


Am 15. Mai gab Isidor Gistl seinen Direktorenposten bei der Regenhütte auf, um als Pächter die Poschingerhütte in Frauenau-Moosau zu übernehmen. Zum Zeitpunkt der Übernahme hatte die Hütte ca. 150 Beschäftigte. Die Hütte firmierte danach als “Kristallglasfabrik Frauenau I. Gistl“.


„Im Frühjahr 1906 wurde die Forstwartstelle in Regenhütte nach Bayr. Eisenstein verlegt. Den Bezirk derselben erhielt der Förster in Waldhaus, dessen früherer Bezirk bildet nunmehr den Forstwartbezirk Bayr. Eisenstein.“ 


„Vom Bayerischen Industriellenverband sind Verdienstmedaillen mit Ehrendiplom ...verliehen worden: Regenhütte: die goldene Medaille: Wilhelm Werner, Glasschleifermeister; Alois Hieke, Glasschleifermeister; die silberne Medaille: Anton Herzig, Glasschleifer, sämtliche bei den Bayerischen Krystallglasfabriken vorm. Steigerwald.....“. (BWZ 28. Dez. 1906).


Die Einwohnerzahl von Regenhütte hatte sich in diesem Jahr auf 560 erhöht. 


Todesanzeige: Herr Adalbert Weiß, Fabrikschreinermeister in Regenhütte im 57. Lebensjahr. (BWZ 18.02.1906).

1907

Die BWZ vom 22. Juni 1907 brachte einen Auszug aus dem Wirtschaftsbericht der Handels- und Gewerbekammer für Niederbayern über die Glasfabriken. Darin berichtete die Firma Bayerische Kristallglasfabriken, vorm. Steigerwald, Aktiengesellschaft, über das abgelaufene Geschäftsjahr:


„Wir betreiben 1. in Regenhütte die Glasfabrikation für Hohlglas, in der Hauptsache Luxus- Tafelservice und Trinkgefäße; 2. in Ludwigsthal die Tafelglasfabrikation, haben dieses Werk jedoch verpachtet; 3. in Schliersee die Kristall- und Farbenglasfabrikation für Luxusartikel, namentlich für Dekorationszwecke; auf den beiden ersteren Werken die Fabrikation von kurzem Holzdraht für Zündholzfabrikation.... Im Speziellen berichten wir:


Regenhütte: Die Arbeiterzahl beträgt 230, an welche Mk 214.000 an Löhnen bezahlt wurden.. Der Umsatz beträgt Mk 470.000. An Rohmaterialien wurden verarbeitet: 30 Waggons Quarzsand und 2 Waggons Soda aus Sachsen, 7 Waggons Pottasche aus Böhmen, 4 Waggons Kalk aus Oberpfalz, 4 Waggons Ton roh u. 2 Waggons Ton gebrannt aus Böhmen, 100 Waggons Kohle aus Böhmen, 3.000 Kilo Salpeter aus Rheinland, 1.000 Kilo Arsenik aus Schliersee,. ausser der Kohle wurden an Brennholz verbraucht 12.000 Ster. 


Ludwigsthal: Beschäftigt waren 46 Arbeiter, der Umsatz ist auf Mk 115.00 zurückgegangen, diese Fensterglashütte hat mit erheblicher Unterbilanz abgeschlossen und kommt im Folgejahr ausser Betrieb.“

1908

Lt BWZ vom 17. Dezember blieb die Beschäftigtenzahl der Regenhütte bei 230 Mitarbeitern, zur Beheizung der Öfen wurden 180 Waggons böhmische Kohlen und 11.500 Ster Holz verbraucht.


An der Schule wurden umfangreiche Reparaturarbeiten und bauliche Erweiterungen mit Einrichtung von zwei Klassenzimmern vorgenommen. Die BWZ vom 9. Juni listet die Zuschläge für die einzelnen Gewerke auf, die überwiegend an Zwieseler Handwerker vergeben wurden.


„In Regenhütte hat sich ein Zweigverein des Arbeiter-Radfahrer-Bundes „Solidarität“ mit dem Namen „Freiheit“ gebildet.“  (BWZ vom 24. September 1908)


Todesfälle: Herr Eduard Gürtler, Glasschleifer in Regenhütte, am 23. November, 52 Jahre.


„Am Freitag nachmittag tummelten sich auf dem zugefrornen Regenflusse bei Regenhütte eine Anzahl Knaben, darunter auch das 4 1/2 jährige Söhnchen des Schleifermeisters Josef Sellner. Der Kleine ist hierbei in einem ungesehenen Augenblick ins Wasser geraten und ertrunken.“  (BWZ 15. November).

1909

Als Schöffe wurde Herr Wilhelm Hieke, Schleifermeister aus Regenhütte gewählt. (BWZ 22. September).


In Bayerisch Eisenstein wurde die katholische Pfarrkirche mit einer namhaften Spende des Hauses Hohenzollern-Sigmaringen erbaut. An der Westseite der Kirche wurden die Wappen Österreich-Ungarns, des Deutschen Kaiserreichs und des Fürstenhauses Hohenzollern angebracht.

1910

In der Nachweisung der einzelnen Fabriken u. Handwerksbetriebe der Gemeindeverwaltung Rabenstein vom 8. Juli 1910 (fortgeführt auch für die Jahre 1911/12) finden wir über die Kristallglasfabrik Regenhütte folgende Angaben:


  • Hohlglasfabrikation mit Gasbetrieb 
  • Glasschleiferei mit Wasser- und Dampf-Betrieb 
  • Formendreherei mit Wasserbetrieb 
  • Zinngießerei mit Wasserbetrieb 
  • Zündholzdrahtfabrikation mit Wasserbetrieb 
  • Graviererei mit Handbetrieb
  • Glasmalerei mit Handbetrieb
  • Gastwirtschaft            

Insgesamt waren 210 Arbeiter männlichen und weiblichen Geschlechts in diesen Betriebszweigen beschäftigt.


Der „Wasserbetrieb“ wurde ermöglicht über ein Stauwehr, oberhalb der Deffernik Ortsbrücke gelegen, eine Rohrleitung zur Fabrik (Damm mit Betonrohren ist heute noch vorhanden) führte zu einem Fallschacht oberhalb der alten Schleiferei und von da zu einer einer „Wasserturbine“. Über Transmissionen wurden damit die einzelnen Maschinen angetrieben.

Für den „Dampfbetrieb“ sorgte eine „Lokomobile“ (fahrbare Dampfmaschine), an die auch ein Dynamo zur Stromversorgung des Werks angeschlossen war.


Die „Zündholzdraht-Stoßerei“ („Steß“) im oberen Dorf hatte, wie der gegenüber dazu stehende Pocher auch, eigene Wasserzuleitungen aus der Deffernik über Holzrinnen, die oberschlächtige Wasserräder mit rd. 4,5 m Durchmesser antrieben. Oberhalb des Dorfs an der Deffernik lag die Säge („Röck-Säge“), die ebenfalls ein oberschlächtiges Wasserrad, aber mit einem Durchmesser von rd. 6 m hatte.


Der Metzgereibetrieb (Schlachthaus und Fleischbank) in Regenhütte wurde von Herrn Ferdinand Ascherl (gleichzeitig Gastwirt) geführt.


Zum Thema „Aufstellung einer Hebamme in Regenhütte“ lehnte der Gemeindeausschuß Rabenstein im September dieses Jahres ein Gesuch der Glasschauersgattin Wilhelmine Schmalz von Regenhütte um Vorschuß von 200 Mark gegen Rückzahlung zum Besuch eines Hebammenkurses in München ab, nachdem die Bürgschaft nicht genügend sicher ist.


Zum Direktor der Fachschule für Glasindustrie Zwiesel wurde Bruno Mauder aus München ernannt. Schon bald begann eine sehr enge Zusammenarbeit Mauders mit der Regenhütte. Von ihm stammten viele Entwürfe für Vasen, Schalen, Geschenkartikel und Trinkglas-Serien, die das Sortiment der Regenhütte erfolgreich „modernisierten“. 

1911

Am 12. Februar feierte Kommerzienrat Anton Röck das 25jährige Jubiläum als Leiter der Glasfabrik Regenhütte mit einem Volksfest auf der Wiese oberhalb Regenhütte. Schon am 26.12.1910 hatte der Gemeinderat beschlossen, Anton Röck aus diesem Anlaß das Ehrenbürgerrecht zu verleihen und die entsprechende Urkunde bei der Jubiläumsfeier durch eine Gemeindedeputation überreichen zu lassen.


In zwei Berichten vom 30. Mai beschäftigte sich die BWZ mit dem Leichenfund einer Frauensperson im Staatswald nahe Regenhütte, die von einem schwammerlsuchenden Mann zufällig entdeckt wurde. Die Leiche lag wohl schon den Winter über im Wald, hatte eine Kugel im Kopf, ein Revolver wurde bei der Leiche gefunden. Es wurde vermutet, daß es sich um ein dort abgängiges, 20-jähriges Zimmermädchen namens Monika Bierwirth aus Schliersee handelte. Der am Fundort vorbeiführende Weg wurde danach „Weiberlbahn“ genannt, dieser Name hat sich bis heute erhalten.


Lehrerin Paula Liebl schrieb später dazu in ihr Heimatkundeheft folgendes Gedicht:


Wenn ́s kalt und schneit, dann denk daran: Erfrier nicht auf der Weiberlbahn.

Wenn Lieb dir auch das Herz beschwert, die Manner sind sowas nicht wert.

Und achte Schafwoll und Flanell, sodann erfrierst du nicht so schnell!


Lehrer an der Volksschule wurde ab 1911 Anton Kasparbauer, ihm folgte Lehrer Lickleder, der später Schulrat in Kötzting wurde.

1912

Gründung des Turn- und Sportvereins

„Im Jahre 1912 wurde in Regenhütte ein Sportverein mit der Bezeichnung „Turn- und Sportverein“ gegründet. Der Gründer war der Formendrechsler Heinrich Peter, aus Winterberg in Böhmen stammend. Der Verein pflegte besonders leichtathletische Übungen und das Geräteturnen....“.


(siehe Bild)


Dem kgl. Förster Joseph Greger in Regenhütte wurde das Luitpoldkreuz verliehen. (BWZ vom 23. November).


Egon von Poschinger erwarb die ehemalige Steigerwald-Villa mit Park in Rabenstein, ließ sie abreissen und erbaute an gleicher Stelle das „neue Rabensteiner Schloß“.


1913 bis 1926

1913

An der Fachschule in Zwiesel wurde eine eigene Klasse für Glasschleifen eingerichtet. Erster Fachlehrer (1913-1962) wurde Wilhelm Hieke aus Regenhütte (geb. 1896 in Regenhütte, gest. 1973 in Zwiesel): Dessen Vater, Wilhelm Hieke sen., war langjährig Schleifermeister und Leiter der Schleiferei der Regenhütte.


In Regenhütte war Mission. Es wurde ein Missionskreuz errichtet, in der Nähe des heutigen Kriegerdenkmals. Das heute am Weg oberhalb des Forsthauses stehende Kreuz (allerdings nur Ersatz für das vor einigen Jahren entwendete Original) könnte dieses Missionskreuz gewesen sein.

1914 - Beginn der 1. Weltkieges

Beginn des 1. Weltkriegs im August, der bis zum Ende 1918 auch unter den einberufenen Männern der Regenhütte große Opfer fordern sollte.


Die Glashütte Schliersee wurde endgültig stillgelegt.


Todesfälle: Herr Xaver Schnitzbauer, Glasschleifer, und Herr Mathias Roth, Glasmacher, Regenhütte. (BWZ 16./18. Januar 1914).


1915

„Im Sommer: große Himbeerernte, tausende von Zentnern werden im Bayerischen Wald geerntet.

Im Herbst: Aus den Waldungen werden auf telegraphische Bestellung der Militärverwaltung große Blöcher (12-18 m lang) nach Serbien geliefert. Dorthin wandern auch Stämme von bis zu 30 m Länge (Mindestdicke in der Mitte 50 cm) zum Heben versenkter Schiffe. Die Transportprobleme waren groß, da das Gewicht eines Stammes 150 Zt. erreichen konnte.“ 


Nach dem Tod Egon von Poschingers stand die Glashütte Theresienthal von 1915 bis 1922 unter der Leitung von Erwin C. Blank. Danach übernahmen Hans und Egon jr. von Poschinger die Leitung der Hütte.

1916

„Die einzige Tochter A. Röck ́s, Lilly, wird in Berlin-Steglitz mit dem Syndikus der Glasberufsgenossenschaft Dr. Götze protestantisch getraut.“ 


Wegen finanzieller Schwierigkeiten wurde die Firma „Bayerische Kristallglasfabriken vorm. Steigerwald Aktiengesellschaft“ aufgelöst. Kommerzienrat Anton Röck zieht sich ins 


Privatleben zurück und übersiedelt, als seine Wohnung im Ludwigsthaler Schloß abbrannte, im September dieses Jahres nach Regensburg.

Die Nachfolgegesellschaft firmiert als „Kristallglasfabrik Steigerwald Max Burmester und Anton Röck“ mit den Gesellschaftern Anton Röck jr., Max Burmester aus Schliersee, Marianne von Streber-Steigerwald und Jean Beck, München. Direktor der Hütte bleibt Willy Weithenauer.


Zu Jean Beck ist anzumerken: Sein Taufname war Johann Ludwig Beck (1862-1938). Bei Villeroy & Boch in Mettlach zum Keramiker ausgebildet, ließ er sich 1890 als Kunstmaler und freier Kunstgewerbler in München nieder. Den Professorentitel erhielt er 1924. Er ließ in Regenhütte nach seinen Entwürfen und Anweisungen Glas fertigen, das zur Veredlung in seinen Kunst-Werkstätten und Vertrieb darüber bestimmt war. Er war Kunde mit großem Einfluß auf die Produktion der Regenhütte (aber kein „Entwerfer“ etwa für die sonstige Kollektion der Hütte), er war zeitweise Gesellschafter der Glashütte und Darlehensgeber. Bei allem war er kein bequemer Partner. Briefe, zeitgenössische Berichte und Gerichts-Akten belegen, daß es häufig zu Auseinandersetzungen und Streitigkeiten mit ihm kam.


„Im April kostete ein Pf. Rindfleisch 3 Mark.

Im Mai: der 1. Flieger wurde über Ludwigsthal gesichtet.

Im Juli: bei der Firmung unterblieb die Abreibung mit Brot wegen Brotmangel.

Im Juli: Brand im Ludwigsthaler Schloß nach Blitzschlag

Kinder sammeln Brennesseln zur Gewinnung von Webstoffen und Bucheckern (50 hl)

Im Dez: Baumstämme (siehe 1915) nach Rumänien.

Im 3. Kriegsjahr wird die Verwilderung der Jugend stark bemerkbar. In der Christnacht rauchen Bürsch ́chen in der Mette !!“ 

1917

Dem Förster Josef Greger von Regenhütte wurde das Verdienstkreuz des Ordens vom Heiligen Michael verliehen. (BWZ 7. Januar 1917).


Hilfslehrer Aukofer von Regenhütte forderte in einem Schreiben an das Bezirksamt Regen eine Zuteilung von Petroleum, da er ab 5-7 Uhr Volksfortbildungskurse abzuhalten habe. Antwort des Bezirksamts: „alles Petroleum sei schon verteilt. Empfehlung, die Schulstunden zu verlegen oder wo angängig, elektrisches Licht einzurichten.“


„Juli: Die Glocken werden abgenommen. Als Letztem läuteten sie dem Glasmaler Johann Hiekisch aus Regenhütte.“


Todesanzeigen Regenhütte: Frau Anna Schneck, Schürersgattin, im 54. Lebensjahre ( BWZ 16. Februar) 

und Herr Kajetan Luksch, Glasschleifermeister, im Alter von 58 Jahren (BWZ 30. März).


1918

Am 23.4. bemängelte die kgl. Lokalschul-Inspektion die total morsche Stiege im Schulhaus und verlangte umgehend Instandsetzung oder Schließung der Schule. Alle Verantwortung liege bei der Gemeinde, auch Lehrer Aukofer lehne jede Verantwortung bei etwaigen Unglücksfällen ab.


„Oktober: Erster Schneefall. Kartoffelernte ergibt kaum das Saatgut. 


9. November: Revolution in München, Passau folgt.“


Kriegsende des 1. Weltkriegs 1914-18


Regenhütte beinahe tschechisch?

Wenn es nach Eduard Benesch, dem damaligen Aussenminister der Tschechoslowakei gegangen wäre, dann wäre Regenhütte nach dem ersten Weltkrieg zu Böhmen gekommen. 

Dieser stellte nämlich in seinen „Memoranden“, die er 1919/20 für die Friedenskonferenz der Siegermächte in St. Germain geschrieben hatte, umfangreiche Gebietsansprüche gegenüber Österreich, Preußisch-Schlesien, Sachsen und Bayern. 


Im Bayerischen Wald sollte die tschechisch-bayerische Grenze zugunsten der Tschechoslowakei soweit über die Grenzhöhenzüge hinweg nach Westen bzw. Süden verlegt werden, um künftig „sicher vor einem möglichen Angriff des Feindes zu sein“. Es sollten die Berge Osser, Arber, Falkenstein, Rachel etc., großräumig umgangen, an Böhmen fallen und damit auch eine ganze Reihe von Ansiedlungen in diesem Gebiet. 


Die Grenzziehung um den Arber wurde wie folgt beschrieben:

 „....Die neue Grenze...wird über Zwieseleck ca. 1 km westlich vom Osser gehen und Scheiben und Brennes erreichen. Von da wird sie sich direkt zum Gipfel des kleinen Arbers und ...zum Kl. Deffernik Bach wenden. Diesem Bach bis zum Regen folgen.... und anderer Stelle dann: ..Böhmen wird die folgenden Siedlungen erhalten....Regenhütte...“. 

Dieser Plan wurde von den Alliierten zum Glück nicht verwirklicht.

 

1919

In der „Nachweisung der einzelnen Fabriken und Handwerksbetriebe...“ der Gemeinde- verwaltung Rabenstein vom 1. August 1919 finden wir über die Glasfabrik Max Burmester und Anton Röck in Regenhütte folgende Angaben (mit Ergänzungen für 1920/1921):


(siehe Bild)


„Goldenes Straß`l“ gebaut. 

Als Arbeiter-Notstandsarbeit 1-1/2 Jahre daran gebaut. 100 Arbeiter sind beschäftigt. 15 Mk Tagelohn. Jeder angebrochene Tag wird voll bezahlt. 

Die Arbeiter kommen meist von Zwiesel (auch der Weg wird bezahlt), machen ein paar Schaufelstiche und gehen wieder heim. Sie nennen den Weg selbst „goldenes Straßl“.


„Für 20 Mk in Gold werden 500 Mk oder ein Fahrrad geboten. 1 Mk Silber gibt 6-8 Mk. 1 Paar Schuhe kostet 300Mk“


Rodenstock pachtete vom Fürstenhaus Hohenzollern-Sigmaringen die seit 1905 leer stehende Seebachschleife. Bis zu 100 Arbeiter fanden anschließend hier Beschäftigung.

1920

Jean Beck und Anton Röck jr. scheiden als Gesellschafter der Regenhütte aus, die Glashütte firmiert nun unter „Krystallglasfabrik vorm. Steigerwald Regenhütte, Max Burmester und Marianne von Streber-Steigerwald“. 

Jean Beck blieb der Firma trotz vorangegangener Streitigkeiten auch weiterhin verbunden: als bedeutender Abnehmer von Glas für seine Werkstätten, als zeitweiliger Kreditgeber und ab 1932 sogar wieder als Gesellschafter der Kristallglasfabrik Steigerwald GmbH, Regenhütte.


(Die Schreibweisen „Kristall- bzw. Krystall-Glasfabrik“ werden in den zeitgenössischen Unterlagen manchmal abwechselnd gebraucht. Wir halten uns jeweils an den vorhandenen Ursprungstext.)

1921

Am 8. Februar meldet die BWZ, daß am vergangenen Sonntag bei herrlichstem Wetter die Ski-Wettläufe des neu gegründeten Wintersportvereins Regenhütte stattfanden, welche zahlreiche Zuschauer aus Nah und Fern anlockten.


„Im August kommt die Nachricht vom Tode des Besitzers der Regenhütte, Burmester..“,  an seine Stelle als Gesellschafter der Glasfabrik tritt sein Sohn, Max Burmester jr.


1922

Lt. Gemeinderatsprotokoll vom 27. Mai betrugen die Einwohnerzahlen von Regenhütte 520 und von Schachtenbach 27.


Mit Verfügung vom 12. August 1922 werden die ortspolizeilichen Vorschriften vom 22.05.1867 bzw. 01.06.1883 wie folgt geändert bzw. ergänzt:


§1: Das Auslaufenlassen von Gänsen oder anderem Hausgeflügel auf Wiesen und Feldern während der Zeit vom 1. März mit 31. Oktober jeden Jahres ist verboten.


§2: Zuwiderhandlungen unterliegen einer Geldstrafe bis zu 150 M, im Wiederholungs- falle bis zu 300 M.


Am 12. August ersucht der Gemeinderat Rabenstein die Kristallglasfabrik Steigerwald in Regenhütte, „nach Fertigstellung der elektrischen Kraftanlage die Schulsäle und möglichst die Wohnung des Lehrers mit Strom zu versorgen.“


Ab 1922 wird die Glashütte Theresienthal von Egon von Poschingers Söhnen Hans und Egon jun. geleitet.


1923

„Zu Regenhütte gehen mit dem Aufzug der neuen Herren Burmester (und) Streber große bauliche und personelle Veränderungen vor sich. Eine Doppelvilla auf Bergseite wird erbaut. Der langjährige Wirt Ascherl muß abtreten, der bekannte Wirt vom Arbersee (23 Jahre oben) Ludw. Krieger tritt an seine Stelle“.


Mit den „neuen Herren“ meint der Ludwigsthaler Chronist Max Burmester jr. und Hans von Streber. Letzerer hat sich nach seinem Ausscheiden aus dem Staatsdienst, wie aus einem Schriftwechsel aus diesen Jahren hervorgeht, persönlich sehr aktiv um die Belange der Regenhütte angenommen. 

Die „Doppel-Villa“, mit ursprünglich zwei Haustüren und auch geteiltem Garten, wurde zuerst bewohnt von Hans und Marianne von Streber in der einen und von Max Burmester jr. in der anderen Haushälfte. Als tatsächliches Baujahr der „Villa“ gilt allerdings in den amtlichen Unterlagen das Jahr 1922.


Der „bekannte Wirt“ Ludwig Krieger wurde 1868 in Zwiesel geboren und erlernte das Metzgerhandwerk. 1890 wanderte er zusammen mit einem Freund nach Amerika aus. 1895 kam er aber wieder mit seinem Freund zurück, den das Heimweh nach dem Bayerischen Wald zu sehr geplagt hatte und der deshalb nicht länger in der neuen Heimat bleiben wollte. 

1901 pachtete Krieger das Gasthaus Arbersee und bewirtschaftete dazu auch das Arberschutzhaus. 1902 heiratete er Karolina Winkelbauer aus Spiegelau, der Ehe entstammten 12 Kinder. 


Mit Schreiben vom 14. August bedankt sich der Gemeinderat Rabenstein für die inzwischen eingerichtete Stromversorgung und den Wasseranschluß der Schule bei Frau von Streber.


Trotz aller Neuerungen und Baumaßnahmen waren die Jahre 1923/24, Inflationszeit und 1. Währungsreform, wie auch die vorhergegangenen Kriegs- und Nachkriegsjahre für die Regenhütte schwierige Jahre mit teilweisen Betriebsstillegunge n. „Winter 1923/24, Regenhütte schließt den Betrieb, alles bezieht Arbeitslosenunterstützung, zum Leben zu wenig, zum Sterben zuviel“, schreibt der Ludwigsthaler Chronist dazu. 


Zum 1. Juli bzw. 1. September 1923 kamen an die Schule in Regenhütte zwei neue Lehrer: Georg Priehäuser und Hilfslehrer Rudolf Angstl. Priehäuser (geb. 22.1.1894, gest.19.8.1974), später Dr. h.c., weithin bekannt durch seine natur- und heimatkundlichen sowie besonders seine geologischen Forschungen und Veröffentlichungen, blieb Lehrer in Regenhütte bis 1934. Danach wurde er Rektor der Hauptschule Zwiesel bis 1945.


„Unter geschickter Ausnützung der Geldentwertung“  erbaute Isidor Gistl, langjähriger Direktor der Regenhütte und nachmaliger Pächter der Poschingerhütte seine eigene Glashütte in Frauenau, die seinerzeit als die modernste Glashütte im Bayerischen Wald angesehen wurde. Es sollte die einzige Hüttenneugründung in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts bleiben.


Die Inflation hatte auch die Hundesteuer erfaßt. Sie betrug ab 1. Januar 1923 für jeden 4 Monate alten Hund 300 M, jeder zweite Hund kostete 600 M, jeder dritte Hund 1.000 M. 


In der Regenhütte wurde „Notgeld“ ausgegeben, um dem wahnsinnigen Wertverfall der Währung zu entgehen. Am Höhepunkt der Inflation im November 1923 kostete 1 Pfd. Brot 33 Mrd. Mk, 1 Maß Vollbier 22,4 Mrd. Mk.

1924

Der Wintersportverein Regenhütte lud für Sonntag den 20. Januar zu Schi-Wettläufen im Gelände Regenhütte-Arbersee für Damen und Herren ein. 


Nenngeld 1 Goldmark pro Lauf. Der Bericht über das Ereignis erwähnt immerhin 29 Herren (11 Km) und 10 Damen (5-6 Km) als Teilnehmer, obwohl kein günstiges Skiwetter war. 

Die Preisverleihung wurde im Gasthaus Regenhütte durch den Vorstand des Wintersportvereins Regenhütte, Herrn Forstverwalter Mühlbauer, vorgenommen. Er dankte insbesondere der Krystallglasfabrik und Herrn A. Franz für die gestifteten Ehrengaben. Auf den Plätzen sind reichlich Regenhüttler vertreten (Heller Ludwig, Weiß Albin, Heller Karl, Wittenzellner, Zitzl, Schröder, Angstl Rudolf, Krieger Josef bei den Männern und Walfriede Sandtner, Luise Lache, Anni Wurzer und als 10. und Letzte Frau „Direktor“ Weithenauer bei den Damen). (BWZ 22. Januar 1924).


In der Nacht vom 11. auf 12. Juli wurde der von Lehrer Priehäuser angelegte „Alpingarten“ von Unbekannten zerstört. Priehäuser forderte vehement die Anlage eines höheren Zauns um den Schulgarten. Ein lebhafte Schriftwechsel entspann sich danach zwischen Gemeinde und Bezirksamt über Notwendigkeit und falls ja, über die Art des Zaunes („Hanichl*“ oder Drahtzaun).


Neben der Todes-Anzeige für Herrn Hermann Schink, gestorben am 12. Oktober im 75. Lebensjahr, widmet die BWZ dem langjährigen Hüttenmeister der Krystallglasfabrik Regenhütte vorm. Steigerwald ein ehrenden Nachruf. „Einer achtbaren, altansässigen Familie entstammend, gehörte er noch zu den alten, edlen Meistern unserer heimischen Glasindustrie, die leider immer weniger werden....“.


* „Hanichl“ = im Wald abgestorbene und vertrocknete, junge Fichtenstämmchen.

1925 (1)

Mehrere Berichte der BWZ befassten sich mit Skisportveranstaltungen des Wintersportvereins Regenhütte. Am 20. Januar wird von einem Herrenlanglauf berichtet, 14 Km lang, bei befriedigender Schneelage durch sehr schwieriges Gelände, was mehrere Skibrüche verusachte. Gestartet waren 46 Herren und 17 Damen.

Erwähnt wurde, daß Frau „Direktor“ Weithenauer die Teilnehmer mit neuen Startnummern etc. ausstattete. 


Wieder wurde durch Vorstand Mühlbauer den Spendern der Ehrenpreise gedankt. 

Die Preisverteilung übernahm Herr Fabrikbesitzer Burmester. In der 2. Klasse siegte Weiß Albert, im „Junglauf“ Weiß, Alois Maier, Alfred Schreder und im Damenjugendlauf Emma Denk, alle Regenhütte.

Am 2. Februar wird berichtet, daß beim Staffellauf des Bayerwald-Skigaues in Eisenstein 22 Staffeln die Strecke Eisenstein-Waldhaus-Schleicher -Ludwigsthal-Regenhütte-Arbersee- Brennes-Eisenstein laufen mussten, was die Siegermannschaft vom Skiclub Straubing in der Zeit von 3 Stunden und 36 Minuten schaffte. 

Der Wintersportverein Regenhütte erreichte den 5. Platz. 


Am 25. März wurde in Regenhütte ein Skirennen der Wintersportgemeinde abgehalten. Strecke: Herren 9 Km, Damen und Jugend 4 1⁄2 Km.


Die im 1. Weltkrieg der Pfarrkirche Ludwigsthal abgenommenen Glocken wurden, als Stiftung der Glasfabrik Steigerwald, wieder durch 2 neue Glocken ersetzt.


Stauweiherbau und neues E-Werk in der Fabrik

Durch die Baufirma, die auch das Höllensteinkraftwerk errichtet hatte, wurde der „Stauweiher“ an der Deffernik gebaut und eine rd. 1000 m lange Eisenrohrleitung mit einem Gefälle von rd. 72 m zur Glasfabrik verlegt. 

Im „Krafthaus“ war eine Einrad-Freistahlturbine installiert. Damit wurde genug elektrische Leistung für die Fabrik gewonnen, ja es konnte auch allmählich der Ort mit Strom versorgt werden (Gleichstrom bis nach 1945!). 

Die frühere Wasserzuleitung aus der Deffernik vom Wehr unterhalb des Schmelzer-Hauses zur Fabrik, die zu wenig Leistung für die neue Turbine brachte, wurde nun überflüssig.

1925 (2)

Kriegerdenkmal -Einweihung


Ein besonderes Ereignis war in diesem Jahr die am Samstag, den 11. und Sonntag, den 12. Juli veranstaltete Kriegerdenkmal -Einweihung in Regenhütte, verbunden mit der Fahnenweihe des Veteranen- und Kriegervereins Ludwigsthal. Ankündigung und Bekanntgabe der Festfolge erschienen schon Monate vorher mehrfach in der BWZ. Nach dem gelungenen Fest erschienen zwei längere Artikel darüber in der BWZ, die auszugsweise hier wiedergegeben werden:


„Reges Leben herrschte am Samstag in Regenhütte, die letzten Arbeiten zur Schmückung des Ortes gingen dem Ende zu, das Denkmal erhielt seinen letzten Schmuck, Fahnen flatterten, in frohem Grün standen die Häuser....Mit klingendem Spiel wurden die Festgäste und Vereine am Bahnhof abgeholt, die das Festzelt bis zum letzten Platz füllten. Herr Glas vom Krieger- und Veteranenverein Ludwigsthal begrüßte unter dem Motto „in Treue fest“ die erschienenen Festgäste, vor allem die Offiziere...., ferner die zahlreich erschienenen auswärtigen Vereine, die Bevölkerung von Regenhütte und zuletzt die Festgeber, insbesondere Frau Marianne von Streber-Steigerwald, deren offene Hand in erster Linie das schöne Fest ermöglichte. Hübsch gespielte Theaterstück-, Musik- und Gesangsvorträge verschönten den Abend. Ein Schauspiel ohnegleichen bot der Zug der Fackel- und Lampionträger, der sich wie eine feurige Schlange, den Waldsaum entlang in den Garten der Villa von Streber-Burmester bewegte...ein herrliches Feuerwerk beschloß den Abend. Sonntag: über 30 Vereine traten auf dem Festplatz zu einem imposanten Festzug zusammen, der sich unter schneidigen Klängen zweier Musikkapellen zum Kriegerdenkmal bewegte. An verschwundene Soldatenzeit erinnerte das Trommlerkorps, gebildet aus den Jungmannen von Regenhütte, in alten bayerischen Uniformen mit Raupenhelm. Die Feldmesse begann.... Nach dem Evangelium hielt Herr Pfarrer Pammer von Ludwigsthal eine erhebende Ansprache.... Nach vollzogener Fahnenweihe trug Lotte von Streber in anmutiger, rührender Weise einen herrlichen Festspruch vor....Der Festredner, Herr Oberstleutnant von Haasy aus Passau trat vor. Atemlose Stille. Die Worte fielen langsam, wuchtig.... Wir wurden erinnert an die Leistungen, die Opfer, die Tapferkeit unserer fern der Heimat Gefallenen.... nach Verteilung der Fahnenbänder folgte der Rückmarsch zum Festplatz, auf dem sich alsbald bei Musik und Tanz ein frohes Treiben entwickelte.“


Mit Datum 17. Juli erschien ein weiterer Artikel „Öffentlicher Dank“, in welchem den Beteiligten gedankt wurde, insbesondere Frau von Streber-Steigerwald, Herrn Burmester für die wohlwollende Unterstützung, dem Dirigenten des Gesangvereins Regenhütte, Herrn Wolf u.a. und besonders auch dem „Hauptmatador“ des Tages, Herrn Johann Glas, der seit Monaten an den Vorarbeiten für das Fest gearbeitet hat.


Die Grundidee für das Kriegerdenkmal stammte von dem Münchener Kunstmaler Fritz Scherer (1877-1929), die Ausführung lag in den Händen von Herrn Architekten Scherer, auch Herr Direktor Weithenauer und Herr Forstverwalter Mühlbauer waren Mitbeteiligte.

Der Artikel schließt mit: „Herzlichen Dank allen. Der Ortschaft Regenhütte wünschen wir noch eins: möchte sie sich immer so zeigen wie an diesem Festtag: stark und einig!“.

1926

In der Glasfabrik wurde die durch Blitzschlag zerstörte Lager- und Autoeinstellhalle wieder errichtet und erhielt zusätzlich einen Wohnungsaufbau.


1927 bis 1945

1927 (1. Teil)

Der Bayerwald Skigau veranstaltete in Bayerisch-Eisenstein Geländeläufe (Abfahrtslauf) für Herren, Damen und Jugendliche und weihte zusätzlich mit einem Skispringen vor 2-3.000 Zuschauern die neue Bayerwaldschanze ein. Erster Springer war der Norweger Svensen aus Oslo, der weiteste Sprung des Tages betrug 27 Meter. Beim Springen beteiligten sich keine Regenhüttler, beim Geländelauf wurden erwähnt bei den Herren Weiß (7.), Maier (11.) und bei den Damen Denk (6.). (BWZ 10.Januar)


Die internen Vereinswettläufe des Wintersportvereins Regenhütte fanden Ende Januar statt. Teilnehmer in der Herrenklasse 11 (12-13 Km, je 1/3 Aufstieg, Ebene, Abfahrt), in der Jugendklasse 4 (5-6 Km, Gelände wie Herren), bei den Damen 8 (3-4 Km, Aufstieg und Abfahrt). Sieger Herren: Gaschler, Jugend : Edi Eichinger, Damen: Emma Denk. Zwei Herren mußten wegen „Riemendefekt“ den Lauf unterbrechen! (BWZ 1. Februar)


Mit Datum vom 23. Februar meldete die BWZ: 

„Wir glauben kein Geheimnis mehr zu verraten....., daß am 27. Februar 1927 in Regenhütte die chinesische Meisterschaft im Langlauf über 300.000 Millimeter ausgetragen wird..... Die Skirennen beginnen Punkt 3 Uhr nachmittags. Seine Hoheit, der Freiherr Koirabi von Kletzenbach hat sein Erscheinen in Aussicht gestellt..... Start ist achtzig Meter westlich der Regenbrücke an der Villa Schnitzbauer. Ziel vor (nicht im) Wirtshaus Seider, Regenhütte. Teilnahmeberechtigt sind alle Damen und Herren, gleichgültig ob Skifahrer oder nicht.....Die Wettläufe werden nach den Bestimmungen des chinesischen Winterstoffverbandes durchgeführt; diese liegen im Wartesaal 2. Klasse des Hauptbahnhofs Regenhütte auf....“.


Schon am 5. Februar ein erneuter Bericht der BWZ über eine Wintersportveranstaltung in Regenhütte. „Neben vielen prominenten Gästen war sogar ein Meisterschaftsfahrer von Norwegen anwesend. Es zeigt von hohem sportlichen Können der übrigen Teilnehmer, daß der Norweger als Erster (von hinten herein!) durchs Ziel ging. Erfreulich war die große Teilnehmerzahl am Kinder-Schlitten-Rennen.“


Am 25. Mai berichtet die BWZ über das Endschießen der Zimmerstutzengesellschaft Regenhütte. Preisträger waren: Ehrenscheibe: Adolf Fischer; Hauptscheibe: Wilhelm Hieke sen.; Glückscheibe: Max Schneck; Festscheibe: Karl Hieke sen. Für die meisten geschossenen Ringe wurden geehrt Max Kargus und für die wenigsten Otto Seider. Anschließend an die Preisverteilung fand eine gemütliche Schützenkneipe mit Konzert statt. 


Am 28. und 29. Mai veranstaltete der Schützenverein Regenhütte einen Vereinswettkampf, gleichzeitig Auscheidung um die Zulassung zum Bezirkswettkampf. Sieger in den Klassen A: Erlebach Rudi; C: Erlebach Arthur; D: Johann Glas. Der Vereinsleiter Weithenauer stiftete die Ehrengaben, nach dem Schießen fand im Gasthaus eine Schützenkneipe statt.

Der 50 Meter-Schießstand des Kleinkaliber-Schützenvereins Regenhütte war rd. 500 Meter vom Hammer entfernt, rechts des „Rotau“- Wegs* angelegt, unmittelbar nach der Wegabzweigung zum oberen Dorfende. Er wurde nach 1945 abgerissen, das Gelände wurde später als Mülldeponie benutzt. Die Regenhüttler Buben haben früher dort mit ihren Taschenmessern die begehrten Bleigeschoßreste aus den Kugelfängen herausgebohrt.


Beim Bezirksschießen im Kleinkalibersport am 2. und 3. Juli in Regenhütte herrschte zwar trostloser Schnürlregen, doch trotzdem reger Schützenbetrieb. Die Schützen aus Regenhütte schnitten so gut ab, daß für das Gauschießen und Landesausscheidungsschießen am 7. August in Straubing sich folgende Herren qualifizierten: (Klasse A) Weithenauer, Erlebach Arthur, Hieke Karl sen., Beetz Alois; (Klasse B) Rosenlehner, Tischler Leopold, Weß Georg, Burmester, Glas H., Krieger S. (BWZ vom 16.7.)


Zum 30. Stiftungsfest mit Fahnenweihe am 9. und 10. Juli lud der Gesangverein Regenhütte ein. Der nach dem Fest am 15. Juli erschienene Bericht in der BWZ schildert ausführlich und überschwänglich den Ablauf. 

Am Samstag Abend wurde ein Serenade mit Lampions zu Ehren der Fahnenmutter Frau Marianne von Streber-Steigerwald veranstaltet, im Festzelt dann Gesangsvorträge der erschienenen Vereine und fröhliche Stimmung. Am Sonntag Feldmesse durch Pfarrer Maier von Ludwigsthal, Fahnenweihe, Festprolog durch Frl. Lotte von Streber, Begrüßungsrede durch den ersten Vorstand des Gesangvereins, Herrn Graveurmeister Kargus. Bei der Heldenehrung begann ein Wolkenbruch niederzugehen, sodaß der Festakt im Festzelt fortgesetzt werden mußte. Die anwesenden Gesangvereine erhielten als Geschenke „reichlich verzierte Glasstiefel“. Zu Ehrenmitgliedern wurden die Gründungsmitglieder Herr Graveurmeister Karl Wolf und die Herren Glasschleifermeister Karl Hieke sowie Glasmalermeister Heinrich Heller ernannt. In drei Abteilungen mußte das reichliche und gute Mittagessen im Gasthaus eingenommen werden. nach Wettsingen und Massenchor entwickelte sich eine immer höhergehende Festesstimmung, sodaß man bei einem guten Trunk lange und sehr gemütlich sitzenblieb.


Am 13. Juli tobte ein Gewitter über Regenhütte, ein Wolkenbruch regnete eine Stunde lang riesige Wassermassen auf die Ortschaft hernieder. Ströme von Wasser stürzten von den umliegenden Hängen ins Tal und überfluteten die Fabrik, die Feuerwehr mußte die Kanäle auspumpen, der Betrieb mußte einen Tag ruhen. Sämtliche Wege sind ausgeschwemmt und mit Geröll bedeckt. Menschenleben waren nicht zu beklagen. (BWZ 14. Juli).


Beim Kleinkaliber-Gauschießen in Regenhütte wurden die Schützen aus Regenhütte in 5 von 7 W ettbewerben Gausieger . Dieses Ergebnis wurde als besonders erfreulich herausgestellt, weil die Regenhüttler Schützen bereits im Vorjahr 1926 die Gaumeisterschaft errungen hatten. Die siegreichen Teilnehmer aus Regenhütte waren in Klasse A: Weithenauer W., Erlebach Arthur, Beetz, Wittenzellner Anton sen., Hieke Karl sen.; in Klasse B: Burmester Max, Weß Georg, Rosenlehner Hans, Tischler Leopold und Glas Johann. BWZ 9. August).

Am 11. September wurde in Regenhütte ein Mannschafts-Wettkampf um die Bayerische Meisterschaft im Kleinkaliberschießen ausgetragen, bei welchem die Schützen aus Regenhütte Sieger wurden. Die Mannschaft: Burmester, Günther, Glas, Rosenlehner, Tischler und Weß.(BWZ).



*Heute irreführend als „Rothau“-Weg bezeichnet. 

Der Name kam aber nicht von einer Forst- abschnittsbezeichnung, sondern bezeichnete ursprünglich die geologische Formation der Auen- und Filzlandschaft mit Roterdevorkommen rechts des Regens von Regenhütte bis Ludwigsthal (Rotau, Rotfilz). Vgl. Priehäußer, Georg: Heimatbuch der Waldstadt Zwiesel, 1961, Bd. II, Seite 66 und 70.

1927 (2. Teil)

Einstellung des Hüttenbetriebs in Ludwigsthal


Am 1. September wurde die Glasfabrik Ludwigsthal nach nur einjähriger Betriebszeit „infolge Mangels an Arbeitsaufträgen...“ stillgelegt. Eine Reihe von Wohnungen standen leer, da Glasmacher und Glasschleifer abwanderten. Direktor Marik führte den Abverkauf der Warenbestände weiter.


Eine am 8. Oktober abgehaltene Hundebesitzerversammlung in Regenhütte protestiert energisch gegen den von der Gemeinde geforderten Steuernachtrag von sechs Reichsmark pro Hund. „Wäre die Hundesteuer bei Beginn des Steuerjahres bekannt gewesen, würden die meisten Hundebesitzer ihre Hunde beseitigt haben...“.


Todesmeldung: Am 10. Dezember ist verstorben Herr Wilhelm Hieke im Alter von 67 Jahren, ehemals Glaschleifermeister, zuletzt Angestellter der Krystallglasfabrik vorm. Steigerwald Regenhütte mit 54 Jahren Dienstzeit bei dieser Firma.


Glasfabrik Regenhütte in Alleinbesitz von Marianne von Streber-Steigerwald


Die BWZ vom 9. November meldete: „Wie wir erfahren, ist ab 1. November 1927 die Firma „Krystallglasfabrik vorm. Steigerwald Regenhütte“ in den Alleinbesitz von Frau Marianne von Streber-Steigerwald übergegangen“. 

Der Name des vorhergehenden Mitbesitzers, Max Burmester jun., erscheint danach auch nicht mehr in Zeitungsberichten, sodaß von seinem Wegzug aus Regenhütte Ende 1927 auszugehen ist.

1928

Auch dieses Jahr beginnt mit einer Meldung der BWZ über die am 29. Januar stattgefundenen Vereinswettläufe des Wintersportvereins Regenhütte. Gestartet waren in der Herrenklasse 9, 11 Jugendliche und 6 Damen. Sieger bei den Herren: M. Gaschler; bei der Jugend: Edi Eichinger; bei den Damen: Marie Maier. Preisverteilung erfolgte im Gasthaus durch den Vorstand, Herrn Forstverwalter Mühlbauer.


Am 1. Juli erfolgte der „ gänzliche Abbau“ der Glasfabrik Ludwigsthal. Auch der Glashüttendirektor Marik wurde entlassen. Als der Büroangestellte Kreutzer, der die Geschäfte danach weiterführte, eine neue Stellung annahm, führte Käthe Marik das Verkaufsgeschäft weiter.  Marik findet anschließend Anstellung als Direktor und technischer Leiter in Regenhütte, als Nachfolger des langjährigen Direktors Weithenauer.


Gründung des Fußballvereins


Am 9. Juli meldet die BWZ, daß vor einigen Wochen in Regenhütte ein Fußballverein gegründet wurde, der das Ziel verfolgt, das Fußballspiel nach den Regeln des DFB zu betreiben. Junge Leute beweisen ihren Eifer für das schöne Spiel durch fleißiges Training. Am Sonntag, den 15. Juli, hielt dann der Fußballverein Regenhütte seine Platzeinweihung. 

Dabei kämpften in friedlichem Spiel Mannschaften der FA Zwiesel und des FC Regen mit den Fußballanfängern von Regenhütte: 


Die Ergebnisse: 


FA Zwiesel-FV Regenhütte 8:2 (Ecken 4:2)


1. Jugend FA Zwiesel - 1. Jugend Regenhütte 4:0


Regen Privatmannschaft -  FV Regenhütte 2. Mannschaft 1:3. 


Nach den Spielen trafen sich alle Sportsfreunde beim Gartenkonzert des Kleinkaliberschützenvereins Regenhütte, wo es recht gemütlich war.


Das Gelände des Fußballplatzes lag ursprünglich auf der linken Seite des Regens und ist erst durch Begradigung des Flußbetts auf die Regenhütter Seite geholt worden. Das alte Flußbett floß in einem Bogen westlich um dieses Gelände und ist als Altwassergraben (Biotop) heute noch zu sehen. Diesen alten Verlauf nahm am 1. August 1991 nach einem verheerenden Unwetter auch das Hochwasser des Regen und zerstörte die Fußball- und die Tennisplätze. Wann die zur Erleichterung der Holztrift durchgeführte Flußbegradigung erfolgte, ist nicht genau bekannt. 

Das für Regenhütte von da ab direkt zugängliche Gelände gehört heute noch zur Gemarkung Lindberg.


Der Ehrenturnwart des Turnvereins Zwiesel 1886, Karl Wolf aus Regenhütte, erhielt aus Anlaß seines 70. Geburtstags eine besondere Ehrung. 60 Mitglieder zogen mit Lampions vor die Wohnung des Jubilars und feierten ihn mit Ansprachen und Gesang. (BWZ 5. Juli)


Am Sonntag, den 22. Juli wurde in Regenhütte das Gau-Wett- und Preisschießen durchgeführt, das vom Gau 7 des Landesverbandes für Kleinkalibersport in Bayern veranstaltet wurde. Am Abend vorher traf man sich im Gasthaus Karl Oberst in Eisenstein zu einem Schützenabend mit Gesangs- und Musikdarbietungen. 

Beim Schießen landeten die Teilnehmer aus Regenhütte diesmal auf den Plätzen und stellten keine Sieger. 

Abends um 1⁄2 7 Uhr fand bei Konzert die Preisverteilung statt. 

Geehrt wurden mit dem Prinz-Alfons- Erinnerungszeichen die Herren Weithenauer, Wittenzellner Anton sen., Weß Georg, Erlebach Josef, Hieke Karl sen., alle Regenhütte. Einen Pokal und das Meisterschafts- abzeichen in der Klasse B erhielt Rudi Erlebach. Wittenzellner Anton sen. und seine Frau erhielten Glückwünsche zu Ihrer silbernen Hochzeit.


Lehrer Rudolf Angstl wird nach Buchenau versetzt, wo er bis zu seiner Pensionierung 1952 im Schuldienst verblieb.


Todesnachricht: Herr Karl Heller, Glasmalermeister in Regenhütte im Alter von 66 Jahren (BWZ 10. Oktober).

1929

Die Glasfabrik hatte wenig Aufträge und war in Zahlungsschwierigkeiten, wie aus Briefen zwischen Herrn von Streber, München, und Prokurist Edmund Mörl, dem kaufmännischen Leiter der Regenhütte, hervorgeht. Trotzdem wurde gebaut und neu angeschafft: Ein neues Glaslager und ein Materialschupfen, elektrische Brennöfen für die Glasmalermeister Heller und Erlebach. 


Eine Großreparatur am Wasserkraftwerk - Austausch des Ankers an der Dynamomaschine – ist Anlaß für einen Wohnungstausch Häusler-Rosenlehner, „damit Häusler ständige Aufsicht im Maschinenhaus nehmen kann.“ 

Die „Lokomobile“ wurde verkauft. die Säge, die sie zuletzt noch angetrieben hatte, erhielt einen Elektromotor.


Dir. Marik und Adalbert Weiß besichtigten zu Fuß die Holzlagerplätze der Glasfabrik, über Schachtenbach nach Kiesstraße in Richtung Bodemais, weiter Kiesbruch, Engelhardschlag, Rabenstein, großer neuer Holzplatz, Bärnbach-Lagerplatz und stellen fest: rd. 1.100 Ster Holz liegen für die Glashütte bereit, die im kommenden Winter angezogen werden müssen.


Eisenbahn-Haltestelle Regenhütte ?


Die BWZ brachte einen Beitrag am 26. September mit der Überschrift: „Eisenbahn Haltestelle in Regenhütte.“ 


Darin werden die langjährigen Bemühungen der Glasfabrik Steigerwald-Regenhütte um die Einrichtung einer Personenhaltestelle für die Arbeiter aus Eisenstein und Ludwigsthal geschildert, die von der Eisenbahndirektion wegen der Schwierigkeiten des Wiederanfahrens des Zuges in der Steigung stets abgelehnt wurden. 

Um den Gegenbeweis zu liefern, fuhr Frau von Streber-Steigerwald mit dem Mittagszug von Ludwigsthal nach Eisenstein und zog an geeigneter Stelle bei Regenhütte die Notbremse. Der Zug kam zum Stehen und wurde mit der nächsten örtlichen Umgebung im Lichtbild festgehalten. Danach konnte er, nach Berappung der Strafe durch Frau von Streber, ohne Schwierigkeiten wieder anfahren. 

Obwohl damit der Beweis erbracht wurde, daß eine Haltestelle technisch möglich sei, bekam Regenhütte dennoch keinen „Bahnhof“.


Eine verheerende Sturmkatastrophe ging über Zwiesel und Umgebung hinweg. Der Hochwald zwischen Regenhütte und Schachtenbach wurde innerhalb von 10 Minuten niedergebrochen. Hunderttausende von Kubikmetern Holz wurden umgerissen, darunter auch die große Tanne bei Waldhaus (51 cbm!). Getreide- und Kartoffelfelder wurden niedergewalzt. 34 Familien in der Gegend wurden obdachlos.


In diesem Jahr begann auch der Bau der „Paßstraße Bayerisch Eisenstein-Brennes“, die eine bessere Verbindung mit dem oberen Bayerischen Wald herstellte.


In Zwiesel wurde das neue AOK-Krankenhaus mit 70 Betten in Betrieb genommen. Erster Chefarzt wurde Dr. Damrich (bis 1960). Das alte Krankenhaus an der Frauenauerstrasse wurde geschlossen.


Die Seebachschleife (Rodenstock) stellt den Betrieb endgültig ein.


Todesanzeige: Frau Käthe Marik, Regenhütte, Fabrikdirektorsgattin im Alter von 58 Jahren am 23. Dezember. (BWZ)

1930

Am 25. Januar begann Otto Lettenmayer seine berufliche Tätigkeit bei der Glasfabrik Regenhütte, nach vorheriger eingehender Ausbildungs- und Volontärzeit in Regenhütte, Kronach und Weißwasser. Dir. Marik schied aus. 

Als technischer Leiter wurde Josef Stadler gewonnen. Stadler hatte von 1909 bis 1912 eine Graveurausbildung an der Fachschule in Zwiesel absolviert und war ab Anfang der 1920er Jahre in den Ateliers von Jean Beck tätig gewesen.


Die Beschäftigungslage der Fabrik besserte sich zunächst. Im März war für 8 Glasmacherwerkstätten für 3-4 Monate Arbeit vorhanden. Aber schon im Dezember wurde wegen Arbeitsmangel tageweise in Hütte, Schleiferei und Malerei nicht gearbeitet.

1831

Die Lage der Glashütten im 1. Drittel des 20. Jahrhunderts


Die allgemeine Wirtschaftskrise bringt die Glashütten im Bayerischen Wald in immer größere Existenznöte. Die Standort- und damit Kostennachteile beim Materialbezug und bei der Belieferung der Kunden gegenüber der Konkurrenz wirken sich zusätzlich negativ aus. Hinzu kommt ein ruinöser Preiswettbewerb der Hütten untereinander.

Die Glasfabrik Regenhütte kündigt zum 30. Juni 1931 allen Arbeitern und Angestellten, um am 1. Juli mit verkleinerter Belegschaft (unter 120 Mitarbeiter) neu zu beginnen.

In den dreissiger Jahren des 20. Jh. waren die letzten Spiegel- bzw. Tafelglashütten im Bayerischen Wald stillgelegt, in den oberpfälzischen Raum verlegt oder auf Hohlglasfertigung umgestellt worden (zB. Zwiesel ab 1924 teilweise, ab 1931 ganz auf Hohlglasfertigung). Aber auch traditionsreiche und in der Zeit des Historismus und Jugendstils erfolgreiche Hohlglashütten hatten ab dem ersten Weltkrieg und danach in den 20er und 30er Jahren mit unüberwindlichen Schwierigkeiten zu kämpfen und mussten aufgeben.


An Hüttenschliessungen im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts waren zu verzeichnen:


1901 Seebachhütte (Verlegung nach Neustadt) - seit 1970

1904 Lambacher Hütte - seit1805

1907 Lohberger Hütte - seit 1837

1927 Ludwigsthal (bis 1948 stillgelegt) - seit 1828

1928 Flanitzhütte (Spiegelau) - seit 1840

1930 Oberzwieselau („Dampfsäge“) - seit 1814

1931 Spiegelhütte - seit 1836

1932 Buchenau - seit 1629


Die einzige Neugründung in diesem Zeitraum war: 


1923 Gistl Frauenau


Isidor Gistl hatte mit diesem Neubau die für die damalige Zeit technisch modernste Glashütte des Bayerischen Waldes verwirklicht. Die von ihm von 1905 bis 1924 gepachtete Hütte in der Moosau wurde wieder von den Poschingern betrieben.


1931 wurde das Gasthaus in Regenhütte von Grund auf neu renoviert. Es wurde dabei auch mit einer „Dampfheizung“ ausgestattet. 

Pächter des Gasthauses, mit Schlachthaus, Eiskeller, Pferde- und Kuhstall, Holzlege und Stadel waren damals Willibald und Therese Hanus.

1932

Gründung der Kristallglasfabrik Steigerwald GmbH


Zur zusätzlichen Kapitalbeschaffung wird die Krystallglasfabrik Steigerwald Regenhütte in eine GmbH umgewandelt. 


Neben der Hauptgesellschafterin Marianne von Streber- Steigerwald, die den bestehenden Betrieb als Sachleistung einbringt, übernehmen Gesellschaftsanteile Hans von Streber, Prof. Jean und Anna Beck, Marie Cottel, Dr. Stapfner. Geschäftsführer der Gesellschaft wurden Otto Lettenmayer und Josef Stadler.


Weil Wassernot in der Regenhütte bestand, beschloß der Gemeinderat am 17. 12. zwei weitere Quellen in der Hüttenhäng zu fassen und in die fabrikeigene Wasserleitung einzuleiten. 

Kosten der Zuleitung: 291,28 Reichsmark.


„ 28.2.1932: Hanus Willibald, Gastwirtssohn von Regenhütte beging Selbstmord. Er erhängte sich im Pferdestall...“.  Die Familie Hanus wurde noch tragischer getroffen: auch der zweite Sohn Max starb im gleichen Jahr und zuletzt noch der Vater Willibald sen., Gastwirt von Regenhütte nach 9-wöchentlicher Krankheit im 47. Lebensjahr.






1833

Dem Theaterclub Regenhütte erläßt der Gemeinderat mit Beschluß vom 18.2. bis auf 2 RM die Vergnügungssteuer.


Am Ostermontag wurde ein „Fußball -Propagandaspiel“ zwischen dem Fußballverein Regenhütte und der Zwieseler Ligaelf veranstaltet. Die Eintrittspreise waren: 40 Pf für Nichtmitglieder, 30 Pf für Mitglieder, 20 Pf für Erwerbslose und 10 Pf für Kinder.


Für Sonntag, den 18. Juni, wurde ein Waldfest mit Konzert zum 5-jährigen Bestehen des Fußballvereins Regenhütte angekündigt: Es wurde angesichts der schlechten wirtschaft- lichen Lage eine „schlichte“ Feier mit Wettspielen daraus.


Im August begannen die Arbeiten für den Ausbau der bisherigen Forststraße Regenhütte - Arbersee. Die gesamte Strecke von der Straßenabzweigung an der Staatsstraße, über die neue Regenbrücke bis zum Arbersee – 4,7 Km lang – war vermessen, 120 Arbeiter der Firma „Teeras“ führten den Straßenbau durch, zusätzlich fanden rd. 100 Erwerbslose Arbeit.

1934

Mit Datum vom 22. Oktober wurde von der Schriftleitung der BWZ die Einrichtung einer Postauto-Haltestelle in Regenhütte befürwortet. Bei Einrichtung der Sommer-Kraftpostlinie Eisenstein-Passau im vergangenen Jahr war zwischen Eisenstein und Zwiesel keine Haltestelle vorgesehen worden. 

Durch die neue Arberseestraße sei Regenhütte nun in die vorderste Linie des Fremdenverkehrs gestellt worden und die Errichtung der Haltestelle damit hinreichend begründet.


Anfang August verließ Georg Priehäuser die Schule in Regenhütte, um sein Amt als Rektor der Hauptschule in Zwiesel anzutreten. Sein Nachfolger als Lehrer in Regenhütte wurde Heinrich Schwanzer.

Georg Priehäuser war ein überaus verständnisvoller Lehrer und half so manchem „Glasmacherbuben“ auf seine Weise über schulische Schwierigkeiten hinweg. Elf Jahre lang prägte er eineinhalb Regenhüttler Schülergenerationen. 


Und „ wie der nicht nur die Kinder, sondern das ganze Dorf für Mineralogie, Flora und Fauna des Waldes, klimatische und ökologische Vorgänge, Spuren der Eiszeit und auch für d`Schwammerl interessieren und begeistern konnte, davon zehren noch Generationen. Es waren köstliche Stunden, wenn der Doktor in der Grasoberlhosen in der Tüt stand und schrie: „Kemmts, gehma d ́Eiszeit suacha“ und es war nicht aus der Weis ́, daß sich unseren Exkursionen in die Wälder um Arber und Arbersee ein paar Glasmacher anschlossen, die grad schon Feierabend hatten..“.


Todesnachricht: Hans von Streber, Oberamtsgerichtsrat i. R., gestorben am 20. August 1934 in Regenhütte, 71 Jahre alt (geb. am 19. Mai 1863 in Niederviehbach).


Diskussionen über die Zukunft der Glashütten in der „Bayerischen Ostmark“


Nach dem politischen Machtwechsel wurde der Bayerische Wald zur „Bayerischen Ostmark“. Die wirtschaftliche und soziale Lage im gesamten Gebiet war desolat geworden, die Glashüttengegenden waren dabei besonders betroffen. Seit dem 1. Weltkrieg schon waren tausende von Menschen aus dem ganzen Grenzgebiet abgewandert, um anderswo wieder Verdienstmöglichkeiten zu finden.


Übergeordnete Stellen und dazu beorderte „Fachleute“ machten sich auf Veranlassung des Treuhänders für Arbeit in Bayern Gedanken über die „wirtschaftliche und künstlerische Gesundung des Bayerischen Glasmachergewerbes“. Der dabei herauskommende Vorschlag – man solle wieder zurückkehren zur einstigen hochqualitativen und künstlerischen Handarbeit früherer Jahrhunderte - erregte einhellig die schärfsten Proteste aller ange- sprochenen Glashütten des Bayerischen Waldes.


In diesem Zusammenhang kommt es bei der Regenhütte zu erneuten Auseinandersetzungen der Hauptgesellschafterin Marianne von Streber bzw. der Geschäftsleitung (Dir. Lettenmayer und Dir. Stadler) mit Prof. Jean Beck und dem von ihm lancierten „Sachverständigen“ Hans Balk (der sich auch unberechtigt bei Veranstaltungen als Treuhänder der Regenhütte ausgibt), die darin gipfelten, daß Beck anwaltlich mitgeteilt wird, er solle mit seinen „Vorschlägen“ nicht weiter versuchen, den normalen Fortgang der Geschäfte der Regenhütte zu stören.

1935

Für die deutsche Hohl- und Flachglasindustrie wird eine Zwangskartellierung eingeführt mit dem Verbot, Betriebs- Erweiterungen und Neuerrichtungen vorzunehmen. Damit sollten die bestehenden Betriebe vor zusätzlichem Konkurrenzdruck geschützt werden.


In den Jahren 1935 bis 1943 experimentierte Prof. Bruno Mauder, Leiter der Zwieseler Fachschule für Glasindustrie, mit seinen Söhnen Hans und Walter in Regenhütte selbst mit „Freihand- Objekten“, die nach Ideenskizzen direkt am Ofen entstanden. 

Eine kleine Kollektion dieser Objekte (Vasen, Krüge, Schalen) sind in Privatbesitz erhalten geblieben.


Prof. Bruno Mauder war bereits seit Beginn seiner Tätigkeit in der Fachschule für Glasindustrie in Zwiesel stilprägend für die Regenhütte tätig.  In Preislisten, im „Inventurbuch der Regenhütte von 1913“ finden sich schon Mauder-Entwürfe, ebenso in den Nachträgen der zwanziger Jahre dazu. Auch in den einschlägigen Fachzeitschriften (zB. „Die Schaulade“) finden sich Beispiele von Mauder-Entwürfen. In Katalogen und Anzeigen warb die Regenhütte für ihre Erzeugnisse mit „Nach Prof. Mauder- und Fachschul- Entwürfen“.


 In den zwanziger Jahren wurden noch häufig „Luxus- Kunstgläser“ in Kristall, Kobaltblau, Amethyst, Grün, Iris und Gelbätze angeboten, bis sich, mangels Nachfrage danach, und vor allem auch durch Mauders Entwürfe für die Regenhütte der Wandel hin zu formschönem, sparsam dekorierten Gebrauchs- und Zierglas einleitete. Ab den dreissiger Jahren dominierte dieser als „Leichtkristallglas“ bezeichnete Stil.


Für seine eigene künstlerische Tätigkeit sowie für den Bedarf an Glas für die Fachschule wurde Prof. Mauder über lange Zeit in der Regenhütte monatlich ein Hafen des von ihm gewünschten Glases zur Verfügung gestellt. Nach Mauders Skizzen fertigten Regenhüttler Glasmacher, bevorzugt Wenzl Apfelbacher, dann die gewünschten Objekte. Albert Denk schreibt in seiner „Chronik über die Glasschmelzerfamilie Denk“ darüber Näheres. 

1936

Unter dem Datum 10. März erscheint eine erste Zeitungsmeldung über eine Volkskundgebung der NSDAP in Regenhütte, „die sich eines riesigen Besuches erfreute. Der Saal war bis auf das letzte Plätzchen besetzt.“


In diesem Jahr konnte die Glasfabrik die Fabrik- und Wohngrundstücke in Regenhütte von der Staatsforstbehörde erwerben, für welche seit den Zeiten Wilhelm Steigerwald ́s (I) lediglich Erbbaurechte bestanden.


1937

Die Kriegerkameradschaft Regenhütte hielt ihr Winterhilfsschießen ab. Es beteiligten sich 28 Schützen, davon einige Schützen aus Eisenstein. Die Sieger in den verschiedenen Wettbewerben waren: Erlebach Arthur, Franz Anton und Mühlbauer. (BWZ 15. Januar)

.

1937 erhielt Paula Liebl ihre erste feste Anstellung als Lehrerin in Regenhütte, nach Lehrerinnenausbildung in Freudenhain bei Passau und nachfolgender Lehreraushilfstätigkeit ab 1932 an verschiedenen Orten. Als hochgeschätzte Lehrerin „Fräulein Paula“ ist sie der älteren Generation der Regenhüttler noch bestens in Erinnerung. 1946 heiratete sie den Rechtsanwalt und späteren Bundestags- und Europa-Abgeordneten Dr. Stefan Dittrich (1988 verstorben) und lebte dann in ihrer Heimatstadt Kötzting. 


Als pensionierte Oberlehrerin begann sie, Geschichten und Erinnerungen zu Papier zu bringen. Neben Veröffentlichungen in Zeitschriften sind zwei Bücher mit ihren liebens- und lesenswerten Geschichten erschienen. Sie bewahren vor allem ihre Erinnerungen an ihre Heimatstadt Kötzting, aber auch an ihre Zeit in Regenhütte auf. 


Paula Liebl erinnerte sich an einen Flugzeugabsturz 1937 in der Arberseewand:


„An einem nebligen Herbsttag, es dürfte 1937/38 gewesen sein, prallte ein Flugzeug in die Arberseewand. Wir hörten den donnernden Aufschlag bis in die Regenhüttener Schulzimmer. Alle Insassen waren tot. Ein Ereignis, das wochen-, ja monatelang die Umwohner beschäftigte und von Wanderungen brachten meine Schulbuben lange noch verbogene Blechstücke, ein paar Schrauben, Stoffetzen, einen Schuh mit.“ 


Wegen Betrugs hatte sich der Arbeiter R. aus Regenhütte zu verantworten. Er hatte einem Invaliden aus Ludwigsthal eine Ziege verkauft. Dabei hatte er zugesichert, die Ziege gäbe 1⁄2 bis 3⁄4 Liter Milch am Tag. Tatsächlich gab sie aber überhaupt keine Milch. Dafür erhielt er jetzt 30 M. Geldstrafe. (BWZ 20. April).

1938

Die Kristallglasfabrik Steigerwald GmbH Regenhütte hatte sich wirtschaftlich wieder erholt, die Beschäftigtenzahl war auf 200 angestiegen.


Neue Beteiligungsverhältnisse in der Regenhütte


Nach dem Tod von Prof. Jean Beck (1862-1938) wurden die Beteiligungsverhältnisse der GmbH neu geordnet. Neben Marianne von Streber-Steigerwald wurden die ERWEGE Großeinkaufsgenossenschaft eGmbH, Hilden (später als Kaufring eGmbH firmierend) sowie Conrad Rempe, Inhaber des Porzellanhauses Decher, Frankfurt, zu weiteren Gesellschaftern der Regenhütte.


Die „Düsseldorfer Herren“ (Dr. Mayer, Reineke, Dr. Schreiterer u.a.) sowie Herr Rempe engagierten sich auch sehr im Regenhüttler Vereinsleben, was zu zahlreichen Ehrenmitgliedschaften führte.


Einmarsch in die Tschechoslowakei


Mit Errichtung des Protektorats Böhmen und Mähren und den weiteren Einmarsch in die Tschechoslowakei vorbereitend, wurden deutsche Truppen im Grenzgebiet zusammengezogen. 

Auch im Hüttenhof der Glasfabrik Regenhütte und in allen verfügbaren Gebäuden waren Mannschaften, Fahrzeuge und Pferde für längere Zeit einquartiert.

1939 - 1945 2. Weltkrieg (1.Teil)

Die wehrfähigen Männer des Ortes waren zum „Kriegsdienst“ eingezogen worden, viele davon sollten davon nicht mehr zu ihren Familien zurückkehren. 


Die ehrenvollen Heldengedenken, über die in jenen Jahren „Die Bayerische Ostmark“, die einzige amtliche nationalsozialistische Tageszeitung des Gaues Bayerische Ostmark, berichtete, ehrten wohl das Andenken an die Gefallenen, minderten aber nicht das Leid der Familien über den Verlust der Väter und Söhne.


Auf zwei Tafeln sind am Kriegerdenkmal die Namen der Gefallenen/Vermißten des 2. Weltkrieges 1939-45 verzeichnet:


(siehe Bild unten)


Das Überleben der Dorfbevölkerung in den Kriegs- und danach in den ersten Nachkriegs jahren, bei nicht ausreichender Lebensmittelzuteilung, sicherten - wie in früheren Hunger- jahren auch - die Kuh, die Geiß, die Hühner und die Kartoffelfelder. Lebensmittelmarken wurden eingeführt für die Grundnahrungsmittel, Bezugsscheine für z:B. Schuhe, Kleidung etc. Vielfach bekam man aber trotzdem nicht alles oder gar nichts in den Geschäften. Mit Tauschgeschäften und „Hamstern“ versuchte man sich über die Runden zu bringen.

Ab 1940 wurden französische Kriegsgefangene zur Arbeit in der Glashütte eingesetzt. Die Franzosen waren im Saal des Gasthauses (damaliger Pächter Wittmann) untergebracht. Der Saal war von der Lagerverwaltung beschlagnahmt, Feste und Veranstaltungen waren ohnehin während des Krieges verboten. Für die Einrichtung und Beheizung des Saales kam die Fabrik auf. 


Die Verpflegung der Gefangenen erfolgte durch den Wirt. Die Gefangenen erhielten Arbeitslohn, von welchem sie einen „geringen“ Beitrag für Unterbringung und Verpflegung bezahlen mussten. Der Wirt machte „gute Geschäfte mit dem Verkauf von Wurst, Brot und Bier“ an die Gefangenen. Zur Bewachung war ein Oberfeldwebel und eine kleine Mannschaft abgestellt, die in einem eigenen „Wachlokal“ in der Gastwirtschaft residierten.


Später wurde auf dem Fabrikgelände eine Wohn -Baracke zur Unterbringung von „Ostarbeitern“ erstellt, sogar mit Entbindungs-Station und Kindergarten. Die Verpflegung erfolgte in einer betriebseigenen Kantine.


Die Feuerwehr der Kristallglasfabrik Steigerwald wurde durch Verfügung des Landratsamts vom 20. Dezember 1943 als Werkfeuerwehr anerkannt und der Aufsicht des Werkluftschutzes Bereich Bayern unterstellt. Die Sollstärke der Werkfeuerwehr betrug 2 Löschgruppen mit je 16 Mann.

1939 - 1945 2. Weltkrieg (2. Teil)

Die Glasfabrik produzierte während der Kriegszeit nach Plan der Beschaffungsstellen, was zur Versorgung der Zivilbevölkerung für unentbehrlich gehalten wurde, aber auch für militärischen Bedarf wie z. B. Glasprismen, aus welchen Sehschlitze für Panzerfahrzeuge hergestellt wurden. Die insgesamt sehr eingeschränkte Produktion musste Anfang April 1945 wegen Kohlen- und Materialmangels ganz eingestellt werden.


Gegen Ende des Krieges, der das Dorf von unmittelbaren Einwirkungen bisher verschont hatte, kamen auch hier sinnlose Tieffliegerangriffe auf Zivil-Fahrzeuge und Personen, ja selbst auf Kinder vor. In Höhe Regenhütte wurde ein Eisenbahnzug von Flugzeugen beschossen, die Lokomotive dabei getroffen, es kam aber niemand dabei zu Schaden. In den letzten Kriegstagen kam auf dem Rückzug aus der Tschechei ein größerer Truppenverband des Generalfeldmarschalls Schörner durch Regenhütte und ließ auf den Fabrikhöfen nahezu seinen ganzen Fahrzeugpark wegen Kraftstoffmangels stehen.


In den letzten Kriegstagen setzte sich noch ein Soldatentrupp in Regenhütte fest, um den Ort gegen die anrückenden Amerikaner zu verteidigen. Der „Vokssturm“ (Jugendliche, Kriegsversehrte und nicht mehr wehrfähige Männer) wurde aufgefordert, sich den „Verteidigern“ anzuschließen, Frauen und Kinder sollten den Ort räumen. Über Nacht setzte sich der „Volkssturm“ in die Wälder ab, entschärfte jedoch noch vorher die Sprengladungen, die an der Regenbrücke angebracht waren. Frauen und Kinder zogen nachts in einer Karawane zuerst nach Schachtenbach, ein Teil davon weiter nach Rabenstein. Über den Verteidigungstrupp in der Regenhütte informiert, rückten amerikanische Panzer sowohl über die Staatstraße von Ludwigsthal her wie über Rabenstein nach Regenhütte vor. An der Staatsstraße soll es noch zu einem kurzen Feuergefecht gekommen sein, der Ort selbst wurde jedoch unversehrt am 24. April von den Amerikanern eingenommen.

Eine große Anzahl von Flüchtlingen aus dem unmittelbaren Grenzland und aus weiteren deutsch besiedelten Gebieten der Tschechoslowakei kam nach Regenhütte und wurde teils vorübergehend, teils auf Dauer hier einquartiert.


Auf ihrer Flucht von ihrer Arbeitstelle, der Filiale der Firma Junkers in Prag, kamen fünf Ingenieure nach Regenhütte, die Herren Pohl, Lochmann, Dorn, Harbich und Dr. Wagner. 

Von der amerikanischen Miltärregierung erhielten sie den Auftrag, die Wiederinstandsetzung der im Bayerischen Wald liegengebliebenen Militärfahrzeuge durchzuführen. Mit dem im Fabrikhof der Glasfabrik stehengebliebenen, inzwischen ziemlich ausgeschlachteten Fahrzeugen wurde angefangen. Bald kam eine Schreinerei hinzu. Gearbeitet wurde in Gebäuden des oberen, bald als „AG“-Hof bezeichneten Fabrikhofs. Auch andere Räume der stillgelegten Glasfabrik (Erdgeschoß Kuglerei, Brennerei) wurden von der „Arbeitsgemeinschaft“ genutzt.


Die stillgelegte Glashütte wurde von wenigen Leuten instand gehalten, es wurde in bescheidenem Rahmen aber auch weitergearbeitet. Vorhandenes Rohglas wurde aufgearbeitet, aus den Panzerglasprismen wurden Briefbeschwerer geschliffen, aus alten Glasscheiben wurden bemalte oder gravierte Bilder und Tablett-Einsätze hergestellt. Die alleinige Geschäftsführung hatte Frau von Streber übernommen, da sämtliche leitenden Angestellten wegen anhängiger Spruchkammerverfahren auf Veranlassung der Militärregierung ihrer Ämter enthoben wurden.


Da keine Weiterbeschäftigung in der Regenhütte für ihn absehbar war, fand der technische Geschäftsführer Josef Stadler bei der Firma Gral-Glas, Gebr. Seyfang, Dürnau bei Göppingen, eine neue Anstellung. Dort war er maßgeblich am Aufbau und der Führung einer neuen Glashütte beteiligt.

1946 bis 1958

1946

Nachkriegszeit


Am 2. Mai 1946 begann die Regenhütte als erste Glashütte des Bayerischen Waldes nach dem Krieg wieder zu produzieren. Die Vorraussetzung für die Produktionserlaubnis, vor allem aber für die Zuteilung von Kohle und Material, bildete ein Notprogramm zur Wiederbelebung der Gablonzer Schmuckindustrie, die sich nach der Vertreibung im Kaufbeurer Raum wiederangesiedelt hatte und besonders gefördert werden sollte.


Das Produktionsprogramm der Regenhütte bestand deshalb zunächst aus Stangenglas, lediglich ein bis zwei Hafen wurde von dem Treuhänder für die Stangenglasproduktion, Dr. Kittel, für die Hohlglasproduktion freigegeben. Gablonzer Stangenglasmacher und Regen- hüttler Hohlglasmacher arbeiteten neben- und miteinander, was u.a. wegen unterschiedlicher Bezahlung Probleme bereitete. Die Hütte hatte im November 1946 114 Beschäftigte, davon:


Ofen 45 

Schleifer 10 

Maler 12

Kugler 8

Graveure 6 

Sonstige 33


Arbeitsunterbrechungen wegen Material- und Kohlenmangels („kalt schüren“) kamen häufiger vor, in größerem Umfang z.B. vom 24. 12. 1946 bis 28. 1. 1947. Die Mitarbeiter wurden derweil mit dem Abreissen der Ofenanlage 1, die neu aufgebaut werden sollte, mit Holzbeschaffung und mit Wohnungsreparaturen beschäftigt.


Die „AG“ hatte die Schreinerei in den ersten Stock des ehemaligen Stallgebäudes verlegt, die Hütten-Höfe waren von den Fahrzeugen geräumt worden, der „AG“-Hof war zur selbständigen Betriebsstätte der „Arbeitsgemeinschaft“ geworden.


Der Turn- und Sportverein Regenhütte begann nach langer, kriegsbedingter Unterbrechung wieder mit dem offiziellen Fußball-Spielbetrieb in der Bezirksklasse II, auch die Skispringer wurden wieder aktiv.


Lehrer an der Schule in Regenhütte wurden Gustav Janda und Frau Glaser. Die bisherige Lehrerin Paula Liebl heiratete den Rechtsanwalt Dr. Stefan Dittrich, später Bundestags- und Europa-Abgeordneter. Sie lebte danach in Kötzting und ist 1997 verstorben.

1947

Auch im Verlauf dieses Jahres gab es für die Glasfabrik noch erhebliche Engpässe bei Kohle- und Materiallieferungen wegen Kontingentierung und mangelnder Waggonzuteilung.


Die Verpflichtung zur Stangenglasproduktion bestand weiter, die eingeschränkte Hohlglas- produktion diente notdürftig dazu, alte Geschäftsverbindungen aufrecht zu erhalten.

1948

Währungsreform


Am 21. Juni erfolgte die Währungsumstellung. Für das „Kopfgeld“ von DM 40 konnte man plötzlich wieder fast alles kaufen, was es vorher nicht oder allenfalls nur auf dem „Schwarzmarkt“ gab. Lebensmittel blieben jedoch noch rationiert und waren wie in der Kriegszeit offiziell nur mit „Lebensmittelmarken“ zu kaufen, sonst auf dem Schwarzmarkt einzuhandeln. Der Winter 1948/49 war jedenfalls noch ein „Hungerwinter“, für die Einheimischen und noch mehr für die vielen Heimatvertriebenen.


Wiederbeginn in Ludwigsthal

Im Oktober wurde in der Glasfabrik Ludwigsthal, die seit 1927 stillgelegt war, die Produktion von Hohl- und Stangenglas wieder aufgenommen. Es wurden 124 Mitarbeiter beschäftigt.

1949 (Teil 1)

Am Stephanitag 1949 wurde die „Steigerwaldschanze“ des TSV Regenhütte festlich eingeweiht. Sie stand oberhalb der „Villa“ auf der sogenannten „Sauhammelhäng“*


Die Regenhütte wurde in den folgenden Jahren zur Skispringerhochburg des Bayerischen Waldes. Bis 1964 gewannen die Regenhüttler 13 mal die Mannschafts-Bayerwaldmeisterschaft im Spezialspringen. 


Die herausragenden Springer dieser Zeit waren:


 Willi Koller, Rudi Eichinger, Weinberger Alois, Bauer Ferdinand, Hans Peschl, Gerd Meier, Josef Meier (Heiplik Sepp), Leonhard Tischler und später die Brüder Otto und Erwin Gaschler. 


*(Der Name kommt von dem bis in die dreissiger Jahre von den Gasthauspächtern dort genutzten Auslauf für die Schweine und Ziegenböcke)

1949 (Teil 2)

Kein Geringerer als Paul Friedl, genannt „Baumsteftenlenz“, widmete den „Regenhüttler Buam“, den Gebrüdern Koller und Heinz Fischer, einen Zeitungsartikel. 


„Ihr schönes Zusammensingen hat die drei bekannt gemacht..., sie sind ein festes Stück einer lebendigen Dorfschaft geworden und viel von dem, was sich in Regenhütte zur Freude seiner Einwohner rührt, erhält den Anstoß von diesem fröhlichen Trio.“ (22.12. BWZ).


1950 (Teil 1)

Die BWZ berichtete: „Die Regenhüttler trumpften auf“ beim Skispringen in Zwiesel und belegten in 3 Klassen die ersten Plätze durch Willi Koller, Leonhard Tischler, Rudi Eichinger, zudem wurde der Schanzenrekord mit 41 Metern durch Ferdinand Bauer eingestellt (7.1.1950) und „TSV-Regenhütte triumphierte auf eigener Anlage“. Diesmal siegte die 2. Mannschaft (Neumann, Tischler L., Eichinger R.) vor der 1. Mannschaft des TSV (Koller, Bauer, Weinberger).

Der Schanzenrekord liegt nun bei 44 Metern (21.2.1950).


In kurzer Folge erschienen in der BWZ mehrere Berichte über das „Theaterleben“ in der Regenhütte: Die Katholische Jugend brachte in Regenhütte das Volksstück „Der Mutter Schuld und Sühne“ zur Aufführung (BWZ 28.3.). 


Der Ankündigung, daß am Ostersonntag die „Freie Theaterbühne Regenhütte“ in zwei Vorstellungen das Lustspiel „Der Amerika Seppl“ aufführen wird, folgte danach diese Rezension: Durchschlagend war der Erfolg des „Amerika Seppl“. Dröhnende Lachsalven begleiteten die ganze Aufführung und nicht endenwollender Beifall beklatschte die Spieler Otto Gaschler als Amerika-Seppl, Kurt Bayerl als Bader, Georg Koller in seiner beliebten Rolle als Bauer sowie seine Hauserin Hilde Schnitzbauer. 

Die neue Vereinskapelle (Weinberger) gab mit flotten Weisen beste Musik (BWZ 8./15.4.).


Die Laienspielschar Rabenstein brachte das Schauspiel von Prückl „Sonnenwende“ im Gasthof Wittmann in Regenhütte zur Aufführung (30.4.) und die Rabensteiner Theatergruppe spielte im Saal des Hüttenwirtshauses Regenhütte das Stück „Der Wildschütz von Bayerischzell“ (10.6.).


Am 3. Juni wurde in der BWZ angekündigt, daß der TSV-Regenhütte sein 25-jähriges Bestehen mit folgendem Festprogramm begehen wird: 

am Samstag Fußball AH-TSV Regenhütte gegen AH-SC Zwiesel, Festabend; am Sonntag Feldgottesdienst am Kriegerdenkmal und Festabend im Hüttengasthaus. Erinnert wurde in diesem Zusammenhang an Karl Wolf sen. als Gründer und die sportliche Entwicklung des Vereins über Turnen, Leichtathletik bis zu Fußball und Schilauf.


(Man hat es damals mit den Gründungsdaten nicht so genau genommen, denn inzwischen gilt als Gründungsjahr des Vereins das Jahr 1912, als Beginn der Fußball-Vereinstätigkeit das Jahr 1928, siehe hierzu der Bericht vom 9. Juli 1928).

1950 (Teil 2)

Die „Regenhüttler Buam“ wurden von Finanzminister Fritz Schäffer eingeladen, an einem niederbayerischen Heimatabend in Bonn teilzunehmen. Sie traten dort als Quartett auf (Heinz Fischer, Hans und Willi Koller, Hans Krieger). (BWZ 24.6.).


Am 6. Oktober verstarb in Zwiesel Frau Marianne von Streber-Steigerwald (geb. 2. 5. 1876). Im Hüttenhof wurde eine Trauerfeier veranstaltet, bei der die Belegschaft der Glasfabrik Abschied von der allseits geschätzten, langjährigen Hüttenbesitzerin nahm. Nach dem Tod von Frau von Streber übernahm Maria Magdalena Lettenmayer (als leibliche Nichte und Pflegetochter von Marianne von Streber genannt „Lotte von Streber“) einen nach Erbauseinandersetzungen verkleinerten Firmen-Anteil an der Glasfabrik. Hauptanteilseigner wurde die ERWEGE eGmbH Hilden (später als Kaufring eGmbH bzw. AG, Düsseldorf, firmierend). 

Alleiniger Geschäftsführer war nun Direktor Otto Lettenmayer.


Schon längere Zeit gab es im Ort Bestrebungen, Regenhütte aus der Gemeinde Rabenstein auszugliedern und eine eigene Gemeinde zu bilden. Zur Unterstützung dieser Bestrebungen wurde am 19. Oktober eine „Volksbefragung“ durchgeführt, ob Regenhütte eine eigene Gemeinde werden soll oder nicht. 

Das Ergebnis fiel mit dem erwarteten „Ja“ aus. Von 402 Stimmberechtigten stimmten: 340 mit Ja = 93%, 21 mit Nein = 5,6%. (BWZ 21.10.)


Trotz dieses Votums und sicherlich vieler sachlich berechtigter Gründe ist in der Folge die Verselbständigung als Gemeinde für Regenhütte dennoch nicht erreicht worden.


Die Einwohnerzahl von Regenhütte betrug damals 681 Personen, darunter befanden sich 152 Flüchtlinge.


Die 16-jährige Berta Hasenkopf verunglückte am Christi-Himmelfahrtstag bei einem Motorrad-Unfall auf der Arberseestraße. Sie und eine Freundin wurden von 2 jungen Männern im Beiwagen eines Motorrades mitgenommen. Als in einer Kurve das Gestänge zwischen Motorrad und Beiwagen brach, wurden die Mädchen heraus- und gegen einen Baum geschleudert. Herta erlitt schwere Schädelverletzungen, denen sie eine Woche später im Krankenhaus erlag. Das an diesen Unfall erinnernde Marterl an der Arberseestraße ist heute noch erhalten.

1951

Das Silvester-Schispringen in Regenhütte gewann Alois Weinberger mit Weiten von 40 und 42 Metern (BWZ 3.1.) und bei den Bayerwald-Mannschafts-Meisterschaften errangen die Regenhüttler Springer zum dritten Mal den Wanderpokal, der nun in ihren Besitz überging. Die Mannschaft: Leonhard Tischler, Gerd Maier, Ferdinand Bauer, Willi Koller. (BWZ 25.2.)


Im Alter von 71 Jahren verstarb am 14. März Oberforstverwalter i. R. Dionys Mühlbauer (geb.am 19. Januar 1881). Der „Mühlbauer Nisi“, wie er genannt wurde, hat sich, wie die vielen Berichte zeigen, um das Vereinsleben in Regenhütte besonders verdient gemacht. Mühlbauer war von seinen 50 Jahren Staatsdienst 47 Jahre im Bayerischen Wald und davon 30 Jahre in Regenhütte tätig. Nach seiner Pensionierung waren für die Regenhüttler Forstdienststelle, teilweise vertretungshalber, zuständig die Herren Greissinger, Tischler Ludwig („Wigg“) und Knoblauch bis 1954.


Die Kaufring-Fußballer aus Düsseldorf kamen am 1. Mai zu einem Freundschaftsspiel nach Regenhütte und wurden von der „Fabrikmannschaft“, identisch mit dem TSV-Regenhütte, mit 6:4 Toren geschlagen. Ein Gegenbesuch der Regenhüttler Fußballer und Sänger in Düsseldorf erfolgte ein Jahr später.


Holzabfuhr mit Schwebelift in Regenhütte“ meldete die BWZ am 17. Juli. „Der Holzschwebelift von der Abteilung Spitzberg zur Arberseestraße ist fertig gestellt. Unabhängig vom Schnee ist die Bringung des Holzes an die Fahrstraße und damit auch im Sommer gewährleistet. Leistung 8 fm in 30 Minuten....Aber dabei fragen wir uns: Was macht in Zukunft der Waldarbeiter im Winter?“.


Am 17. August berichtete die BWZ über den Baufortschritt der Forststraße in Regenhütte, die innerhalb 3 Monaten vom Gasthaus ab bereits den Stauweiher erreicht habe.


Im „Arberstübl“ in Regenhütte wurde eine Schützengesellschaft „Arberstübl“ gegründet. Schützenmeister und Vorstand wurde Otto Gaschler, Schriftführer Johann Koller und Kassier Johann Peschl. Eine vorschriftsmäßige Schießanlage wird errichtet und jeden Samstag soll ein Schützen-Abend stattfinden (BWZ 30.8.). 


Am 1.11. war das erste Preisschießen der Schützengesellschaft Arberstübl. Der erste Preis, ein gefüllter Saukopf, wurde von Karl Sellner jun. gewonnen, die Ehrenscheibe errang Leopold Tischler jun.


Regenhütte: der hiesige Geflügelzüchterverein veranstaltet am Samstag, den 10.11. und Sonntag, den 11.11. eine Geflügelausstellung im Saale des Fabrikgasthauses (Baptist Zellner), meldete die BWZ am 6.11.

1952

Gleich zu Jahresbeginn gab es erneut Meldungen über Erfolge der Regenhüttler Ski- Springer:


(BWZ 29.1.)....Bester Springer in Regenhütte war Leonhard Tischler mit 42,5 und 43 m....


(BWZ 19.2.)....Das Vergleichsspringen auf der Steigerwaldschanze in Regenhütte gewannen die Regenhüttler wiederum...(Mannschaft: L. und M. Tischler, G. Maier, H. Peschl).


Bei den Vereinsmeisterschaften des TSV-Regenhütte im Sprung- und Abfahrtslauf siegten:

Schüler: Gaschler Otto und Weber Gerhart

Jugend: Gaschler Josef, Kelnhofer W., Buchinger L., Ebert Peter 

Mädchen: Peschl Mariele, Eichinger Herta u. Therese

Senioren/Sprunglauf: Tischler Leonhard mit neuem Schanzenrekord von 47 m 

Abfahrtslauf: Tischler Heinz. (BWZ 18.3.)


Im September feierte der Gesangverein Regenhütte – mit 5 Jahren Verspätung, das Gründungsjahr war 1897 – sein 50-jähriges Gründungsfest. 

Die BWZ vom 9.9. brachte einen ausführlichen Bericht: „...25 Gastvereine, rd. 1.500 Menschen nahmen an der Festveranstaltung teil, das Bier floß im Festzelt so reichlich wie draußen der Regen...“.


Der Rundfunkwagen war zur Aufnahme von Volksmusikgruppen in Spiegelau. Während alle anwesenden Gruppen und Vereinigungen Mühe hatten, wenigstens ein Lied oder Musikstück auf`s Tonband zu bringen, wurden von unseren „Regenhüttler Buam“ 9 Lieder und 4 Musikstücke aufgenommen. Solist war H. Willi Koller, Leiter der Volksmusik H. Seidel (BWZ 20.11.).

1953

Zum fünften Mal hintereinander wurden die Regenhüttler Schispringer Sieger des Vereins- Vergleichs-Springens. Auf der Bodenmaiser Sprungschanze siegte die erste Mannschaft des TSV (Leonhard Tischler, Gerd Maier, Rudi Eichinger und Hans Peschl), die zweite Mannschaft wurde Dritter.


Von einem Fußballspiel mit schwerem Platzgefecht in Regenhütte wurde berichtet: ...als die Ruhmannsfelder Fußballer glaubten, die Fairneß der Regenhüttler durch Rohheit für einen billigen Sieg ausnützen zu können und einer ihrer Spieler dem Weinberger Luis sinnlos zwischen die Beine schlug, war der Auftakt zum Kampf und zur gerechten Abwehr mit Kinnhaken gegeben. Ruhmannsfelden zog auch sportlich mit 3:1 den Kürzeren. Ähnlich schien sich ein Fußballsspiel gegen Blaibach zu entwickeln, doch die Anwesenheit eines Polizeibeamten bewirkte einen verhältnismäßig edlen Wettstreit ohne größere Handgreiflichkeiten.


Der Schützenverein Regenhütte trug im Gasthof Zellner ein Preisschießen bei unerwartet großer Beteiligung der umliegenden Schützenvereine aus. Der Andrang war so groß, daß die Preisverteilung erst am Sonntag abends 21.15 Uhr abgehalten werden konnte, was den meisten Gästen wohl zu spät war. Vorstand Edi Eichinger freute sich jedenfalls darüber, daß von den auswärtigen Vereinen wenigstens die Regener Schützen noch anwesend waren. Beste Ergebnisse der Regenhüttler: Edi Eichinger 3. Platz, bei den Damen Edith Stern 1. Platz.


Die Glasfabrik hatte mit 372 Arbeitnehmern den höchsten Beschäftigtenstand in ihrer bisherigen Geschichte 73. An zwei Öfen wurde wieder ausschließlich Hohlglas produziert.


Wie schon in den Vorjahren zeichnete sich eine durch das „Wirtschaftswunder“ getragene, für die Glasfabrik und den ganzen Ort günstige weitere Entwicklung ab.


Die Glasfabrik Ludwigsthal musste dagegen Konkurs anmelden und wurde stillgelegt.


Zum Jahresende wurde die Sprungschanze des TSV mit Unterstützung der Glasfabrik Steigerwald erneuert. Die Tragepfeiler der Schanze wurden gemauert, der Schanzentisch aus schweren Balken eines abgebrochenen Hauses hergestellt.

1954

Zum sechsten Mal hintereinander siegte beim Vereins-Vergleichsspringen die 1. Mannschaft des TSV-Regenhütte (Rudi Eichinger, Gerd Meier, Georg Meier, Hans Peschl), die 2. Mannschaft (Willi Koller, Erich Weber, Max Tischler und Sepp Meier) belegte den zweiten Platz.


In Zusammenhang mit geplanten Lohnkürzungen in der gesamten Glasindustrie wurde in der Glasfabrik Regenhütte 6 Wochen lang gestreikt. Die Bundesschlichtungstelle entschied am 29.6.1954 in München zugunsten der Arbeitnehmerschaft, daß die bisherigen Lohnregelungen beizubehalten und neue Regelungen in gegenseitigem Einvernehmen zu treffen seien. In den Folgejahren wurden dann in einer Gemeinschaftsaktion der Glashütten im Bayerischen Wald neue Verfahren der Arbeitsgestaltung und Lohnfindung (Refa- Methoden) eingeführt, dabei fiel auch die althergebrachte „Schock“-Abrechnung neuen Zeitakkordregelungen zum Opfer.


Wegen konjunkturbedingter Stilllegung eines Ofens kam es in der Glasfabrik Regenhütte zur Kündigung von etwa 150 Arbeitern. Die Betroffenen erhofften, daß es sich um eine nur vorübergehende Maßnahme handeln würde. Die Einführung von Bandschleifmaschinen anstelle der alten Horizontal -Schleifscheiben führte ebenfalls zu Entlassungen, die Besetzung der neuen Maschinen wurde überwiegend mit weiblichen Arbeitskräften vorgenommen.


Die Stromversorgung, die bisher die Fabrik für den ganzen Ort unterhielt, wurde in diesem Jahr auf die OBAG übertragen. Das Forsthaus erhielt eine neue Wasserleitung. Damit sollten die jährlichen Aufreißarbeiten der Dorfstraße zur Reparatur der alten Holzrohrleitungen in Wegfall kommen. Lediglich bei den überfälligen Reparaturarbeiten an Brücken und Straßen gab es wegen Meinungsverschiedenheiten zwischen Forstbehörde und Gemeinde- verwaltung keine größeren Fortschritte. Der Gastwirt Baptist Zellner ließ im Interesse der Fremdenverkehrswerbung eine Anzahl Sitzbänke am Höhenweg Kriegerdenkmal – Sprungschanze – aufstellen.


Im August 1954 übernahm Forstamtmann Helmut Adolf die Forstdienststelle in Regenhütte und zog mit Familie in das damals bereits mit 4 Parteien belegte Forsthaus ein. In seiner Dienstzeit bis 1988 sollten sich wie überall der Forstbetrieb, die Arbeitsbedingungen für die „Holzhauer“, aber auch der Zustand und das Aussehen unserer Wälder grundlegend verändern.


Zum Forstbesitz gehörten damals in Regenhütte neben einigen Häusern die Dorfstraßen sowie vor allem Wiesen, Garten- und Ackergrundstücke. Zur Viehhaltung und zum Kartoffelanbau waren diese Flächen an Dorfbewohner verpachtet (es bestanden zu diesem Zeitpunkt 98 Pachtverträge !). Die gerechte Aufteilung der vorhandenen knappen Flächen auf Forstbedienstete und Fabrikler war dazu ein besonderes Problem.


Seit Inbetriebnahme der Eisenbahn wurden die Kohlenanlieferungen für die Glashütte am Bahnhof Ludwigsthal vom Waggon auf Fuhrwerke bzw. Lastwagen umgeladen und nach Regenhütte gefahren. Anfangs der 50er Jahre wurde dieses mühselige Verfahren abgelöst. Am Bahnhof Zwiesel konnte ein ganzer Kohlenwaggon auf ein Fahrgestell (Rollendes Gleis) geschoben und von einer überschweren Zugmaschine über die B11 nach Regenhütte transportiert werden. Im November dieses Jahres verunglückte dieses Ungetüm an der Abfahrt von d er B11 nach Regenhütte. Fahrgestell samt Kohlenwaggon kippten die Böschung hinunter, die Zugmaschine blieb gerade noch an der Böschung hängen. Die durch Kälte und Schneefall behinderten Bergungsarbeiten zogen sich fast 2 Tage hin.


Mit seinem neu gekauften BMW-Motorrad verunglückte tödlich am 11. April Helmut Erlebach. Er hatte gerade seine Ausbildung als Bäcker abgeschlossen und war knapp 23 Jahre alt.

1955

Das Jahr begann mit der fast selbstverständlich gewordenen Feststellung, daß die Regenhüttler Schispringer wieder das Vereinsvergleichsspringen mit der Mannschaft Leo und Max Tischler, Rudi Eichinger und Gerd Maier gewannen.


Die Faschings-Saison eröffnete der Männergesangverein mit einem Preisschießen, es folgte ein Hausball im Cafe Kieweg, bei dem sich die Regenhüttler Buam wieder einmal in bester Laune präsentierten und für abwechslungsreiche Stimmung sorgten.


Am 25. Januar beging Direktor Otto Lettenmayer sein 25-jähriges Dienst-Jubliäum bei der Glasfabrik Steigerwald Regenhütte. Neben zahlreichen Gr atulanten stellte sich der Gesangverein zu einem Ständchen mit zwei gut vorgetragenen Liedern ein.


Nach fünfjähriger Tätigkeit als Pächter des Gasthauses Regenhütte verließ der rührige Gastwirt Baptist Zellner Regenhütte. Er betrieb danach ein neuerbautes Cafe-Restaurant in Regen. Das Gasthaus Regenhütte übernahm pachtweise ab 1. Oktober der Gastwirt und Metzgermeister Franz Probst. Die Fabrik-Kantine übernahm Frau Maria Fuchs.


Steinmetz Biller von Langdorf erledigte Erneuerungsarbeiten am Kriegerdenkmal. Auf einer Strecke von rd 100 m wurde eine Teilkanalisation im Ort durchgeführt. Die Wohnbaracke der Fa. Steigerwald mußte wegen Baufälligkeit geräumt werden.


Das Forstamt Rabenstein führte weitere Straßenbauten zum Zwecke der Holzabfuhr durch. Unter anderem sollte ein Anschluß der Forststraßen an die neue Verbindungsstraße Arbersee – Bodenmais hergestellt werden. Die Zeiten der winterlichen Holzabfuhr mit dem Schlitten gingen allmählich zu Ende. Für die Holzhauer entfielen dadurch zwar diese mühsamen und gefährlichen Winterarbeiten, aber damit auch Beschäftigungs- und gute Verdienstmöglichkeiten. Mit dem Verschwinden der Holzziehbahnen ging auch eine Wintersportattraktion - das dort mögliche rasante Rodeln – verloren. Kein Wunder, daß in der BWZ über die aufkommende Unsitte der Jugend, jetzt auf der „verkehrsreichen“ Ortsstraße von Regenhütte zu rodeln, ausführlich geklagt wurde.


Mit einem Betriebsfest wurde am 11. Oktober in der Glasfabrik die Inbetriebnahme des neuen automatischen Glaskühlbandes gefeiert. Es ersetzte die beiden alten Kühlöfen an den Längsseiten der Hütte, in denen das Glas noch in Rollwägen durchgezogen wurde.


Die Technischen Werkstätten erwarben die von der Kristallglasfabrik Regenhütte bisher gepachteten Gebäude (Kraftwagen-Einstell- und Ausbesserungshallen, Eisendreherei) mit Grundstücksumgriff.


Im November wurde in der Glasfabrik Ludwigsthal unter Direktor Rudolf Angerer erneut mit der Produktion von Hohlglas begonnen.

Am 26. November veranstaltete der TSV einen Theaterabend. Aufgeführt wurde „die Förster-Evi“.

1956

Von einem „Moar-Preisschießen“ des TSV auf dem zwischen Regenhütte und Ludwigsthal gelegenen Zellnerweiher berichtete die BWZ. 10 Mannschaften beteiligten sich, gefeiert wurde im Gasthaus Kraus.


Der Faschingsball der Sportler stand unter dem Motto: „Drunter und drüber“.


Bei einem Tischtennis-Wettkampf, den der TSV im Gasthaus Probst durchführte, gingen von den 20 Teilnehmern als Sieger hervor: Senioren: 1. Josef Seidel, 2. Hans Lettenmayer, 3. Walter Kelnhofer. Junioren: 1. Gerhard Weber, 2. Hans Gaschler, 3. Franz Lindner.


Der TSV-Regenhütte hatte 76 männliche und 5 weibliche Mitglieder. Die Regenhüttler Schule wurde von 42 Buben und 35 Mädchen besucht.


Schließlich erhielt Regenhütte in diesem Jahr endlich eine Orts- und Straßenbeleuchtung.

1957

Beim Holzziehen verunglückten die Holzhauer Max Kreuzer und Karl Bayerl, eine Einlieferung ins Krankenhaus Zwiesel war jeweils erforderlich.


Der Faschingsball des Gesangvereins stand unter dem Motto: „Heut` ist der schönste Tag in meinem Leben“, es gab ein Prinzenpaar, eine Maskenprämiierung, und die Kapelle Weinberger sorgte für reges Tanzbeinschwingen.


Erstmals wurde für Feriengäste und Einheimische ein Heimatabend vom TSV im Gasthaus Probst veranstaltet. Mitwirkende waren die Kapelle Fritz Stoiber, die Schachtenbacher Stoiber Buam, die Familie Steinbauer aus Zwiesel sowie der Gesangverein Regenhütte.


Der 75-jährige Hans Kerschbaum aus Regenhütte wurde für 50 Jahre aktiven Dienstes bei der Rotkreuzkolonne Eisenstein mit einer Feier im Gasthaus Löffelmann geehrt.


Brücken- und Straßenbau kamen ein Stück weiter. Die Deffernikbrücke wurde erneuert, die Dorfstraße, seit kurzem Gemeinde- und nicht mehr Forst-Eigentum, erhielt einen Teerbelag vom Ortsbeginn bis zum Gasthaus Probst. 


Der Werkshallen-Neubau der Technischen Werkstätten war in vollem Gang. Das gegenüber liegende ehemalige „Schmied-Haus“ wurde generalrenoviert. Schließlich erwarb der Glasarbeiter Ignaz Sellner in diesem Jahr das „Glöckl-Häusl“ von der Glasfabrik Steigerwald.

1958

am 20. Januar hielt der Männergesangverein seine 60. Jahreshauptversammlung ab, die gesamte Vorstandschaft wurde wiedergewählt. Sonst ging es noch um die Vorbereitungen für den diesjährigen Fastnachtsball.


In einer Bürgermeisterversammlung des Landkreises in Rabenstein wurde über den Ort Regenhütte berichtet: 2 Betriebe mit insgesamt rd. 335 Beschäftigten. Besondere Gemeindeleistungen: Brückenbau im Jahre 1957 und die derzeit laufende Straßenteerung.


Beim Pokalspringen in Zwiesel siegte diesmal Rudi Eichinger vor Leonhard Tischler.


Anfang März verunglückte der Holzhauer Josef Sixt mit dem Zugschlitten. Der Schwerverletzte wurde vom Revierförster Wolf ins Krankenhaus Zwiesel eingeliefert.


Wiedergründung des Krieger- und Veteranenvereins


Am 15. März fand im Cafe Kieweg die Wiedergründung des Krieger- und Veteranenvereins statt. Der Verein war ursprünglich im Jahre 1923 gegründet und nach dem 2. Weltkrieg aufgelöst worden. 32 Mitglieder meldeten sich an. Gewählt wurden:


1. Vorstand: Michael Bayerl

2. Vorstand: Wilhelm Gaschler

Kassier: Kiesbauer

1. Schriftführer: Anton Meier

2. Schriftführer: Albert Denk


In einer späteren Sitzung des Krieger- und Veteranenvereins Mitte des Jahres 1959 wurde Max Kronschnabel zum Kommandanten nachgewählt. Ferner wurde die Anschaffung einer Vereinsfahne beschlossen, für deren Anschaffung Dir. Otto Lettenmayer DM 500 stiftete.


Im Juni wurde die Dorfstraßenteerung vom Gasthaus bis zum Ortsende fortgesetzt.


 Auch sonst herrschte rege Bautätigkeit im Ort (Gerhard Meier, Ferdinand Schröder, Franz Hasenkopf, Kerzdörfer), 5 weitere Baulustige wollten im Folgejahr mit dem Bau von Wohnhäusern beginnen.


Bei der Generalversammlung des TSV wurde im Jahresbericht über das abgelaufene Jahr berichtet, daß die Sparte Schi insgesamt 73 Preise errungen habe und sportl iche Spitzenleistungen durch Rudi und Christl Tischler erbracht wurden. Weniger gelobt wurde die Sparte Fußball.


Schachtenbach erhielt Anschluß an das Stromnetz der OBAG, während Althütte und Ableg sich weiterhin mit Petroleum-Beleuchtung zufrieden geben mußten.(1.9. BWZ) 


Über Schachtenbach wurde weiterhin aus diesem Jahr berichtetet:

Erstmalig hielt im Winter ein Schneepflug die Straße nach Schachtenbach frei.

Durch Unachtsamkeit einer Bewohnerin brennt das „Hofmann“-Haus vollständig ab. Die Familie Karl Stoiber zieht deshalb in das alte Stoiberhaus um.


Die Motorsägen hielten Einzug im Forstbetrieb. Ein Zeitungsartikel über den ersten Einsatz in Buchenau berichtete darüber.


Als Altersjubilare wurden gewürdigt: Der ehemalige Glasmalermeister Heinrich Heller (85), Katharina Alberger (82), Maria Seidl (81), Heinrich Fischer (71 und noch in der Fabrik tätig), Oswald Sixt (81). Von diesem wird sein Leibspruch „Solang mir mei Schnüpfl Tabak noch schmeckt, feit si nix“ überliefert.

1959 bis 1971

1959

Der TSV-Regenhütte war Ausrichter der Nordischen Bayerwaldmeisterschaften. Es siegte Franz Hackl. Die Besten beim Springen waren die Regenhüttler Gerd Maier bei den Senioren und Franz Fischer bei den Junioren.


Zum Faschingsgeschehen wurde berichtet: „Nur wenig Abwechslung, mit Sportler- und Sängerball nur 2 Veranstaltungen...“.


Der Männergesangverein erhielt bei der Generalversammlung am 21. Januar mit Alois Weinberger einen neuen ersten Vorstand, der Vorgänger Michael Bayerl engagierte sich jetzt mehr im Krieger- und Veteranenverein.


Im Gasthaus Probst wurde im Mai ein Bunter Abend unter dem Motto „Weißblaue Stimmung, Frohsinn und Humor“ veranstaltet. Es traten auf: der Trachtenverein „Almenrausch und Edelweiß“ aus Landshut, die Geschwister Sternecker und die Schrammelkapelle Hans Weinberger aus Regenhütte. „Die Gäste taten ihr Bestes und die Besucher waren sehr zufrieden...“.


Die BWZ berichtete mit Datum vom 16. Juni über das Fahnenweihefest des wiedergegründeten Veteranenvereins Regenhütte. Das Fest begann mit einem Festabend im Festzelt, 14 Altveteranen erhielten Auszeichnungen für 40- bzw. 50-jährige Zugehörigkeit zum Veteranenverband, Vorstand Michael Bayerl erhielt das Ehrenzeichen in Silber. 


Am Folgetag war Gottesdienst am Kriegerdenkmal und Fahnenweihe. Fahnenmutter war Frau Lettenmayer, Fahnenjunker Josef Maier jun. Der Männergesangverein Regenhütte sang während des Gottesdienstes die Deutsche Messe von Franz Schubert.


Kirchenbau in Regenhütte


Der Kirchenbauverein Regenhütte (gegründet im Jahre 1949) erwarb im Mai 1959 ein rd. 5.000 qm großes Grundstück in Ortsmitte. Nach Fundamenterstellung im August wurde eine in Grubweg bei Passau nicht mehr benötigte und deshalb abgebaute Behelfskirche erworben und hier wieder aufgestellt. Ein Glockentürmchen wurde neu auf das Dach gesetzt. Die Glocke dazu wurde am 25. 9. bei Fa. Perner in Passau gegossen.


Weitere rege Bautätigkeit im Ort: Cafe und Lebensmittelgeschäft Anton Kieweg wurden erweitert, Ludwig Weinberger baute das vor etlichen Jahren vom Forstamt erworbene „Schnitzbauernhaus“ aus. Wohnhausneubauten erstellten Eduard Buchinger, Anton Treml und Michael Gaschler. Auch in der Fabrik erfolgten große Umbauarbeiten.


Das Forstamt baute von Rabenstein aus neue Holzabfuhrstraßen (Hochstraße Dachsriegel- Hummelreuth-Emahlenriegel-Erschlagener Mann-Blöcherschlag-Höllbachhäng-Knödelhütte).


 Die Arberseestraße wurde geteert, der Bau eines Schlepplifts am Arberosthang wurde genehmigt.


Neuer technischer Leiter der Glasfabrik Regenhütte wurde Adalbert Finn ab Januar 1959 (Er blieb bis Ende 1960 in Regenhütte).


Die Glasfabrik Ludwigsthal war grundlegend renoviert worden, im September dieses Jahres hatte sie einen Beschäftigtenstand von 146 Mitarbeitern.


Am 14. Dezember wurde der Fremdenverkehrsverein Regenhütte neu gegründet. Den Vorsitz übernahmen als 1. Vorstand: Franz Hasenkopf, 2. Vorstand: Wilhelm Gaschler. Die Satzung sah eine abgestimmte Preisgestaltung für die 91 Gästebetten vor, ein warmes Mittag- oder Abendessen sollte DM 4.50 kosten.


Altersjubiläen wurden gefeiert: Straßenaufsehersgattin Anna Hofmann 86 Jahre, von ihren 8 Kindern lebten noch 4. Katharina Eichinger (85), Glasmachersgattin Pauline Fischer (81), Glasmachermeister Franz Roth (65, seit 1910 bei der Firma Steigerwald beschäftigt).

Todesfälle: Maria Seidl, Glasmalermeisterswitwe (81) und Anna Eichinger (73, sie hatte sieben Kindern das Leben geschenkt).

1960

Am 10. Januar wurde die Dorfkirche in Regenhütte von Generalvikar Dr. Riemer aus Passau mit einem Pontifikalamt festlich eingeweiht. Die örtlichen Vereine standen mit ihren Fahnen Spalier, Kirchenchor und Männergesangverein waren aktiv. Beim gemeinsamen Mittagessen im Gasthaus Maier wurde den Befürwortern und Helfern ausführlich gedankt. Besonders gewürdigt wurde Pfarrer Gröger, der unermüdlich für den Kirchenbau gekämpft hatte.


Der Bau war seinerzeit als Not- oder Behelfs-Kirche gedacht und sollte die Zeit bis zum Bau einer regulären Kirche überbrücken. Die Kirche steht inzwischen schon über 40 Jahre, man könnte dazu sagen: „Nichts ist so dauerhaft wie ein Provisorium!“ Allerdings sieht man nach vielen Innen- und Aussenrenovierungen der Kirche den Behelfscharakter nicht mehr an, sie ist ein Schmuckstück des Ortes Regenhütte geworden und über Abriß und Neubau denkt heute wohl kaum mehr jemand nach.


Der Veranstaltungskalender für den Fasching zählte auf: 3 Vereinsbälle (Krieger- und Veteranenverein, TSV und Männergesangverein) und ein Hausball, alle im Gasthaus Maier.


Der Männergesangverein hatte in der Generalversammlung am 20. Januar Schwierigkeiten, den Vorstand neu zu besetzen. Nach längerem Hin und Her erklärten sich Adalbert Denk und Walter Auerbeck bereit, die Ämter des 1. bzw. 2. Vorstands zu übernehmen.


Der Krieger- und Veteranenverein war an seinem Jahrtag im April und am Volkstrauertag jeweils mit Heldengenken in der Kirche und am Kriegerdenkmal aktiv.


Über den Regenhüttler Fremdenverkehr wurde berichtet, daß nach schlechter Vorsaison in der Hauptsaison alle Betten belegt seien. Leider herrschte jedoch Kühle und Regenwetter, worunter vor allem die vielen Zeltler besonders zu leiden hatten.


Das Forstamt war mit dem Bau einer neuen Deffernikbrücke am Rotauweg beschäftigt, auch diese Arbeiten waren durch das schlechte Wetter beeinträchtigt.


Mit Handelsregistereintrag vom 7. April 1960 wurde die Firmenbezeichnung der Glasfabrik Steigerwald Regenhütte geändert in: „Kristallglasfabrik Regenhütte, Gesellschaft mit beschränkter Haftung“. Damit wurde auch der letzte Bezug zur einstigen „Steigerwald-Ära“ in Regenhütte aufgegeben.


Personalien: Der 65. Geburtstag des Werkmeisters der Glasfabrik, August Häusler, wurde in einem Zeitungsbericht besonders hervorgehoben. Er war seit 1918 bei der Fabrik beschäftigt und genoß wegens seines Wissens und Könnens große Wertschätzung. Er hatte ein besonderes Verhältnis zur Elektriziät. Wenn er wissen wollte, ob auf einer Leitung noch Strom drauf war, benutzte er keinen Phasenprüfer, sondern nur den angefeuchteten Finger.

1961

Die Bevölkerungsstatistik der Gemeinde Rabenstein für das abgelaufene Jahr 1960 ergab:


Schachtenbach, 1 Familie, 4 Personen 

Ableg, 2 Familien, 10 Personen

Regenhütte, 580 Personen 

Rabenstein, 487 Personen


Gefeiert wurden die 1. Regenhüttler Kirchweih am 10. Januar und im Fasching 3 Vereinsbälle und ein Hausball.


Bei den in Regenhütte abgehaltenen Bayerwald -Jugend-Schi -Meisterschaften waren Jugendbeste der Klassen II und III Erwin Gaschler, in der Schülerklasse I Martin Weinberger.


Im April erhielt der Fremdenverkehrsverein mit Wilhelm Gaschler einen neuen Vorstand. 

Themen der Hauptversammlung waren Markierung der Wanderwege, Ortsverschönerung (Blumenschmuck, Hausrenovierung).


Nach längerer Pause wurde wieder ein Maibaum aufgestellt.


Für die Imker sei es ein schlechtes Jahr gewesen, die Monate Mai bis August waren völlig verregnet.


Die Technischen Werkstätten erweiterten wiederum ihren Werkshallenbau, die beiden Inhaber Friedrich Pohl und Erich Lochmann erstellten angrenzend an Werkhalle und Schule Wohnhäuser. Das Wohnhaus Nr. 10 (Gelbes Haus) ging vom Forstamt Rabenstein als bisherigem Besitzer an den Glasmachermeister Eduard Eichinger über. Schließlich sollte der seit Spätherbst 1960 laufende Neubau der Regenbrücke am Ortseingang bis Oktober 1961 fertiggestellt werden.


Nach Wegzug von Revierförster Schwarz im November in sein neues Eigenheim in Rabenstein war in Schachtenbach nur noch die Familie Michael Stoiber verblieben, die dann 1962 nach Regenhütte umzog. Die Forstbehörden beabsichtigten den Verkauf des Forstdiensthauses. Die noch erhaltenen sonstigen Wohnhäuser und Scheunen wurden abgebrochen, es wurde mit der Aufforstung der Freiflächen begonnen.


Am 20. Dezember brach in der Wohnung des Revierförsters Rabbas im Forstamt Rabenstein, dem alten Kiesling ́schen Schloß, ein Brand aus. Trotz Einsatz sämtlicher Feuerwehren des Umkreises, darunter auch der Werkfeuerwehr aus Regenhütte, konnte nicht verhindert werden, daß das Gebäude total zerstört wurde.


Runde Altersjubiläen: Der älteste Einwohner des Ortes, Franz Hofmann, wurde 90, Katharina Alberger 85, Franziska Giltner 75, Ida Fischer 70, Max Schneck 65.


Veranstaltungen zum Jahresende:


02.12. Bunter Abend Männergesangverein     09.12. Schafkopfrennen TSV     16.12. Bunter Abend TSV


Über den Bunten Abend wurde berichtet: Der Saal im Gasthof Maier war bis auf den letzten Platz besetzt, es spielte die Kapelle Retke mit 16 Musikern. Humorvoller Ansager war Adolf Überall. Der Einakter „Susi mit ihren drei Gspusi“ brachte Lachstürme und großen Applaus. Die Darsteller waren Otto Gaschler, Hermann und Hilde Schnitzbauer, Anton Wittenzellner und Friedrich Sixt.


31.12. Der Verein der Schäferhundefreunde hielt seine „traditionelle“ Silvesterfeier mit Tanz (Kapelle Retke) ab. Daraus ist zu schließen, daß es diesen Verein schon längere Zeit gab.


Bedrohliche Entwicklungen in der Glasindustrie:


Mit dem Eindringen der vollautomatischen Glasfertigung in immer mehr traditionelle Produktionsbereiche der Mundblashütten, vor allem bis hin zum Kelchglas, stellte sich ein dramatischer Strukturwandel auch in der Glasindustrie des Bayerischen Waldes ein. 

Die Konkurrenzfähigkeit im Bereich Konsum- und Gastronomie-Glas ging verloren. Der Weg zurück in hochwertige Manufaktur-Fertigung war für die größeren Hüttenbetriebe nicht mehr gangbar. Vieles an handwerklichem und künstlerischem Können war in de n Jahren zunehmender Massenproduktion, der „Industrialisierung“ der Gewerbe der Glasmacher, Kugler, Graveure und Maler verloren gegangen. Es herrschte ein gravierender an Mangel an Nachwuchs- und Fachkräften. Die Umstellung von Kali- auf Bleiglas-Fertigung oder auf vollautomatische Glasfertigung war den meisten Betrieben aus finanziellen Gründen nicht möglich. Hinzu kam, daß zunehmend Importe aus Billiglohnländern auf die Märkte drängten. Die Regenhütte wurde, wie die meisten anderen Mundblashütten, von dieser Entwicklung in ihrer Substanz betroffen. 


Der Rückgang des Geschäftsbetriebs hatte eine Abnahme der Beschäftigtenzahl auf 164 im Jahre 1961 zur Folge. Die Hauptgesellschafter der Kristallglasfabrik Regenhütte, die inzwischen auch andere, günstigere Bezugsquellen für Glas hatten, trugen sich mit Verkaufsabsichten.

1962

Im Fasching wurden 4 Vereinsbälle und drei Hausbälle abgehalten. Es wurde beklagt, daß der Saal im Gasthof Maier für derartige Veranstaltungen viel zu klein sei.


Bayerwaldmeisterin im Langlauf über 7,5 km wurde Christl Tischler.


Bei der Hauptversammlung des TSV am 24. März kam es zu Schwierigkeiten bei der Neuwahl des Vorstandes. Die Versammlung mußte am 5. April wiederholt werden. Neuer 1. Vorstand wurde dabei Eduard Eichinger.


Im April wurde mit 30 Teilnehmern in Räumen der Fabrik ein Rot-Kreuz-Kurs der Sanitätskolonne Eisenstein in „Erster Hilfe“ durchgeführt. Als Betreuungsärzte fungierten Dr.Gunder, Dr. Hönlinger und Dr. Weinberger. Ausbilder war Ludwig Hofmann, den Prüfungsausschuß leitete Oberregierungsrat Dr. Jessensky. 

Alle Teilnehmer bestanden die Prüfung.


Mit der Überschrift „Altregenhütte geht dahin“ wird berichtet:

„Franz Winter vollendet den Neubau anstelle des abgebrochenen, ehemaligen alten Schulhauses, das nun aus dem Ortsbild verschwunden ist. Ebenfalls umgebaut wird von Ignaz Sellner das ehemalige „Glöckl-Häusl“, ein altes Herrenhaus der Glashütte. Benannt war es nach dem kleinen Glockenturm auf dem Dach, dessen Glocke zum Gebet und als Totenglocke läutete. Auch dieses Wahrzeichen gibt es nun nicht mehr.“


Schließlich wurde auch noch mit dem Abbruch und Wiederaufbau der „Holzlege“, als „zweckmäßiger Nebenbau mit eingebauter Garage“ zur Schule in Regenhütte durch die Fa. Weinzierl, Zwiesel, begonnen. 


Die Kirche erhielt ein neues Kreuz mit Christus, geschaffen von dem Buchenauer Bildhauer Alfred Reckerziegel.


„Wassernot in Regenhütte:“

Infolge Trockenheit ging die Quellschüttung auf ein Sechstel des Nominalwertes zurück. Bei zunehmendem Wasserbedarf durch die rege Bautätigkeit im Ort erwies sich die bestehende Wasserversorgung als völlig unzureichend. Zeitweise erfolgte Wasserabsperrung im unteren Dorf, damit das oberen Dorf Wasser hatte.


Mit Datum vom 22. Mai 1962 wurde das Wasserversorgungsnetz in Regenhütte von der Glasfabrik mit allen bisherigen Rechten für DM 14.000 an die Gemeinde Rabenstein verkauft. Nebenbedingung war, daß die Fabrik für ihren Verbrauch auf den künftigen Wasserzins einen Rabatt von 25% bekommen sollte.


Am 22. August sang der MGV in der Kirche die „Waldlermesse“, begleitet von Sepp Eichinger auf der Zither. Die Kirche war fast zu klein für die begeisterte Zuhörermenge.


Vom Sport:

Die Fußballer wurden Herbstmeister der C-Klasse und peilten den Aufstieg in die B-Klasse an.


Der TSV-Regenhütte gründete im Herbst eine Sparte Eisschießen, maßgeblichen Anteil an der Gründung hatte Karl Sellner jun., erster Spartenleiter wurde Rudi Saller. Bei der ersten Vereinsmeisterschaft am Arbersee im März des Folgejahres traten 8 Moarschaften des Vereins an, 1. Vereinsmeister wurde Kerzdörfer.


Der Männergesangverein erhielt bei seinem Operettenabend im Dezember vor vollbesetztem Saal im Gasthaus Regenhütte viel Applaus für die gute Darbietung.


Todesfall: Hans Kerschbaum, ehemals Glasschleifer, im 80. Lebensjahr. Kerschbaum stammte aus Schliersee und kam 1917 als Schwerkriegsbeschädigter nach Regenhütte. Er war über 50 Jahre Mitglied der Sanitätskolonne Eisenstein.


1963

Vom Wintersport: 


Bei den Bayerwaldmeisterschaften in Grafenau errangen die Regenhüttler zwar keine Titel, aber mehrere gute Plätze insbesondere durch den Springernachwuchs. 

Auch die Eisschützen erreichten gute Mittelplätze beim A-Meisterschaftswettbewerb in Regen.

Bei den Schiwettkämpfen der Ortsjugend beteiligten sich 40 Buben und Mädel im schulpflichtigen Alter. Ausgetragen wurde ein Langlauf über 2 Km und ein Abfahrtslauf am Emahlenriegel.


Beim Vereinsvergleichsspringen in Regenhütte siegte vor rd. 300 Zuschauern die Mannschaft aus Regenhütte (Otto und Erwin Gaschler, Hermann Schnitzbauer). Der Schanzenrekord lag nun bei 48,5 m.


Am 20. März war eine Bürgerversammlung einberufen worden zum Thema „Neue Wasserversorgung“. Nach der Wassernot, insbesondere des Vorjahres, stellte die Gemeinde die Maßnahmen zur Verbesserung der Situation vor: Der Sammelbehälter sollte auf ein Fassungsvermögen von mindestens 100 cbm vergrößert und ca. 100 m höher gelegt werden, um die vorhandenen 7 Quellen des Blöcherschlages zu erschließen. Die Kosten der Maßnahme von rd. DM 130.000 sollten z.T. durch Umlagen auf die Hausbesitzer (DM 150) bzw. auf Neubauten (DM 300) gedeckt werden.


Seit längerer Zeit war der Ausweis eines größeren Siedlungsgeländes in Regenhütte geplant und diskutiert worden, da die vorhandenen bzw. erschließbaren Bauplätze entlang der Straßen allmählich zu Ende gingen. Eine erste Planung sah vor, nach der Deffernikbrücke in Ortsmitte eine Straße quer über die Herrenwiesen bis zum Ortsausgang Richtung Rabenstein zu führen und zu beiden Seiten Bauplätze auszuweisen. Einbezogen in diese Planung waren auch die Kirche und ein Friedhof. Dieser erste Siedlungsplan fand wegen der Lage und auch wegen des „sumpfigen“ Geländes keinen Anklang.


Die zweite Planung, das Gelände von der Arberseestraße bis hinauf zur Villa, also die ehemalige „Dreifelderhäng“ und die Kartoffelfelder als Baugebiet zu verwenden, fand dagegen Interesse. Planfeststellungs- und Genehmigungsverfahren für das „Steigerwald- Siedlungsprojekt“ liefen in diesem Jahr an. 

Vom Bebauungsplan ausgeklammert sollte zunächst der Sprungschanzenauslauf sein. 

Der TSV hatte mit dem Forstamt darüber einen Nutzungsvertrag (Dieser Vertrag wurde im Mai 1970 vom TSV gekündigt. Es bestand kein Bedarf mehr für eine eigene Sprungschanze. Begeisterung und Nachwuchs für diese Sportart fehlten, die über lange Jahre so erfolgreiche Schispringergeschichte der Regenhütte war damit zu Ende).


Von den Vereinen: 


Mitgliederzahlen des Krieger- und Veteranenvereins 89, des Männergesangvereins rd. 100 Mitglieder. Der Schäferhundeverein schnitt bei der Leistungsschau in Deggendorf gut ab. Sehr gute Bewertungen erhielten die von Willi Schrödinger, Hermann Maier und Emil Fuchs vorgeführten Hunde. 


Der TSV stieg nach 6- jährigem Bemühen wieder in die B-Klasse Bayerwald auf.


Vom Fremdenverkehrsverein wurde ein „gewaltig gestiegener Übernachtungszuwachs“ gemeldet. Im Juni begann der Fremden- und Ausflüglerstrom, vorwiegend aus München, Nürnberg und dem jeweiligen Umland. Die ersten Zeltler erschienen auf den Regenwiesen (ca. 20 Zelte). 

In der Hauptsaison waren die rd. 110 Fremdenbetten voll belegt, ebenso die Campingplätze Kieweg und Löffelmann.


Eine Müllabfuhr wurde für dringend notwendig gehalten. Es wurde festgestellt, die beiden Abfallgruben (Arberseestraße/Fußballplatz und Rotauweg) seien gerade für den Fremdenverkehr keine Werbung,


Unter „Quer durch das Dorf“ wurde vom Baugeschehen in Regenhütte berichtet: Sepp Eichinger läßt nach Abriß seines bisherigen Wohnhauses, eines der ältesten Häuser des Dorfes am Schachtenbachweg, ein Zweifamilienhaus bauen. Abgebrochen wurde auch das Haus von Max Kuchler, das erste Lehrerwohnhaus. Das alte kleine Schulhaus daneben sei in den Besitz der Familie M. Schröder gekommen. 

Ausbauten an ihren Häusern machten die Familien Denk und Sellner und Alois Krückl vergrößerte seinen Maschinenstrickerei-Betrieb. 


Die Kirche erhielt eine Gasheizung.


Am 05.12. hatte das neue Pächterehepaar des Gasthauses Regenhütte, Franz und Franziska Sperl, eine Einstandsfeier abgehalten.


Der Männergesangverein ehrte am 17. 12. verdiente Mitglieder. Mit der goldenen Ehrennadel wurden ausgezeichnet: Heinrich Fischer sen., Leopold Tischler sen., Johann Koller sen. und August Häusler. Für 40 Jahre Mitgliedschaft wurden geehrt Karl Hieke, Josef Meier und Michael Bayerl.


Wegen Schneemangels wurden die geplanten Schiveranstaltungen zum Jahresende in Regenhütte und anderorts abgesagt.


Todesfall: Der Glasmacher Erich Weber, 26 Jahre alt, verunglückte bei einem Verkehrsunfall in München.

1964

Von einem gut gelungenem Jugendskitag in Regenhütte wurde am 19. Februar berichtet: 11 Schüler nahmen am Langlauf, 50 am Abfahrtslauf teil.


Bei der Generalversammlung des MGV am 04. März wurden neu gewählt:


1. Vorstand: Adalbert Denk

2. Vorstand: Walter Auerbeck

Schriftführer: Max Gaschler

Fahnenjunker: Karl Wudy jun.

Chorleiter: Karl Hieke  

Kassier: Adolf Lerach

Archivar: Josef Meier


Keine Überraschungen gab es bei den Neuwahlen des Krieger- und Veteranenvereins am 17. März. 

Die Vorstandschaft unter dem 1. Vorstand Michael Bayerl blieb unverändert.


Die TSV- Eisschützen hielten am Arbersee ihre Vereins-, gleichzeitig Betriebsmeisterschaft der Glashütte ab. 

Die 20 Teilnehmer wurden auf 5 Moarschaften aufgeteilt. Sieger wurde die Moarschaft Bayerl Ludwig jun., die weiteren Plätze belegten die Moarschaften Hasenkopf Franz, Eichinger, Wittenzellner und Kronschnabl Josef.


Im Juni hielt der Kirchenbauverein seine Hauptversammlung ab. Pfarrer Gröger gab einen Überblick über die Jahre 1958 (Erwerb Grundstück) bis heute. Die Gesamtschuldenlast von ursprünglich rd. DM 64.000 sei bis auf einen Rest von nunmehr von rd. DM 3.400 abgetragen. Eigenleistungen der Ortschaft seien in Höhe von rd. DM 19.000 erbracht worden.


Im Juni wurde berichtet, daß die Jugendmannschaft des TSV Bayerwaldmeister wurde, nach gewonnenem Entscheidungsspiel gegen Ruhmannsfelden (1:0) auf neutralem Platz. 


Die Senioren dagegen mußten aus der B-Klasse absteigen.


Im Jahresrückblick des TSV vom Juli d. J. wird erwähnt, daß Erwin Gaschler den 3. Platz unter Bayerns Jugendskispringern, bei der Deutschen Jugendskispringermeisterschaft sogar den 2. Platz belegte.


Die Bautätigkeit sei in diesem Jahr nicht so rege gewesen. Am Ortsausgang, Richtung Schachtenbach, errichtete der Berliner Metzgermeister Theo Metz ein Einfamilienhaus, Josef Eichinger ein Zweifamilienhaus unmittelbar daneben. Fertiggestellt wurde ebenfalls das Einfamilienhaus von Max Kuchler, an Stelle des ehemaligen alten Lehrerwohnhauses.


Der Ausbau der Wasserversorgung wurde beendet: Die Hauptleitung hat nun 100mm-Rohre und einen Wasserdruck von 5 atü, die Schüttung der Quellen liegt bei vier bis sechs Sekundenlitern bei einem Bedarf von 2 Litern pro Sekunde derzeit. Der Hochbehälter fasst 100 cbm. 

Die Entsäuerung des Wassers erfolgt mittels Juramarmorkies-Filter.


Im Dezember wurde eine Bürgerversammlung abgehalten. Es ging um den Bebaungsplan des Siedlungsgeländes (Steigerwaldsiedlung) und die Satzung für die Erschließungskosten.


In Althütte wurden die letzten Häuser abgebrochen, mit der Aufforstung der Freiflächen verschwand der ehemalige Glashüttenstandort allmählich von der Bildfläche.




1965

Beim Dreikönigsspringen in Zwiesel siegte Erwin Gaschler (45/45 m), gute Plätze gab es für Erwin, Martin und Willi Schnitzbauer. 

Sonstige Sportnachrichten: Die Skispringer aus Regenhütte besuchten einen Lehrgang in Bodenmais (Sepp Kleisl), die Eisschützen waren recht rege, jedoch – bis auf einen 3. Platz beim 3-Königsschießen am Arbersee – sonst ohne Erfolge.


Der Faschingskalender sah folgende Veranstaltungen vor: 

Veteranenball (mit Blaskapelle Breu)

Sportlerball und MGV-Ball


Regenhütte war Ende Januar wieder Veranstaltungsort für die Bayerwald-Skijugend- Winterspiele nordisch. In die Siegerlisten kamen, jeweils in ihren Klassen, die Regenhüttler Schrödinger Paul, Gaschler Erwin, Meier Gerd und Weinberger Martin.


Im April veranstaltete die Waldvereinssektion Zwiesel einen Filmabend in Regenhütte. H. Ruhland zeigte Dias, H. Dr. Janka einen Film.



Aus der „Kristallglasfabrik Regenhütte“ wird „Barthmann Cristall

Die Gesellschafts-Anteile der Kaufring AG, Düsseldorf und von Conrad Rempe, Frankfurt, an der Kristallglasfabrik Regenhütte GmbH wurden am 1. Mai von Walter Ummo Barthmann, aus Wolfach im Schwarzwald, übernommen. Die Firmenbezeichnung lautete nun „Barthmann Cristall“. 


Die Produktion wurde in der Folge auf Bleiglas umgestellt zur Ergänzung des Produktionssortiments der Barthmann gehörenden „Dorotheenhütte“ in Wolfach. „Ab Werk-Verkauf“ und Hüttenbesichtigungen wurden eingeführt, um zusätzliche Absatzmöglichkeiten zu erschließen.


Im Juli dieses Jahres gab auch Frau Lettenmayer ihren Gesellschaftsanteil an der Glasfabrik Regenhütte an die Eheleute Walter Ummo und Annemarie Barthmann ab. Direktor Otto Lettenmayer ging zum Jahresende 1965, nach 35-jähriger Tätigkeit als Geschäftsführer der Glasfabrik, in den Ruhestand.


Bei der Schule in Regenhütte wurde die Ausstattung der beiden Schulzimmer mit „modernen Wandschiebetafeln und teilweise modernen Schultischen“ als Zeugnis besonderer Schulfreundlichkeit und Aufgeschlossenheit der Gemeinde Rabenstein geschildert.


Wie aus einem amtlichen Schreiben d. J. hervorgeht, war das „Fröschen“ in den Weihern um diese Zeit noch erlaubt und wurde auch ausgeübt. Allerdings benötigte man dazu einen Erlaubnisschein des Landratsamtes, der das Fangen von Teich-, Wasser-, Gras- oder Tau- Fröschen erlaubte. Der Fang anderer Froscharten war strafbar.


Für das Neubaugebiet „Steigerwaldstraße“ wurde im November dieses Jahres mit der Grundstücksvergabe an die Bauinteressenten begonnen.

1966

Nachlese zum Fasching: „recht ruhig in diesem Jahr, Bälle des TSV und des MGV gut besucht.“


Der Wasserzins in Regenhütte betrug in diesem Jahr 50 Pfg/cbm. 


Eine Müllabfuhr wurde immer noch nicht durchgeführt. Es gab dafür zwei „offizielle“ Müllablageplätze (an der Arberseestraße und am Rotauweg) und jede Menge „wilde“ Müllablagerungen im Wald.


Die Zusammenlegung der Schulen Regenhütte/Rabenstein wurde wie folgt geplant:


1./2. Klasse in Regenhütte, 3./4. Klasse in Rabenstein, 

5./6. Klasse in Regenhütte, 7./8. Klasse in Rabenstein.


Der Schulbus sollte in der „guten“Jahreszeit die Forststraße zwischen den beiden Orten benutzen dürfen.


In der Steigerwaldsiedlung wurden im Herbst die Erschließungsarbeiten abgeschlossen, die ersten Wohnhausbauten wurden noch vor dem Winter in Angriff genommen.


Das Forsthaus in Regenhütte, ein mächtiger Bau mit 80 –90 cm dicken Findlingsmauern, eines der ältesten Häuser in Regenhütte, erwies sich nach Ansicht der Forstbehörden mit vertretbarem Aufwand als nicht mehr sanierungsfähig. Deshalb wurde 1966 mit dem Bau eines „zeitgemäßen“ neuen Forsthauses unterhalb des Kriegerdenkmals begonnen, das im Herbst 1967 bezogen werden konnte.

1967

Auch in diesm Jahr wurde von einem „sehr stillen“ Fasching mit nur zwei Veranstaltungen (TSV und MGV) berichtet.


Bayerwaldmeister in der nordischen Kombination wurden bei den Junioren Willi Schnitzbauer und bei Jugend I Gerhard Meier.


Beim vom TSV ausgerichteten Eisschieß-Turnier am Arbersee um den „Barthmann-Pokal“ traten 63 Moarschaften an.


Bei der Jahreshauptversammlung des Krieger- und Veteranenvereins wurde beschlossen, die Instrumente des nicht mehr existierenden Spielmannszuges einzusammeln, um sie gegebenenfalls zu verkaufen.


In der Gemeinderatssitzung vom April wurde zum Stand der Müllabfuhr berichtet: mit dem Fuhrunternehmen Wimmer aus Eisenstein soll ein entsprechender Vertrag über eine 14- tägige Müllabfuhr geschlossen werden.


Monat Mai im Rückspiegel“ lautete ein Zeitungs-Bericht vom 2. Juni 1967.

 Im Einzelnen: „Bausaison hat begonnen, die im Vorjahr begonnen Siedlungshäuser werden fertiggestellt, Neubauten folgen. Der mit viel Mühe aufgestellte Maibaum wurde in der Nacht vom 30.4. auf 1.5. umgesägt. Recht ordentlich läuft die Müllabfuhr. TSV hat Vereinsheim erstellt und Fa. Krückl stiftete 5 Bänke, die an schönen Plätzen rund um den Ort aufgestellt werden.


Der Männergesangverein feierte im Juni d. J. sein 70. Gründungsfest. Der Ort stand 2 Tage im „Zeichen des Gesanges“.


Am 3. Juli meldete die Fa. Radio-Simon, Zwiesel, die Aufstellung des ersten Farb-Fernsehers im Landkreis!


Am 14.12. wurde von der Weihnachtsfeier des TSV im vollbesetzten Saal des Gasthofs Sperl berichtet: Der MGV trug zwei Lieder vor. Die Schülerin Hildegard Schnitzbauer erzählte eine Weihnachtsgeschichte, Kroiß und Nausch führten einen Einakter auf, natürlich kamen Nikolaus und Krampus.


Das angekündigte Weihnachtsschispringen auf der Steigerwaldschanze fiel buchstäblich ins Wasser: Schneeschmelze und Dauerregen führten z.B. in Zwiesel zu Hochwasser.

1968

Am 12. Januar wurde gemeldet: „Regenhütte versinkt im Schnee!“. Trotzdem wurden vom TSV wiederum die Nordischen Winterspiele der Bayerwald Skijugend ausgerichtet, die vom 13. bis 14. Januar in Regenhütte stattfanden. Bayerwald Jugendmeister in der nordischen Kombination wurde Gerhard Meier, das Schüler-Springen gewann Günter Kuchler.


Es wird eine stille Faschingszeit in der Regenhütte“ wurde festgestellt, da keine Faschingsbälle von den Vereinen mehr veranstaltet wurden.


Am 10. März traf sich die gesamte Langläufergarde aus dem Bayerischen Wald in Regenhütte zu dem vom TSV ausgerichteten Langlaufwettbewerb. Sieger wurden in ihren Klassen Emil Lettenmeier Vater und Sohn aus Zwiesel.


Der Krieger- und Veteranen-Verein feierte am 15. März das zehnjährige Jubiläum der Wiedergründung nach dem Krieg.


Im Mai wurde von reger Bautätigkeit an der Steigerwaldstraße berichtet, außerdem von der geplanten Anschaffung eines Feuerlöschgerätes TS/8/8 und daß die Gemeinde sich bereit erklärt habe, die Mehrwertsteuer für Wasser und Müllabfuhr zu tragen.


Wiedergründung der Freiwilligen Feuerwehr


Am 4. Oktober wurde bei einer Versammlung im Passauer Hof durch KBI Höpfl, Bürgermeister Killinger und 56 Regenhüttler Bürger die Freiwillige Feuerwehr Regenhütte wiedergegründet. 


Die Vorstandschaft bei Wiedergründung:

1. Vorstand: Adolf Drechsler

1. Kommandant: Siegfried Sixt

2. Kommandant: Max Kuchler

1. Schriftführer:  Adolf Drechsler

1. Hauptkassier: Karl Wudy sen.

Ausschußmitglieder:

Franz Hasenkopf sen., Rudi Saller sen., Hermann Schnitzbauer sen., Karl Sellner.


Die Gastwirtseheleute Franz und Franziska Sperl erwarben das alte Forsthaus, um darin eine Gastwirtschaft und ein Metzgereigeschäft zu betreiben.

Schon bald erwies es sich für den zunehmenden Betrieb als nicht aureichend und so entschloß man sich zu einem Neubau auf dem Grundstück an Stelle des alten Stall-und Stadelgebäudes. 

Der Neubau erfolgte in den Jahren 1969/70, die Einweihung 1970 fiel in die Zeit der Fußballweltmeisterschaft in Mexiko. 


Es wird berichtet, daß am Einweihungstag wegen Stromausfalls im Ort – nur die Gastwirtschaft wurde mit einer Notleitung aus der Fabrik versorgt - die halbe Regenhütte „beim Sperl“ saß um die Fußball-Fernsehübertragung zu verfolgen. 


Das alte Forsthaus diente noch einige Zeit als Wohnung, 1979 wurde es abgebrochen.

1969

Im März dieses Jahres starb Ferdinand Neumaier, der sich als Dichter und Komponist um die niederbayerischen Volksmusik besonders verdient gemacht hat. Mehr als 90 Lieder sind aus seiner Feder entstanden. 

Jahrzehntelang sammelte er altes Volksliedgut, das er, wenn nötig, nach T ext und Melodie ergänzte. Er war u.a. Dichter und Komponist des vielgesungenen Volkslieds „Mir san vom Wald dahoam“. Als bedeutendstes Werk Neumaiers wird die Vertonung der von Eugen Hubrich geschriebenen „Waldlermesse“ genannt. Neumaier wurde am 8. September 1890 in Kirchberg geboren. Nach Besuch des Lehrer- seminars in Straubing war er Lehrer in Neuschönau, Regenhütte (1908/09), Zwiesel und Abensberg. 1913 kam er nach Landshut, wo er - zuletzt als Rektor der Volksschule St. Martin - bis 1956 im Schuldienst wirkte. Neumaier war während seiner Zeit in Regenhütte Dirigent des Männergesangvereins. Vielleicht hat er auch hier schon das eine oder andere Lied der Glasmacher und Holzhauer gesammelt und für die Nachwelt überliefert.


Am 31. 05. und 01. 06. feierte die Freiwillige Feuerwehr Regenhütte ein Gründungsfest unter der Schirmherrschaft des Bundestagsabgeordneten Walter Fritsch aus Deggendorf.


Der 1. Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Regenhütte, Siegfried Sixt, stellte mit Schreiben vom 20. 04. einen Dringlichkeitsantrag an die Gemeinde zur Erstellung eines Feuerwehrhauses, um die vorhandene Ausrüstung und die demnächst zur Lieferung anstehende Motorspritze TS 8/8 entsprechend unterbringen zu können. 

Mit Schreiben vom 06. 11. wurde der Antrag um die Forderung zur Anschaffung eines Feuerwehrautos erweitert. Bürgermeister Killinger nahm Stellung dazu gegenüber dem Landratsamt, daß die Finanzierung erst im Haushaltsplan 1970 vorgesehen werden könne.


In den Jahresversammlungen der Vereine wurde über schlechten Besuch, mangelnde Beteiligung an Proben bzw. Training geklagt.


Neue Pächter im „Passauer Hof“, vormals Gasthaus Regenhütte, als Nachfolger der Familie Sperl wurde die Familie Fuchs.


Die seit Mai 1945 geschlossene Eisensteiner Grenzstation zu Tschechien wurde in diesem Jahr wieder geöffnet.

1970

Carborundum GmbH kauft die Barthmann-Betriebe in Regenhütte und Wolfach


Am 1. Januar trennte sich W. U. Barthmann von seinen Betrieben in Wolfach und Regenhütte, neuer Eigentümer beider Hütten wurde die Firma Carborundum Deutschland GmbH, Düsseldorf. „Barthmann Cristall“ unterhielt danach in Regenhütte noch für längere Zeit einen Glas-Verkaufsraum.


Die Beschäftigtenzahl der Regenhütte lag in diesem Jahr noch bei 58 Mitarbeitern.


Im Mai d.J. kündigt der TSV den mit dem Forstamt Rabenstein abgeschlossenen Vertrag über das Steigerwaldschanzengelände. Der bisher freigehaltene „Schanzen-Auslauf“ wird in den Bebauungsplan Steigerwaldstraße einbezogen.


Regenhüttler Schule endgültig geschlossen


Die Volksschule in Regenhütte wurde zum Ende des Schuljahres geschlossen, die Schüler der Klassen 1-6 wurden nach Eisenstein, die der Klassen 7-9 nach Zwiesel eingeschult. Dies geschah gegen den Willen der Eltern und des Gemeinderates, die sich für eine Umschulung aller Klassen nach Zwiesel ausgesprochen hatten.


Dr. Janka, Zwiesel, zeigte im Passauer Hof im August d. J. einen Film über den „Bayerwald“. 


Im September wurde bemängelt, daß die Steigerwaldstraße staubig und voller Löcher und zudem ohne Straßenbeleuchtung sei, für den eigenen Ortsteil mit 15 Häusern und 70 Bewohnern ein unhaltbarer Zustand. Die Gemeinde solle sich bald etwas einfallen lassen.


1971

Der TSV Regenhütte baute seinen Fußballplatz in einen Hartplatz um. Vorher hatte er, wie in den Glasmacherdörfern üblich, einen Schlackenunterbau und war mit Kohlenstaub abgedeckt. Leider erwies sich der neue Hartplatz in den Folgejahren als eine Fehlplanung. Die den Mineralbeton-Unterbau abdeckende Sandschicht wurde allmählich abgetragen und das scharfkantige Mineralgestein kam zum Vorschein. 


Der Regenhüttler Platz war bald weitum wegen der erhöhten Verletzungsgefahr gefürchtet. 


Am 3. März traf das erste Feuerwehrauto der Freiwilligen Feuerwehr in Regenhütte ein. Die 1. bzw. 2. Kommandanten, Siegfried Sixt bzw. Max Kuchler, hatten es aus Ulm abgeholt.

1972 bis 1991

1972

Eine Chronik des TSV-Regenhütte, die Ludwig Tischler 1950 begonnen hatte, führte er ab Mai 1972 „durch verschiedene Umstände bedingt“, wie er schrieb, nicht mehr weiter. 

Für die Sparten Fußball und Schilauf ist jedoch damit eine interessante Sammlung von Fotos und Zeitungsartikeln aus diesem Zeitraum erhalten geblieben. Nachteilig ist, daß kaum Zeitangaben zu diesen Dokumenten festgehalten wurden.

1974

Mit einem großen Fest und feierlicher Fahnenweihe unter der Schirmherrschaft des Bundestagsabgeordneten Walter Fritsch feierte die Freiwillige Feuerwehr Regenhütte ihr 100-jähriges Bestehen. 37 Vereine nahmen insgesamt an dieser Festveranstaltung teil.

1975

Doblinger kauft Regenhütte und verpachtet an Neuberger


Die Firma Carborundum Deutschland GmbH verkaufte am 1. Juni die Glasfabrik in Regenhütte an Alfons Doblinger, Straubing, der sie unmittelbar an den Pächter der Glashütte Ludwigsthal, Hans Neuberger, weiterverpachtete. 


Im Oktober wurde von Doblinger und Neuberger die „Arber -Verkaufsring-Gesellschaft“ gegründet, um für Regenhütte und Ludwigsthal Möglichkeiten eines erweiterten Glas-Direktverkaufs zu nutzen.

1976

Die letzte Kuh, die im Ort noch von Eduard Buchinger gehalten wurde, wurde abgegeben. Lange Zeit war in Regenhütte die Haltung von Kühen und anderen Nutztieren betrieben worden. 


Bis in die fünfziger Jahre hinein wurden der Erinnerung nach noch rd. 12-15 Rinder aus überwiegender Einzelhaltung gemeinsam auf die Wiesen getrieben. Die Heuernte für das Winterfutter war eine Gemeinschaftsaufgabe, bei der alle nach Kräften mithalfen.


Wie die folgende (lückenhafte) Statistik aus den Vorjahren zeigt, ging die Tierhaltung ständig zurück. Daneben gab es noch einige Gänse, Enten, Truthühner.

1977

Alwe kauft Glasfabrik Regenhütte


Nach zeitweise sehr unsicherem Geschäftsverlauf, weiterem Personalabbau und zuletzt mehrmonatiger, völliger Betriebseinstellung übernahm am 1. Oktober die Firma ALWE Glas- und Metallwarenfabrik, Gebr. Weisbender GmbH u. Co., Hillscheid, die Glasfabrik in Regenhütte. Mit zunächst 12 Mitarbeitern wurde die Produktion von Geschenkartikeln aufgenommen.

1978

Gemeindereform – Regenhütte wird nach Bayerisch Eisenstein umgemeindet


Ab 1. Januar wurden im Zuge der Gemeindereform auf eigenen Wunsch Regenhütte und Schachtenbach nach Bayerisch Eisenstein eingemeindet. 


Rabenstein, der bisherige Gemeindesitz seit 1866, kam zu Zwiesel.


Seit den 60er Jahren benutzte der TSV-Regenhütte eine ehemalige Holzbaracke als Clubheim, die „Bude“ genannt. 

Mit Baukosten von rd. DM 250.000 wurde nach 1 1⁄2 -jähriger Bauzeit nun ein modernes und geräumiges Vereinsheim in Massivbauweise erstellt. 







1981

Konkurs und endgültige Betriebseinstellung der Glasfabrik Ludwigsthal


Im Februar wurde das Konkursverfahren über die Glasfabrik in Ludwigsthal eröffnet, die zuletzt noch beschäftigten 95 Mitarbeiter verloren dadurch endgültig ihre Arbeitsplätze. 


Im August fanden sich für einen Teil der Grundstücke, das Hüttengebäude und das E-Werk mit der Firma Reif, Zwiesel, für restliche Gebäude mit der „Cristallerie Bavaria GmbH“ neue Erwerber bzw. Pächter für die Glasverkaufsräume.


1983 und 1984

Der TSV-Regenhütte erwarb im Jahre 1983 vom Staatsforst ein Grundstück, auf dem 1984 ein Ausweichspielfeld errichtet wurde. 


Damit war die Vorrausetzung geschaffen, den Hartplatz in ein Rasenspielfeld umzubauen. 


1984 wurde eine Sparte Damenturnen gegründet. 


Mit Urkunde des Amtsgerichts Viechtach vom 20. September 1984 wurde die Freiwillige Feuerwehr Regenhütte ein eingetragener Verein.


1986

Konkurs der Alwe-Glasfabrik Regenhütte


Nach Erweiterung der Produktion, des Direktverkaufs-Sortiments, betriebstechnischen und zur Erfüllung von Umweltschutzauflagen erforderlichen Investitionen schien die Zukunft des ALWE-Betriebs in Regenhütte gesichert, die Beschäftigtenzahl lag zeitweise bei rd. 100 Mitarbeitern. Am 4. September mußte jedoch die Betreibergesellschaft der Glashütte Konkurs anmelden, der Ofen wurde am 16. September gelöscht.

1987

Mit einem „Konkurs-Ausverkauf“ wurden am 23. Januar Vorräte und bewegliches Inventar der Glasfabrik in Regenhütte verkauft. Ein Teil der Liegenschaften mit Lagerhalle, E-Werk und weitere Gebäude gingen in das Eigentum der Gebrüder Manfred und Herbert Pfeifer, Seebachschleife über. 


Schon früher, noch aus dem Besitz der Fa. Doblinger hatte die Fa. Stahlbau Regenhütte GmbH einen Teil der Grundtstücke bzw. der Gebäude erworben.


Die Verkaufsräume für Glas- und Geschenkartikel und das Hüttengebäude mit nunmehr nur noch einem „Schau-Glasofenbetrieb“ verblieben im Besitz der Fa. ALWE Metallwarenfabrik Glas- und Geschenkemarkt.


In der ehemaligen Lagerhalle der Firma ALWE wurde das „Tiermuseum Pfeifer“ eröffnet.


Nach Baubeginn am Rasenspielfeld in 1985 und fast zweijähriger Ruhezeit konnte der neue Fußballplatz des TSV-Regenhütte in diesem Jahr erstmals bespielt werden.

1988

Am 18. Juni rückte die Freiwillige Feuerwehr Regenhütte erstmals wieder mit dem restaurierten Löschwagen, Baujahr 1890, aus. Anlaß war der Festzug zur 300-Jahr-Feier von Bayerisch-Eisenstein. 

Das erforderliche Pferdegespann wurde von einem Pferdebesitzer aus Bärnzell gestellt. Es wurde demonstriert, daß der Löschwagen noch voll funktions- und einsatzfähig ist.


(Der Löschwagen, eine fahrbare Drehleiter, Baujahr um die Jahrhundertwende und die Originalfahne von 1899 befinden sich auch heute noch im Besitz der Freiwilligen Feuerwehr Regenhütte)


Forstamtmann Helmut Adolf ging in Pension, sein Nachfolger im Amt wurde Hermann Kastl.

1970

Der Gemeinderat beschließt am 18. Dezember die Anschaffung eines Löschfahrzeugs LF 8 Allrad für die Freiwillige Feuerwehr Regenhütte. Die Anzahl der aktiven Feuerwehrmänner in diesem Jahr betrug 23 Mann.

1991

In der Nacht vom Donnerstag, den 1. auf Freitag, den 2. August wütete ein Unwetter, das den Regen zu einem reißenden Fluß anschwellen ließ. 


Drei Brücken in Zelezna Ruda, eine in Bayerisch Eisenstein wurden zerstört, Baumstämme und Erdmassen mitgerissen. 


Die Wassermassen suchten in Regenhütte oberhalb der Sportanlagen ihr altes Flußbett und verwüsteten weitgehend durch Sandabtragung und Geröllablagerung die Spielplätze. Völlig zerstört wurde die erst zwei Jahre alte Tennisplatzanlage.

1995 bis 2003

1995

Der einstimmige Beschluß des Gemeinderats, mit dem Bau von Kanalisation und Kläranlage in Regenhütte sofort zu beginnen, wurde nach Befragung der Bevölkerung bis zum Vorliegen einer definitven Zuschußzusage der Regierung von Niederbayern zurückgestellt. Die Arbeiten konnten dadurch erst im Folgejahr beginnen.

1996

Gründung des Dorfvereins Regenhütte


Am 11. Mai wurde der „Dorfverein Regenhütte e.V.“ gegründet, der sich gleich ein ehrgeiziges Programm zur Wiederbelebung des Dorflebens und zur Dorfverschönerung vorgenommen hat. 


So veranstaltete man bereits im August ein „Dorffest“, im gleichen Jahr war dann noch Premiere für einen Martinsumzug und eine Weihnachtsfeier.


Der Kanalbau war in diesem Jahr in vollem Gang, im Oktober wurde auch mit dem Bau der Kläranlage am Rotauweg begonnen.


Emilie Meier feierte 46-jähriges Berufs-Jubiläum, sie war damit die dienstälteste Bedienung im Zwiesler Winkel und dazu immer noch von ihrem Beruf begeistert.

1997

Gelungene Premiere des Dorfvereins: „Dorfball in Regenhütte mit 120 Besuchern und als Höhepunkt ostbayerischer Bauchtanz“, schrieb die PNP im Februar.


Die alten Bräuche wie Wolfauslassen, Martinsumzug und Karfreitagsratschen wurden wiederbelebt. Jedem im Dorf aufgewachsenem alten Regenhüttler ist noch der überlieferte Spruch der Ratschen-Buam in Erinnerung, die 1997 erstmals nach jahrelanger Pause wieder auftraten:


„Mir ratschen, mir ratschen den englischen Gruß, den jeder katholische Christ beten muß.

Fallet nieder auf Euere Knie, bet`s drei Vaterunser und ́s Ave-Marie !“


Danach folgten drei Ratschen-Gänge, endend jeweils mit heftigem Geschrei. 


Zu früheren Zeiten stellten oberes und unteres Dorf eine eigene Ratschen-Buam-Gruppe, die nur auf ihrem Territorium ratschen durfte. Lediglich Schule und Villa wurden von beiden Gruppen besucht, dort wurde auch zweimal „Lohn“ eingefordert mit:


„Dad ́ma recht schö bitten um a Ratschengeld, Ratschengeld, Eier oder Geld, Geld oder Eier,

oins is kois, zwoi is oins,

drei is a brav ́s Wei,

vier is a Maß Bier,

schreibt s` es afe af d ́ Tür!

Gebt ́s uns oins, gebt ́s uns zwoi, gebt ́s uns drei, na hat ́s a recht a bravs Wei!“


Ein Großereignis für den Ort war das am 6./7. Juli 1997 gefeierte 100-jährige Jubiläum des Männergesangvereins Regenhütte. 


Man begann mit einem Festabend am Samstag. Am Sonntag führte der Festzug zum Kriegerdenkmal, wo man Feldgottesdienst feierte, gesungen wurde die „Deutsche Messe“ von Franz Schubert. Nachmittags wurde ein Kreis-Singen mit insgesamt 11 Chören veranstaltet.


Noch im Juli folgte das 2. Dorffest des Dorfvereins, im November der Martinsumzug und im Dezember die Weihnachtsfeier mit Krippenspiel.

Chancen für eine Dorferneuerung, Aufnahme in Förderprogramme und Anerkennung als Erholungsort waren heftig diskutierte Themen im Ort.


Die Bauarbeiten für die Kläranlage, die Kanalisation und die Hausanschlüsse hatten sich auch noch über das Jahr 1997 hingezogen. Die Inbetriebnahme erfolgte erst im im Oktober. Über 2,4 Mio DM des Haushaltsetats 1997 der Gemeinde flossen in die Bauarbeiten. Die Herkunft der Mittel: 1,3 Mio vom Freistaat, 0,7 Mio von den Hausbesitzern, 0,2 von Anliegern, die später bauen wollen, der Rest aus Gemeindemitteln.


Heinz Fischer starb am 31.12.1997 im Alter von 70. Jahren. Zeit seines Lebens war er der Volksmusik und dem Volksgesang verbunden. Er gehörte zu den Gründungsmitgliedern der „Regenhüttler Buam“ und war bis zuletzt mit seiner Zither alleine oder in anderen Gruppierungen musikalisch aktiv.

1998

Große Faschingsereignisse im Januar und Februar: Dorfball mit Wahl der „Miß Regenhütte alias Michaela Schrederova“, Kinderball mit großer Beteiligung und dann gab es auch noch einen Faschingsumzug im Dorf unter dem Motto: „der wahre Luftkurort ist Regenhütte“.


Im Eisschießen stieg die Mannschaft des TSV-Regenhütte in die Bezirksliga auf. Regenhütte wurde in das Dorferneuerungsprogramm aufgenommen.


Die Sänger des MGV machten nach mehrjähriger Pause wieder einen Ausflug (u.a. Maria Eck, Berchtesgaden, Königssee).


Für den Kinderspielplatz in Regenhütte wurden Spielgeräte im Wert von rd. 8.500 DM angeschafft.


Bei der Versammlung des TSV-Regenhütte berichtete der wiedergewählte Vorstand Franz Hasenkopf u. a. über ein durchgeführtes Weinfest, aber auch, daß in der kommenden Saison keine Herrenmannschaft mehr im Fußball aufgestellt werden kann.

1999

Ein Teil des früheren Glashüttengeländes gelangte Anfang des Jahres in Gemeindebesitz. Die baufälligen Gebäude darauf, das alte Schmied-Haus und das Bürogebäude wurden im Herbst dieses Jahres abgerissen, der Boden planiert. 


Das ebenfalls einsturzgefährdete Schleifereigebäude stand zum Abriß im Folgejahr an. Die Gemeinde war daran interessiert, das Gelände möglichst profitabel zu verwerten, ev. wieder durch gewerbliche Nutzung. 


Bezüglich der „Dorferneuerung“ des Ortes Regenhütte wurde von 16 Regenhüttler/innen ein Seminar in Bernried besucht, um Ideen und Handlungsanleitungen für ein Dorferneuerungskonzept zu erhalten. 


Die Fischweiher auf der unteren Herrenwiese wurden zu einem Landschaftsweiher mit rd. 600 qm Fäche umgewandelt.


Der Mitgliederstand des Dorfvereins wuchs auf 158 Mitglieder.

2000

Das Jahr 2000 war geprägt von der „250-Jahrfeier Regenhütte“ und der Veröffentlichung der

Ortschronik „250 Jahre Regenhütte17502000“.


Das Jubiläumsfest am Samstag, den 8. Juli, begann mit einer Festmesse, bei der vom MGV-Regenhütte die „Waldlermesse“ gesungen wurde. 


Trotz schlechten Wetters (in der Nacht zum Samstag lief sogar noch ein „Sturzbach“ durchs Festzelt und erforderte eine Kiesaufschüttung) war großer Publikumsandrang sowohl bei den „Freiluftveranstaltungen“ (Festzug zur Kirche, Jubiläumsfußballmatch, Bau einer symbolischen Brücke über den Regen zum Nationalpark etc.) als erst recht im Festzelt zu verzeichnen. 


Viele ehemalige Regenhüttler kamen, die Kommunalpolitiker der Gemeinde, der Nachbargemeinden und des Landkreises ließen sich ebenso sehen. wie Besucher aus der Umgebung.


Die örtliche Presse berichtete vor und nach dem Dorffest ausführlich und mit vielen Fotos über dieses für Regenhütte schon sehr bedeutsame Ereignis.


Weiter wurde im Jahresverlauf Vorbereitungen für die Dorfweiher-Erweiterung auf rd. 2500 qm angegangen. Das Jahr schloß mit Advents- und Weihnachtsfeiern.

2002

Bei einer Veranstaltung des Dorfvereins im März zum Thema „Unser Dorf soll schöner werden“ wurde mehrheitlich der Aktion und einem Antrag beim Landratsamt zugestimmt, mit welchem die Teilnahme bei einem Gemeinde-Wettbewerb und die Zusage finanzieller Unterstützung erreicht werden sollte.


Veränderungen im Ortsbild zeigten sich bereits. So die Waldrandneugestaltung mit Sträuchern und Laubbäumen nach Abholzen von Fichtenbeständen, die Umgestaltung eines Teils des Glashütten-Abbruchgeländes als Grünfläche sowie die Anlage einer Bruchsteinmauer zur Sanierung des „Plärrers“.


Mit Mitteln der „Max Gallinger-Stiftung“ konnte noch vor Winteranbruch der Ausbau des Dorfweihers abgeschlossen werden. Er ste Arbeiten zur „Feingestaltung“ wie Auslauf, Dammoberfläche, neuer Bachlauf etc. wurden auch schon erledigt.


Die Kreisbewertungskommision für den Wettbewerb „unser Dorf soll schöner werden“ legte einen Bericht mit Eindrücken und Anregungen nach der Bewertung der Regenhütte vor. Leider war Regenhütte nicht Gewinner des Wettbewerbs.


Verstorben ist in diesem Jahr im Alter von 76 Jahren Gerd Maier, einer der Letzten aus der legendären Schispringergarde der Regenhütte in der Nachkriegszeit.

1817 - 1920

Am Samstag, den 26. Juli 2003 wurde bei herrlichstem Sommerwetter der Dorfweiher festlich eingeweiht. Pater Adam übernahm die kirchliche Weihe, stv. Landrat Willi Killinger und Bürgermeister Thomas Müller vertraten die Öffentlichkeit. 


Mit Wasserspielen, Wettkämpfen und Frei-Bier und –Brotzeit für die Bevölkerung wurde es ein gelungenes Fest.

Ein jähes Ende nahm die „Nachfeier“ der durstigen Helfer, als die noch anwesenden Feuerwehrmänner zu einem Wasserrohrbruch der Zuleitung zum E-Werk Pfeifer abgerufen wurden, der beträchtlichen Schaden an einer Werkshalle der Stahlbau Regenhütte anrichtete.


Auf die in Insolvenz gegangene Betreibergesellschaft von Schauglashütte und Verkaufsraum in Regenhütte folgte ein neuer Besitzer, der den Verkaufsraum renovierte und ab August 2003 mit dem Namen „Glasshouse Regenhütte“ firmierte.

Bilderverzeichnis Chronik

Literaturverzeichnis



besuchen Sie uns auf

Share by: